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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Erstaunen, zu finden, daß die Schwarzen zu Demerary selbst die Behüter ihrer Herren und ihres Eigentums sind!
    Ich bemerkte, am Abend meiner Ankunft, mehrere große Feuer, welche auf manchen Punkten der Pflanzung, auf die Art, wie man einander Signale zu geben pflegt, angezündet waren. Auf meine betroffene Frage an den Holländer, der mich empfangen hatte: was dies zu bedeuten habe? antwortete er mir: daß dies eben soviel Negerposten wären, welche ausgestellt wären und sich ablösten, um, während der Nacht, die Diebstähle zu verhüten. Ich hörte sie, bis zum Anbruch des Tages, Patrouillen machen, und sich eine Art von Parole zurufen, wie in einem Lager (All’swell!). Infolge dieser Maßregel stehen, während der Nacht, alle Türen der Häuser offen, ohne daß sich der mindeste Diebstahl ereignete.
    Ich habe mehrere amerikanische Inseln, als Grenada, St. Christoph etc. besucht, und überall den Zustand der Neger nicht nur erträglich, sondern sogar so angenehm gefunden, als es, unter solchen Umständen, nur immer möglich ist.
    Die Neger begeben sich, in der Regel, ein wenig vor Aufgang der Sonne, an ihre Arbeit; man gibt ihnen eine halbe Stunde zum Frühstücken und zwei Stunden zum Mittagsessen. Sie sind nicht träge bei der Arbeit, aber ungeschickt; und ein englischer Tagelöhner würde in einem Tage mehr leisten, als auch der fleißigste Schwarze.
    Jeder Neger bekommt einen Quadratstrich Erdreichs, den er, nach seiner Laune und seinem Gutdünken, bewirtschaften kann. Sie gewinnen darauf, wenigstens zweimal des Jahrs, Mais, Ertoffeln, Spinat etc. Die geschickteren Ananas, Melonen etc. Alle Produkte, die sie auf ihren Feldern erzielen, haben sie das Recht, zu verkaufen; ein Erwerb, der bei weitem beträchtlicher ist, als der Erwerb auch des tätigsten Tagelöhners in Europa. Niemals sieht man, unter diesen Negern Bettler, oder Gestalten so elender und jämmerlicher Art, wie sie einem in Großbritannien und Irland begegnen.
    Alle Schwarze werden in Krankheiten gepflegt; besonders aber die Weiber derselben während ihrer Niederkunft. Jedem Weibe, das in Wochen liegt, wird eine Hebamme und eine Wärterin zugeordnet; man fordert auch nicht die mindeste Arbeit von ihr, bis sie völlig wieder hergestellt ist. Überhaupt aber dürfen die Weiber nicht in schlechtem Wetter arbeiten: ein Aufseher, der zu strenge gegen sie wäre, würde weggejagt und nirgends wieder angestellt werden. Auf den Mord eines Sklaven steht unerbittlich der Tod.«
    Seitdem die Engländer Meister vom holländischen Guyana sind, haben sie eine große Menge freier Schwarzen und Halbneger ins Land gezogen, welche (als Schuster, Schneider, Zimmermeister, Maurer) Professionen betreiben. Diese Menschen arbeiten anfänglich unter der Anleitung englischer und schottischer Meister; nachher werden sie selbst gebraucht, um die jungenSchwarzen zu unterrichten. Man hat bemerkt, daß diejenigen, die aus den Völkerschaften von Kongo und Elbo abstammen, geschickter und gelehriger sind, als die übrigen Afrikaner.
    Der Verfasser war jedesmal bei der Ankunft eines Fahrzeuges mit Negern und bei dem Verkauf derselben gegenwärtig. Gewöhnlich sind auf Anstiften der Herren die Schwarzen alsdann in dem sogenannten Verkaufssaal versammelt; sie tanzen und singen, und man gibt ihnen zu essen. Der Verfasser bemerkte bei einer solchen Gelegenheit zwei Knaben unter den Angekommenen, die, ohne Teil an der Lustbarkeit zu nehmen, traurig und nachdenkend in der Ferne standen. Er näherte sich ihnen freundlich, und sprach mit ihnen; worauf der ältere von beiden, mehr durch Zeichen, als durch das schlechte Englisch, das er, während seiner Überfahrt, gelernt hatte, ihm zu verstehen gab: sein Kamerad habe eine entsetzliche Furcht davor, verkauft zu werden, weil er meine, daß man sie nur kaufe, um sie zu essen. Herr B. nahm den Knaben bei der Hand, und führte ihn auf den Hof; er gab ihm einen Hammer, und bemühte sich, ihm verständlich zu machen, daß man ihn brauchen würde, Holz, zum Bau der Schiffe und Häuser, zu bezimmern. Der Knabe tat, mit einem fragenden Blick, mehrere Schläge auf das Holz; und da er sich überzeugt hatte, daß er recht gehört habe, sprang er und sang, mit einer ausschweifenden Freude; kehrte aber plötzlich traurig zu Herrn B. zurück, und legte ihm seinen Finger auf den Mund, gleichsam, um ihn zu fragen, ob er auch ihn nicht essen würde. Herr B. nahm darauf ein Brot und ein Stück Fleisch, und bedeutete ihm, daß dies die gewöhnliche

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