Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
Vom Netzwerk:
entquilt dem Auge, indem sein Geist sich vom Körper trent. Alles ist in Bestürzung, da man den ofnen Brief an Wilhelm liest. Man schikt ihn an denselben; und schreibt einen an Karl. Zu Mittag am Neuiarstage kommen die beiden Freunde. Sinlos fallen sie auf ihren erblasten Freund. Ihren Jammer mag ich nicht beschreiben. Auf abend sol er begraben werden. Vier Anverwande vom Abelard tragen ihn. Stil, betrübt gehen die beiden Freunde der Bare nach. Bei’m Mondschein senken sie den Erblasten in die küle Erde, nach der er sich schon lange gesent hatte. Weinend drükken Wilhelm und Karl sich die Hände; und seufzen: Hilf Got! daß unser Leben sei, wie’s Leben dieses Edlen! Aber bewar uns vor seinem Ende. Und las uns ihn wieder im Himmel antreffen. — Oft erinnerten sie sich an denselben; und weihten seiner Asch’ eine stille Träne. —
     
     
    Dies ist die Geschichte des Jünglings, den wir aus seinen Briefen kennen gelernt haben. Ruhig rinn’ ihm von des Edlen Wangen eine Träne des Mitleids! - Liebt den Unglüklichen; er verdient warlich eure Liebe; amt ihn aber nicht nach! Und o! ihr Liebende!
    die ihr die gleiche Qual mit ihm duldet, last euch seine Geschichte zum Trost dienen. Verzaget nicht, wenn euch Leiden drängen! Und wenn eures Kummers zu viel ist, so blikket hin in ienes Leben - und wenn eure liebende Herzen hier geschieden sind,- so erwartet das Wiedersehen in Gottes seligem Himmel - we alle sich wieder erkennen Freund und Freundin, Werther und Lotte, Siegwart und Marianna - und alle - und auch du und ich! —
     
    J. P. F. R.

MEIN EIGEN URTEIL ÜBER DEN ABELARD
     
    den 9. August 1781
     
    Feier. Dieses ganze Romängen ist one Plan gemacht, die Verwiklung felt gänzlich und ist altäglich und uninteressant. Die Karaktere sind nicht so wol übel geschildert, als gar nicht geschildert. Man sieht von Abelard und von der Heloise nichts als das Herz: man weis nichts von ihrem Verstande; es ist keine ihrer Neigungen ausgemalt; nicht einmal die Empfindung der Liebe ist war dargestelt. Überdies ist alles überspant; bei vielem empfindet man nichts, eben weil es ser - empfindelnd sein solte. Es ist auch wider die Warscheinlichkeit gefeit. Es ist ser fade, die eine Person der Gefar der Enterung auszusezzen, und sie aus Furcht sterben zu lassen - und noch fader ist’s, die andre Person zum Selbstmörder zu machen. Die Sprache ist nicht götesiattisch; aber sie ist schlechte Nachamung der götesianischen.
    Schönheiten. Es ist nicht überal die Sprache des Herzens verfelt; die Schilderungen von Szenen aus der Natur sind nicht gänzlich misgeraten. Das Deutsche ist nicht ganz elend; es ist wenigstens nicht dem Deutschen ganzänlich, welches die heutigen Kraftgenie’s schreiben. Auch findet man einzelne gute Bemerkungen hierinnen; und ich würde mer bemerkt haben, wenn ich hätte weniger empfindein wollen. Endlich für mich hat dieses Büchelgen die Schönheit, daß es einen meiner besondern Zustände meines Herzens zu einer gewissen Zeit darstelt, den ich iezt für Torheit halte, weil ich das Glük nicht habe, noch derselbe Tor zu sein. -
     
    Leipzig.
    J. P. F. Richter.

DIE UNSICHTBARE LOGE

     
    Eine Lebensbeschreibung
     
    Die unsichtbare Loge ist der erste Roman, den Johann Paul Friedrich Richter unter dem Namen Jean Paul und nicht unter seinen frühen Pseudonymen oder anonym veröffentlichte. Jean Paul schrieb die Geschichte nie zu Ende. Das Romanfragment wurde 1793 herausgegeben.
    Die junge Ernestine wird von ihrem Vater mit dem Rittmeister von Falkenberg verheiratet, nachdem dieser sie überraschenderweise im Schachspiel besiegt. Aus der Ehe geht ein Sohn hervor, der die ersten acht Jahre seines Lebens unter der Erde erzogen werden soll.
    Die Handlung ist verworren, die Charaktere unausgefeilt. Dennoch liefert der Roman einen Vorgeschmack auf Jean Pauls großartige Erzählkunst. Der Roman enthält im Anhang die Erzählung Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal , eine Prosaidylle, mit der der Autor die satirische Haltung seines Frühwerks überwindet.

 

    Die Erstausgabe von 1793

Motto
    Der Mensch ist der große Gedankenstrich im Buche der Natur
    Auswahl aus des Teufels Papieren
    Erster Teil. Entschuldigun g
     
    bei den Lesern der sämtlichen Werke in Beziehung auf die unsichtbare Loge
    Ungeachtet meiner Aussichten und Versprechungen bleibt sie doch eine geborne Ruine. Vor dreißig Jahren hätte ich das Ende mit allem Feuer des Anfangs geben können, aber das Alter kann

Weitere Kostenlose Bücher