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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Familie Richter, hatte versucht, auf dem Wege über seinen jungen Freund Jean Paul und dessen Freund Adam Oerthel Gerichtshalter des Kammerrats von Oerthel zu werden. Dieser aber wollte offenbar seinen alten Gerichtshalter, einen Advokaten Klingsohr, behalten. Zwischen Aktuar Vogel und Jean Paul wurden über den Gegenstand einige Briefe gewechselt, die nicht zum Ziele führten. Im Herbst war Vogel noch immer nicht Gerichtshalter der Oerthelschen Güter. Im August kündigte er plötzlich Frau Richter ihre Schwarzenbacher Wohnung in seinem Hause. Bei der später hundertfach bewährten Freundschaft des Aktuars für Jean Paul und die Seinen kann diese Kündigung kaum in böser Absicht erfolgt sein. Vielleicht war er selbst durch Not gezwungen, sich nach zahlungskräftigeren Mietern umzusehen. Es scheint auch, daß Frau Richter selber Schwarzenbach verlassen wollte, um zu ihrer Mutter nach Hof zu ziehen. Durch das Testament ihres verstorbenen Vaters, des Tuchfabrikanten, waren ihr in Hof zwei Häuser vermacht worden, und sie konnte hoffen, dort wenigstens die Wohnungsmiete zu sparen. Aber ihre Verwandten Riedel hatten die Gültigkeit des Testaments angefochten, und so war der Besitz der Häuser wiederum in Frage gestellt. Jean Paul riet dringend, in Schwarzenbach zu bleiben, wo man auf die Hilfe bewährter Freunde rechnen konnte, während die Familie in Hof gänzlich fremd war und auch keinen Anspruch auf behördliche Unterstützung hatte. Die Verhältnisse der Großmutter hatten sich inzwischen seit dem Tode ihres Mannes fortdauernd verschlechtert, so daß eine Hilfe von dieser Seite nicht mehr zu erwarten war. Sorge bereitete auch die wenig hoffnungsvolle Entwicklung seiner Brüder. Rektor Werner beklagte sich über ihre Faulheit. Er bat ihn ausdrücklich, streng zu sein. Aber diese strengere Behandlung hatte die entgegengesetzten Folgen, wie wir noch sehen werden.
    Unter dem Druck der Verantwortung als ältester Sohn und Haupt der Seinen tat Jean Paul nun einen Schritt von unerwarteter Kühnheit: Er brach kurz entschlossen sein Studium ab, um als freier Schriftsteller sein Brot zu verdienen.
    Bei seiner Lage konnte dieser Entschluß fast wie Wahnsinn erscheinen. Von keiner Seite hatte man ihm irgendwelche Hoffnung gemacht, daß er in absehbarer Zeit auch nur das Geringste mit literarischer Arbeit verdienen würde. Was er an Manuskripten einzusetzen hatte, ging nicht über einige Aufsätze hinaus, für deren Annahme keinerlei sichere Aussicht bestand. Aber schließlich waren die pekuniären Aussichten eines völlig mittellosen Studenten der Theologie auch gleich Null. Es ist, als ob er eine Bilanz ziehen wollte, wenn er im September in einem Brief an Rektor Werner noch einmal die Unmöglichkeit hervorhebt, Informationen und Freitische zu erhalten. »Ich habe hier noch keine Information, keinen Tisch, keine Bekanntschaft mit Studenten, noch gar nichts. Es ist eben nicht ganz leicht, Zutritt bei den Professoren zu erhalten. Diejenigen, die eigentlich berühmt sind und deren Liebe mir nötig genug wäre, sind von einem Haufen Geschäfte umringt, von einer Menge von andern vornehmen Personen…, von einem Schwarm niederer Schmeichler umlagert, daß jeder, den nicht sein Kleid und sein Stand empfiehlt, nur erst mit Mühe ihr Bekannter wird… . Bedenk’ ich noch die Menge von armen Studenten, die sich, Hunger auf ihrem Gesichte, so leicht verraten, die Menge von schlechten Studenten, die den menschlichen Professor hintergehen und ihn gegen die besseren hart machen, so kann ich mir das ganze Phänomen erklären.« Es ist der Verzweiflungsschrei eines, der sich am Ende aller Aussichten sieht. Und nun kommt ein Satz, der auf den Entschluß, mit allem dem ein Ende zu machen, vorbereitet. »Demungeachtet geben Sie Ihre Hoffnung nicht auf; ich werde all diese Schwierigkeiten überwinden, ich kann sie zum Teil; allein ich brauch’ es nicht. Hier komm’ ich auf das Rätsel, dessen Auflösung Sie so begierig erwarteten und welches ich meiner Mama nur dunkel angegeben. Allein jetzt ist’s ebensowenig noch aufgelöst.« Des Rätsels Auflösung war diese: er hatte einen längeren Aufsatz »Etwas über den Menschen«, der ihn den Sommer über beschäftigt hatte, an Christian Boie, den Herausgeber des »Deutschen Museum« in Göttingen, gesandt und wartete von Tag zu Tag auf Annahme und Honorar. Dieser Aufsatz sollte seine Schriftstellerkarriere einleiten.
    Einige Wochen später erhielt er den Aufsatz zurück.
    Dennoch begann er sich

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