Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
Vom Netzwerk:
siehst du, mit den Hunden. In meinen Ställen, die Wahrheit zu sagen, befinden sich zwei auserlesene Koppeln;Doggen, die eine, echt englische, 17 an der Zahl; die andere besteht aus 30 Jagdkleppern; Hühnerhunde, Teckel und dergleichen rechne ich nicht. Aber meinst du, das Edikt sähe deshalb mich an mit 1 Tlr. pro Hund; Mitnichten! Diese Koppeln gehören meinem Jäger; und da das Edikt (§ II, 10 b) Hunde die eines Gewerbes wegen gehalten werden, von der Steuer ausnimmt: so bleibt für mich nur, als steuerverfallen, ein Pudel von der norwegischen Rasse, ein Mops und der Schoßhund meiner Frau: macht (à Hund 1 Tlr.) 3 Tlr. mehr nicht.
    Ein Gleiches gilt von den Pferden! – Zwar, wenn es Markt ist, fährt meine Frau mit den vier holsteinschen Rappen nach der Stadt; das schwarze Silbergeschirr steht den zwei jungen Apfelschimmeln nicht übel und der Fuchs und der Braune gehn gut, wenn ich sie reite. Aber meinst du, daß dies darum, durch die Bank, Reit- und Kutschpferde wären, die ich, mit 15 Tlr. pro Stück, zu versteuern hätte? Mitnichten! Die Pferde, das weiß jedermann, brauch ich im Frühjahr und bei der Ernte; und da das Edikt (§ II, 10 c) von Gebrauchspferden nicht spricht: so prallt die Forderung auch hieher von mir ab und ich zahle nichts.
    Endlich, was die Wagen betrifft! – Zwar die zwei englischen Batarden, die ich kürzlich gekauft, werde ich, ob ich sie gleich in Kreisgeschäften zuweilen brauche, mit 8 Tlr. pro Stück, versteuern müssen. Aber den Halbwagen und die drei in Federn hängenden Korbwagen mit Verdeck? Mitnichten! Den Halbwagen, an dem ich kürzlich die Achse zerbrach, verbrenn ich oder verkauf ich; und von den Korbwagen beweis ich, daß ich vergangenes Jahr Heu und Strauchwerk damit eingefahren, und die 2 Fahrzeuge mithin Acker- und Lastwagen sind. Mithin geht der Kelch der Luxussteuer auch hier an mir vorüber; und es bleibt, außer den Batarden, nur noch eine zweirädrige Jagdkalesche übrig, die ich mit 5 Tlr. (denn mehr beträgt es nicht) (§ II, 10 d) zu versteuern habe.
    Lebe wohl!
     
    Gäbe es der begüterten Staatsbürger, welche so denken, mehrere: so wäre es allerdings besser, weder die Luxus- noch irgend eine andere Steuer wäre ausgeschrieben worden. Denn ob ein Staat, der aus solchen Bürgern zusammengesetzt ist, besteht,oder ob er, von den Stürmen der Zeit, in alle Lüfte verweht wird: das gilt völlig gleichviel. Glücklicherweise aber fehlt es an wackern, der Aufopferung fähigen Leuten, die den Drang des Augenblicks und die Zweckmäßigkeit der Luxussteuer begreifen, im Lande nicht; und da obiger Brief nur die Verirrung einer einzelnen, isolierten Schlechtigkeit sein kann: so wollen wir, zur Rechtfertigung der besagten Maßregel, folgende Antwort darauf versuchen.
     
    Mein Herr!
    Wenn die Landesbehörde, welche die Steuer ausschrieb, streng gegen Sie sein wollte, so nähme sie Dieselben, vermittelst eines eigenen Spezialbefehls, von der Steuer aus. Sie ließe Ihren Namen da, wo er wahrscheinlich früh oder spät noch einmal zu lesen sein wird, anschlagen, und setzte darunter: dieser ist von der Steuer frei. Da jedoch Huld und Güte, seit undenklichen Zeiten, die Eigenschaft aller unserer Landesregierungen gewesen ist: so wird, meine ich, die ganze Maßregel, die sie in bezug auf Ihre Genossenschaft (falls Sie dergleichen haben) ergreifen dürfte, diese sein, daß sie durch Vergrößerung des Beamtenpersonale, die Kontrolle der Luxussteuer und der Verpflichtung sie zu bezahlen, schärft. Alsdann werden, wie sich von selbst versteht, die Kosten, die dieser neue erhöhte Etat veranlaßt, auf die Steuer geschlagen werden; und statt pro Bedienten 10 Tlr. und pro Pferd oder Hund 15 Tlr. oder 1 Tlr. werden Dieselben pro Bedienten vielleicht 12 Tlr. und pro Pferd oder Hund 16 Tlr. und 3 Tlr. zu bezahlen haben.
    Der ich die Ehre habe zu sein
    Dero Anonymus
     

Schreiben aus Berlin
     
    Gestern früh um 4 Uhr wurde der Leichnam Ihrer Majestät dei verewigten Königin, ganz in der Stille, aus dem hiesigen Dom, wo derselbe bisher gestanden, in die, zu diesem Zweck erbaute, Kapelle nach Charlottenburg gebracht. Der Sarg, auf welchem sich, wie an dem Tage der feierlichen Beisetzung, die Krone befand, wurde, von einigen königlichen Hausoffizianten, durch eine Reihe von Gardedukorps, die in dem Dom aufgestellt war, aufden, vor dem Domportal haltenden und mit acht Pferden bespannten, Leichenwagen gebracht. Se. Exzellenz, der Herr Gouverneur, Graf v. Kalkreuth, die Kammerherren

Weitere Kostenlose Bücher