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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Auftritt
     
    Fräulein Kunigunde von Thurneck im Reisekleide, mit entfesselten Haaren. – Die Vorigen.
     
    Kunigunde (wirft sich vor dem Grafen vom Strahl nieder).
Mein Retter! Wer Ihr immer seid! Nehmt einer
Vielfach geschmähten und geschändeten Jungfrau
Euch an! Wenn Euer ritterlicher Eid
Den Schutz der Unschuld Euch empfiehlt: hier liegt sie
In Staub gestreckt, die jetzt ihn von Euch fordert!
     
    Freiburg.
Reißt sie hinweg, ihr Männer!
     
    Georg (ihn zurückhaltend).    Max! hör mich an.
     
    Freiburg.
Reißt sie hinweg, sag ich; laßt sie nicht reden!
     
    Der Graf vom Strahl.
Halt dort ihr Herrn! Was wollt ihr!
     
    Freiburg.    Was wir wollen?
Mein Weib will ich, zum Henker! – Auf! ergreift sie!
     
    Kunigunde.
Dein Weib? Du Lügnerherz!
     
    Der Graf vom Strahl (streng).    Berühr sie nicht!
Wenn du von dieser Dame was verlangst,
So sagst dus mir! Denn mir gehört sie jetzt,
Weil sie sich meinem Schutze anvertraut. (Er erhebt sie.)
     
    Freiburg.
Wer bist du, Übermütiger, daß du
Dich zwischen zwei Vermählte drängst? Wer gibt
Das Recht dir, mir die Gattin zu verweigern?
     
    Kunigunde.
Die Gattin? Bösewicht! Das bin ich nicht!
     
    Der Graf vom Strahl.
Und wer bist du, Nichtswürdiger, daß du
Sie deine Gattin sagst, verfluchter Bube,
Daß du sie dein nennst, geiler Mädchenräuber,
Die Jungfrau, dir vom Teufel in der Hölle,
Mit Knebeln und mit Banden angetraut?
     
    Freiburg.
Wie? Was? Wer?
     
    Georg.      Max, ich bitte dich.
     
    Der Graf vom Strahl. Wer bist du?
     
    Freiburg.
Ihr Herrn, ihr irrt euch sehr –
     
    Der Graf vom Strahl.     Wer bist du, frag ich?
     
    Freiburg.
Ihr Herren, wenn ihr glaubt, daß ich –
     
    Der Graf vom Strahl. Schafft Licht her!
     
    Freiburg.
Dies Weib hier, das ich mitgebracht, das ist –
     
    Der Graf vom Strahl.
Ich sage Licht herbeigeschafft!
     
    (Gottschalk und die Köhler kommen mit Fackeln und Feuerhaken.)
     
    Freiburg.   Ich bin –
     
    Georg (heimlich).
Ein Rasender bist du! Fort! Gleich hinweg!
Willst du auf ewig nicht dein Wappen schänden.
     
    Der Graf vom Strahl.
So, meine wackern Köhler; leuchtet mir!
     
    (Freiburg schließt sein Visier.)
     
    Der Graf vom Strahl.
Wer bist du jetzt, frag ich? Öffn’ das Visier.
     
    Freiburg.
Ihr Herrn, ich bin –
     
    Der Graf vom Strahl.   Öffn’ das Visier.
     
    Freiburg.     Ihr hört.
     
    Der Graf vom Strahl.
Meinst du, leichtfertger Bube, ungestraft
Die Antwort mir zu weigern, wie ich dir?
     
    (Er reißt ihm den Helm vom Haupt, der Burggraf taumelt.)
     
    Schauermann.
Schmeißt den Verwegenen doch gleich zu Boden!
     
    Wetzlaf.
Auf! Zieht!
     
    Freiburg.     Du Rasender, welch eine Tat!
     
    (Er erhebt sich, zieht und haut nach dem Grafen; der weicht aus.)
     
    Der Graf vom Strahl.
Du wehrst dich mir, du Afterbräutigam?
    (Er haut ihn nieder.)
So fahr zur Hölle hin, woher du kamst,
Und feire deine Flitterwochen drin!
     
    Wetzlaf.
Entsetzen! Schaut! Er stürzt, er wankt, er fällt!
     
    Flammberg (dringt vor).
Auf jetzt, ihr Freunde!
     
    Schauermann.      Fort! Entflieht!
     
    Flammberg.    Schlagt drein!
Jagt das Gesindel völlig in die Flucht!
     
    (Die Burggräflichen entweichen; niemand bleibt als Georg, der über den Burggrafen beschäftigt ist.)
     
    Der Graf vom Strahl (zum Burggrafen).
Freiburg! Was seh ich? Ihr allmächtgen Götter!
Du bists?
     
    Kunigunde (unterdrückt). Der undankbare Höllenfuchs!
     
    Der Graf vom Strahl.
Was galt dir diese Jungfrau, du Unsel’ger?
Was wolltest du mit ihr?
     
    Georg. – Er kann nicht reden.
Blut füllt, vom Scheitel quellend, ihm den Mund.
     
    Kunigunde.
Laßt ihn ersticken drin!
     
    Der Graf vom Strahl.     Ein Traum erscheint mirs!
Ein Mensch wie der, so wacker sonst, und gut.
- Kommt ihm zu Hülf, ihr Leute!
     
    Flammberg.    Auf! Greift an!
Und tragt ihn dort in jener Hütte Raum.
     
    Kunigunde.
Ins Grab! Die Schaufeln her! Er sei gewesen!
     
    Der Graf vom Strahl.
Beruhigt Euch! – Wie er darnieder liegt,
Wird er auch unbeerdigt Euch nicht schaden.
     
    Kunigunde.
Ich bitt um Wasser!
     
    Der Graf vom Strahl.    Fühlt Ihr Euch nicht wohl?
     
    Kunigunde.
Nichts, nichts – Es ist – Wer hilft? – Ist hier kein Sitz?
- Weh mir! (Sie wankt.)
     
    Der Graf vom Strahl. Ihr Himmlischen! He! Gottschalk! hilf!
     
    Gottschalk.
Die Fackeln her!
     
    Kunigunde.     Laßt, laßt!
     
    Der Graf vom Strahl (hat sie auf einen Sitz geführt). Es geht vorüber?
     
    Kunigunde.
Das Licht kehrt

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