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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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du das Unglück mit der Grazie Tritt
Auf jungen Schultern herrlich hast getragen,
      Wie von des Kriegs zerrißnem Schlachtenwagen
Selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt,
Wie trotz der Wunde, die dein Herz durchschnitt,
Du stets der Hoffnung Fahn’ uns vorgetragen:
      O Herrscherin, die Zeit dann möcht’ ich segnen!
Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen –
Wie groß du warst, das ahndeten wir nicht!
      Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert;
Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert,
Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!

An den König von Preußen.
     
    Zur Feier seines Einzugs in Berlin.
     
      Was blickst du doch zu Boden schweigend nieder,
Durch ein Portal siegprangend eingeführt?
Du wendest dich, begrüßt vom Schall der Lieder,
Und deine starke Brust, sie scheint gerührt.
Blick’ auf, o Herr! Du kehrst als Sieger wieder,
Wie hoch auch jener Cäsar triumphiert:
Ihm ist die Schar der Götter zugefallen,
Jedoch den Menschen hast du Wohlgefallen.
      Du hast ihn treu, den Kampf, als Held getragen,
Dem du um nicht’gen Ruhm dich nicht geweiht,
Du hättest noch in den Entscheidungstagen
Der höchsten Friedensopfer keins gescheut.
Die schönste Tugend – laß mich’s kühn dir sagen! –
Hat mit dem Glück des Krieges dich entzweit:
Du brauchtest Wahrheit weniger zu lieben,
Und Sieger wärst du auf dem Schlachtfeld blieben.
      Laß denn zerknickt die Saat von Waffenstürmen,
Die Hütten laß ein Raub der Flammen sein!
Du hast die Brust geboten, sie zu schirmen:
Dem Lethe wollen wir die Asche weihn.
Und müßt’ auch selbst noch auf der Hauptstadt Türmen
Der Kampf sich für das heil’ge Recht erneun:
Sie sind gebaut, o Herr, wie hell sie blinken,
Für beßre Güter in den Staub zu sinken.

An den Erzherzog Karl.
     
    Nach der Schlacht bei Aspern, den 21. und 22. Mai 1809.
     
    Hättest du Turenne besiegt,
Der an dem Zügel der Einsicht
Leicht den ehernen Wagen des Kriegs,
Wie ein Mädchen ruhige Rosse, lenkte;
Oder jenen Gustav der Schweden,
Der an dem Tage der Schlacht
Seraphische Streiter zu Hilfe rief;
Oder den Suwarow oder den Soltikow,
Die bei der Drommete Klang
Alle Dämme der Streitlust niedertraten
Und mit Bächen von Blut
Die granitene Bahn des Siegs sich sprengten: –
Siehe, die Jungfraun rief’ ich herbei des Landes,
Daß sie zum Kranz den Lorbeer flöchten,
Dir die Scheitel, o Herr, zu krönen!
    Aber wen ruf’ ich – o Herz, was klopfst du? –
Und wo blüht, an welchem Busen der Mutter,
So erlesen, wie sie aus Eden kam,
Und wo duftet, auf welchem Gipfel,
Unverwelklich, wie er Alciden kränzet,
Jungfrau und Lorbeer, dich, o Karl, zu krönen,
Ueberwinder des Unüberwindlichen!

Das letzte Lied.
     
     
      Fernab am Horizont, auf Felsenrissen,
Liegt der gewitterschwarze Krieg getürmt;
Die Blitze zucken schon, die Ungewissen,
Der Wandrer sucht das Laubdach, das ihn schirmt;
Und wie ein Strom, geschwellt von Regengüssen,
Aus seines Ufers Bette heulend stürmt,
Kommt das Verderben mit entbundnen Wogen
Auf alles, was besteht, herangezogen.
      Der alten Staaten graues Prachtgerüste
Sinkt donnernd ein, von ihm hinweggespült,
Wie auf der Heide Grund ein Wurmgeniste,
Von einem Knaben scharrend weggewühlt;
Und wo das Leben um der Menschen Brüste
In tausend Lichtern jauchzend hat gespielt,
Ist es so lautlos jetzt wie in den Reichen,
Durch die die Wellen des Cocytus schleichen.
      Und ein Geschlecht, von düsterm Haar umflogen,
Tritt aus der Nacht, das keinen Namen führt,
Das, wie ein Hirngespinst der Mythologen,
Hervor aus der Erschlagnen Knochen stiert;
Das ist geboren nicht und nicht erzogen
Vom alten, das im deutschen Land regiert:
Das läßt in Tönen, wie der Nord an Strömen,
Wenn er im Schilfrohr seufzet, sich vernehmen.
      Und du, o Lied voll unnennbarer Wonnen,
Das das Gefühl so wunderbar erhebt,
Das, einer Himmelsurne wie entronnen,
Zu den entzückten Ohren niederschwebt,
Bei dessen Klang empor ins Reich der Sonnen,
Von allen Banden frei, die Seele strebt:
Dich trifft der Todespfeil; die Parzen winken,
Und stumm ins Grab mußt du daniedersinken.
      Ein Götterkind, bekränzt im Jugendreigen,
Wirst du nicht mehr von Land zu Lande ziehn,
Nicht mehr in unsre Tänze niedersteigen,
Nicht hochrot mehr bei unserm Mahl erglühn.
Und nur wo einsam unter Tannenzweigen
Zu Leichensteinen stille Pfade fliehn,
Wird Wanderern, die bei den Toten leben,
Ein Schatten deiner Schön’ entgegenschweben.
      Und stärker rauscht der Sänger in die

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