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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Nahrung der Europäer sei; er ergriff den Arm des Knaben, führte ihn an seinen Mund, und stieß ihn, mit dem Ausdruck des Abscheus und des Ekels, wieder von sich. Der junge Afrikaner verstand ihn vollkommen; er stürzte sich zu seinen Füßen, und stand nur auf, um zu tanzen und zu singen, mit einer Ausgelassenheit und Fröhlichkeit, die Herr B. ein besonderes Vergnügen hatte, zu beobachten.
    »Ich komme noch einmal«, sagt der Verfasser am Schluß, »zu meinem Lieblingsgedanken zurück, nämlich für die Erneuerung und den Wachstum der schwarzen Bevölkerung in den Kolonien der Inseln und des Kontinents von Amerika Sorge zu tragen. Man müßte Neger, welche während zwanzig Jahre Beweise von Treueund Anhänglichkeit in den europäischen Niederlassungen gegeben haben, nach den Küsten von Afrika zurückschicken. Ich zweifle nicht, daß diese Emissarien ganze Völkerschaften, die ihnen freiwillig folgten, mitbringen würden: so erträglich ist der Zustand der Neger in Amerika im Vergleich mit dem Elend, dem sie unter der grimmigen Herrschaft ihrer einheimischen Despoten ausgesetzt sind.«
     
    Haydns Tod
     
    Haydn verließ schon, seit dem Jahr 1800, hohen Alters wegen, die kleine Wohnung nicht mehr, die er in einer Vorstadt von Wien besaß. Seine Schwäche war so groß, daß man ihm ein eigenes Fortepiano, dessen Claven, vermittelst einer Vorrichtung, mit besonderer Leichtigkeit zu rühren waren, erbauen mußte. Er bediente sich dieses Instruments, schon seit 1803, nicht mehr, um zu komponieren, sondern bloß, die Öde seiner alten Tage, wenn er sich dazu aufgelegt fühlte, zu erheitern. Freunde, welche kamen, sich nach seiner Gesundheit zu erkundigen, fanden, statt der Antwort, an der Tür eine Karte befestigt, auf welcher folgender Satz, aus einem seiner letzten Gesänge, in Kupfer gestochen war:
    »Meine Kraft ist erloschen, Alter und Schwäche drücken mich zu Boden.«
    Inzwischen hatte sich, während des Winters von 1808, in den ersten Häusern von Wien, eine Gesellschaft gebildet, welche Sonntags, vor einer zahlreichen Versammlung, die Werke der großen Musikmeister aufführte. Einer der geschmackvollsten und prächtigsten Säle der Stadt, der in seinem Raum wenigstens fünfzehnhundert Menschen faßte, war der Schauplatz dieser musikalischen Festlichkeit; Damen und Herren vom ersten Rang fanden sich darin ein, teils um der Konzerte und Oratorien, die man gab, zu genießen, teils selbst an der Ausführung derselben, begleitet von den geschicktesten Meistern der Stadt, Anteil zu nehmen. Am Schluß des Winterhalbenjahrs, den 27. März 1808, entschloß sich die Gesellschaft, Haydns Schöpfung aufzuführen. Man erhielt von Haydn, in einem heiteren Augenblick, das Versprechen, daß er sich dabei einfinden würde: und alles, was Gefühl für Musik und Ehrfurcht für Verdienst und Alter hatte,beeiferte sich dem gemäß, an diesem Tage gegenwärtig zu sein. Zwei Stunden vor Anfang des Konzerts war der Saal bereits voll; in der Mitte ein dreifacher Rang von Sesseln, mit den ersten Virtuosen der Stadt, Männern wie Salieri, Gyrowetz, Hummel etc. besetzt; vorn ein Sessel von noch größerer Auszeichnung, bestimmt für Haydn, der nicht ahndete, welch ein Triumph seiner wartete.
    Kaum war das Zeichen seiner Ankunft gegeben, so steht, in unbesprochener Übereinkunft, wie durch einen elektrischen Schlag, alles auf; man drängt, man erhöht sich, um ihn zu sehen, und alle Blicke sind auf die Türe gerichtet, durch die er eintreten soll. Die Prinzessin von Esterhazy, an der Spitze einer Versammlung von Personen von der ersten Geburt oder seltnem, vorzüglichem Talent, erhebt sich und geht ihm, um ihn zu empfangen, bis an den Fuß der Treppe entgegen. Der rühmwürdige Greis, auf einem Sessel getragen, erscheint unter der Tür; er kömmt, unter Vivatrufen und Beifallklatschen, vom Tusch aller Instrumente begrüßt, auf dem für ihn bestimmten Sessel an. Die Prinzessin von Esterhazy nimmt Platz zu seiner Rechten, der Autor der Danaiden zu seiner Linken; die Prinzen von Trautmannsdorf, Lobkowitz, mehrere auswärtige Gesandte usw. folgen; und es erscheinen zwei Damen, welche ihm, im Namen der Gesellschaft, zwei Gedichte überreichen, das eine ein Sonett, in italienischer Sprache, gedichtet von Carpani, das andere eine Ode, in deutscher Sprache, gedichtet von Collin.
    Haydn, der diesen Empfang nicht vorhergesehen hatte, gebrach es, einfach und bescheiden, wie er war, an Worten, das Gefühl, das ihn ergriff, auszusprechen. Man

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