Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
Vom Netzwerk:
Kraft, ohne auch nur die Klinke oder den Schlüssel zu versuchen, die Türe, auf den ersten Anstoß, einzusprengen: er befand sich, ohne daß er angeben konnte, woher ihm das Vermögen dazu gekommen war, auf der offenen Straße, und war gerettet.
    Der Himmel bewahre mich davor, der Regierung bei so viel preiswürdigen und gesegneten Schritten, die sie zum Aufbau einer besseren Zukunft tat, nichts als eine Absicht dieser sekundären Art unterzulegen; es gilt hoffentlich ganz andre Dinge, als die bloße Tilgung einer, momentan auf uns lastenden, Kriegsschuld, und ich gehe hier bloß in eine Ansicht der Dinge ein, die Sie mir in Ihrem Briefe aufgestellt haben. Aber Ihr Urteil, mein teurer Freund, möcht ich Sie, wenn es sein kann, bewegen, vor der Vollendung des Werks, von dem uns einige Grundlinien vor Augen gelegt worden sind, gefangen zu nehmen – möchte Ihr Vertrauen schärfen zu einer Regierung, die es lebhaft, wie je eine, verdient, und, in einer so verhängnisvollen Zeit, wie die jetzige, mehr als irgend eine andere, falls die Wolken, die uns umringen, zerstreut werden sollen, in ihren Maßregeln, groß und klein, die sie zu ergreifen für gut befindet, bedarf. Leben Sie wohl!
    xy.
     

Kalenderbetrachtung
     
    den 10. März 1811
    Im vorigen Jahre waren keine sichtbaren Sonnen- oder Mondfinsternisse; also seit ungewöhnlich langer Zeit die erste fällt auf den Geburtstag unsrer unvergeßlichen Königin. Der Mond, der an diesem Tage das Zeichen der Jungfrau verläßt, wird in der sechsten Morgenstunde (die auch ihre Todesstunde war) verfinstert, und geht in der Verfinsterung unter. – Übrigens ist es Sonntag.

Theater
     
     
    1
     
    Den 2. Oktober : Ton des Tages, Lustspiel von Voß
    Kant sagt irgendwo, in seiner Kritik der Urteilskraft, daß der menschliche Verstand und die Hand des Menschen, zwei, auf notwendiger Weise, zu einander gehörige und auf einander berechnete, Dinge sind. Der Verstand, meint er, bedürfe, falls er in Wirksamkeit treten solle, ein Werkzeug von so mannigfaltiger und vielseitiger Vollkommenheit, als die Hand; und hinwiederum zeige die Struktur der Hand an, daß die Intelligenz, die dieselbe regiere, der menschliche Verstand sein müsse. Die Wahrheit dieses, dem Anschein nach paradoxen Satzes, leuchtet uns nie mehr ein, als wenn wir Herrn Iffland auf der Bühne sehen. Er drückt in der Tat, auf die erstaunenswürdigste Art, fast alle Zustände und innerliche Bewegungen des Gemüts damit aus. Nicht, als ob, bei seinen theatralischen Darstellungen, nicht seine Figur überhaupt, nach den Forderungen seiner Kunst, zweckmäßig mitwirkte: in diesem Fall würde das, was wir hier vorgebracht haben, ein Tadel sein. Es wird ihm, in der Pantomimik überhaupt, besonders in den bürgerlichen Stücken, nicht leicht ein Schauspieler heutiger Zeit gleichkommen. Aber von allen seinen Gliedern, behaupten wir, wirkt, in der Regel, keins, zum Ausdruck eines Affekts, so geschäftig mit, als die Hand; sie zieht die Aufmerksamkeit fast von seinem so ausdrucksvollen Gesicht ab: und so vortrefflich dies Spiel an und für sich auch sein mag, so glauben wir doch, daß ein Gebrauch, mäßiger und minder verschwenderisch, als der, den er davon macht, seinem Spiel ( wenn dasselbe noch etwas zu wünschen übrig läßt) vorteilhaft sein würde.
    xy.
     
    2
     
    Gestern zum ersten Male: Der Sohn durchs Ungefähr; Posse in zwei Akten
    »C’est im rien« würden die Franzosen von dieser Posse sagen; und wir glauben sogar, daß man dem Stückchen nicht zu viel täte, wenn man die fremde Redensart wörtlich übersetzte und (freilich etwas härter) von ihm sagte: Es ist ein Nichts. Aber auch einsolches Nichts, als vorübergehende Erscheinung, darf, da wir nur eine Bühne haben, keinesweges verdrängt von ihr werden, und das Publikum bleibt der Direktion für Kleinigkeiten der Art, sollten sie auch nur wenige Male wiederholt werden, für jetzt noch immer Dank schuldig. Wem mit Variationen auf das beliebte »Rochus Pumpernickel« mit etwas »Je toller je besser« vermischt, gedient ist; der gehe und höre und sehe den Sohn durchs Ungefähr mit seinen beiden unüberschwenglichen Redensarten, die durch das ganze Stück wie zwei gewaltige Grundtöne durchgehen, nämlich Nr. I: Stellen Sie sich vor ! und Nr. 2: Daran ist gar nicht zu zweifeln ! – Die nähere Beschreibung des Stücks; was alles drin vorkommt, wann der erste Akt aufhört und wann der zweite anfängt, wird wahrscheinlich in den nächsten Blättern unsrer

Weitere Kostenlose Bücher