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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Strahl).
Befragt sie, was geschehn, fünf Tag von hier,
Im Stall zu Strahl, als es schon dunkelte,
Und ihr den Gottschalk hießt, sich zu entfernen?
     
    Der Graf vom Strahl (zum Käthchen).
Was ist geschehn, fünf Tag von hier, am Abend,
Im Stall zu Strahl, als es schon dunkelte,
Und ich den Gottschalk hieß, sich zu entfernen?
     
    Käthchen.
Mein hoher Herr! Vergib mir, wenn ich fehlte;
Jetzt leg ich alles, Punkt für Punkt, dir dar.
     
    Der Graf vom Strahl.
Gut. – – Da berührt ich dich und zwar – nicht? Freilich!
Das schon gestandst du?
     
    Käthchen.       Ja, mein verehrter Herr.
     
    Der Graf vom Strahl.
Nun?
     
    Käthchen. Mein verehrter Herr?
     
    Der Graf vom Strahl.     Was will ich wissen?
     
    Käthchen.
Was du willst wissen?
     
    Der Graf vom Strahl.     Heraus damit! Was stockst du?
Ich nahm, und herzte dich, und küßte dich,
Und schlug den Arm dir –?
     
    Käthchen.   Nein, mein hoher Herr.
     
    Der Graf vom Strahl.
Was sonst?
     
    Käthchen.    Du stießest mich mit Füßen von dir.
     
    Der Graf vom Strahl.
Mit Füßen? Nein! Das tu ich keinem Hund.
Warum? Weshalb? Was hattst du mir getan?
     
    Käthchen.
Weil ich dem Vater, der voll Huld und Güte,
Gekommen war, mit Pferden, mich zu holen,
Den Rücken, voller Schrecken, wendete,
Und mit der Bitte, mich vor ihm zu schützen,
Im Staub vor dir bewußtlos nieder sank.
     
    Der Graf vom Strahl.
Da hätt ich dich mit Füßen weggestoßen?
     
    Käthchen.
Ja, mein verehrter Herr.
     
    Der Graf vom Strahl.    Ei, Possen, was!
Das war nur Schelmerei, des Vaters wegen.
Du bliebst doch nach wie vor im Schloß zu Strahl.
     
    Käthchen.
Nein, mein verehrter Herr.
     
    Der Graf vom Strahl.      Nicht? Wo auch sonst?
     
    Käthchen.
Als du die Peitsche, flammenden Gesichts,
Herab vom Riegel nahmst, ging ich hinaus,
Vor das bemooste Tor, und lagerte
Mich draußen, am zerfallnen Mauernring
Wo in süßduftenden Holunderbüschen
Ein Zeisig zwitschernd sich das Nest gebaut.
     
    Der Graf vom Strahl.
Hier aber jagt ich dich mit Hunden weg?
     
    Käthchen.
Nein, mein verehrter Herr.
     
    Der Graf vom Strahl.      Und als du wichst,
Verfolgt vom Hundgeklaff, von meiner Grenze,
Rief ich den Nachbar auf, dich zu verfolgen?
     
    Käthchen.
Nein, mein verehrter Herr! Was sprichst du da?
     
    Der Graf vom Strahl.
Nicht? Nicht? – Das werden diese Herren tadeln.
     
    Käthchen.
Du kümmerst dich um diese Herren nicht.
Du sandtest Gottschalk mir am dritten Tage,
Daß er mir sag: dein liebes Käthchen wär ich;
Vernünftig aber möcht ich sein, und gehn.
     
    Der Graf vom Strahl.
Und was entgegnetest du dem?
     
    Käthchen.    Ich sagte,
Den Zeisig littest du, den zwitschernden,
In den süßduftenden Holunderbüschen:
Möchtst denn das Käthchen von Heilbronn auch leiden.
     
    Der Graf vom Strahl (erhebt das Käthchen).
Nun dann, so nehmt sie hin, ihr Herrn der Vehme,
Und macht mit ihr und mir jetzt, was ihr wollt.
     
    (Pause.)
     
    Graf Otto (unwillig).
Der aberwitzge Träumer, unbekannt
Mit dem gemeinen Zauber der Natur! –
Wenn euer Urteil reif, wie meins, ihr Herrn,
Geh ich zum Schluß, und laß die Stimmen sammeln.
     
    Wenzel.
Zum Schluß!
     
    Hans.     Die Stimmen!
     
    Alle.   Sammelt sie!
     
    Ein Richter.      Der Narr, der!
Der Fall ist klar. Es ist hier nichts zu richten.
     
    Graf Otto.
Vehmherold, nimm den Helm und sammle sie.
     
    (Vehmherold sammelt die Kugeln und bringt den Helm, worin sie liegen, dem Grafen.)
     
    Graf Otto (steht auf).
Herr Friedrich Wetter Graf vom Strahl, du bist
Einstimmig von der Vehme losgesprochen,
Und dir dort, Theobald, dir geb ich auf,
Nicht fürder mit der Klage zu erscheinen,
Bis du kannst bessere Beweise bringen.
    (Zu den Richtern.)
Steht auf, ihr Herrn! die Sitzung ist geschlossen.
     
    (Die Richter erheben sich.)
     
    Theobald.
Ihr hochverehrten Herrn, ihr sprecht ihn schuldlos?
Gott sagt ihr, hat die Welt aus nichts gemacht;
Und er, der sie durch nichts und wieder nichts
Vernichtet, in das erste Chaos stürzt,
Der sollte nicht der leidge Satan sein?
     
    Graf Otto.
Schweig, alter, grauer Tor! Wir sind nicht da,
Dir die verrückten Sinnen einzurenken.
Vehmhäscher, an dein Amt! Blend ihm die Augen,
Und führ ihn wieder auf das Feld hinaus.
     
    Theobald.
Was! Auf das Feld? Mich hilflos greisen Alten?
Und dies mein einzig liebes Kind, –?
     
    Graf Otto.    Herr Graf,
Das überläßt die Vehme Euch! Ihr zeigtet
Von der Gewalt, die Ihr hier übt, so manche
Besondre Probe

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