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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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wird nachgewiesen, wie die Dummheit die Gesundheit des Körpers und der Seele befördere und wie in richtigem Instinkt die Gelehrten, Mächtigen und Reichen die Weisheit bekämpften. Im zweiten Teil werden die ironischen Ausfälle spezieller. Auf Frauen, Fürsten, Höflinge, Theologen, Juristen, Ärzte, Dichter, Philologen, kurzum, auf alle Träger des geistigen und öffentlichen Lebens richten sich ihre Pfeile. Besonders heftig werden die Fürsten mitgenommen. Nur der Zensur wegen ist bemerkt, daß die Schilderung nicht mehr auf das 18. Jahrhundert passe. Gerade in seiner Heimat hätte manche Anspielung ins Schwarze getroffen. Im übrigen ist die Schrift für unsern heutigen Geschmack genau so ungenießbar wie die übrige Satirenliteratur des 18. Jahrhunderts, und nur der Name Jean Pauls zwingt uns, uns mit ihr zu beschäftigen und wenigstens Tendenz und Inhalt festzustellen.
    Den Winter über war der junge Schriftsteller mit dem »Lob der Dummheit« beschäftigt und glaubte mit Recht, ein Buch geschrieben zu haben, das hinter den üblichen Machwerken der Zeit nicht zurückstand. Es war eine zeit des Elends und Hungerns für ihn. Schon im Dezember war er trotz der unzureichenden Hilfe Oerthels, der jeden Bissen mit ihm teilte und des Freundes wegen in Schulden geriet, von allen Mitteln entblößt und mußte die Mutter, die selbst infolge des Erbschaftsprozesses in der übelsten Lage war, um Geld anflehen. Damals war Frau Richter bereits zu ihrer Mutter in die Klostergasse nach Hof übergesiedelt. Aber auch die Großmutter konnte nicht mehr nennenswert helfen. »Ich weiß, wie nötig Sie es jetzt brauchen. Allein helfen Sie mir nur jetzt; ich denke, Sie sollen mir nachher mit Gottes Hilfe länger nicht helfen dürfen. Es muß gehen; vielleicht hilft mir das Mittel, das ich im Kopfe habe, zu Gelde. Allein jetzt muß ich Geld haben; ich wüßte wahrlich nicht, was ich anfangen sollte, wenn Sie mir entweder keines schickten oder mich doch lange warten ließen.«
    Im Februar oder März 1782 war er mit dem »Lob der Dummheit« fertig. Durch einen Bekannten spielte er das Manuskript dem Professor Seidlitz in die Hand und glaubte, dessen Beifall und Protektion errungen zu haben. Er schwelgte in der Hoffnung, wenigstens hundert Taler Honorar zu erhalten und den Sommer über davon leben zu können. An Vogel schrieb er über seine Pläne: »Ich will Bücher schreiben, um Bücher kaufen zu können; ich will das Publikum belehren (erlauben Sie diesen falschen Ausdruck wegen der Antithese), um auf der Akademie lernen zu können… Ich änderte nun die Art meines Studierens; ich las witzige Schriftsteller, den Seneca, den Ovid, den Pope den Young, den Swift, den Voltaire, den Rousseau, den Boileau, und was weiß ich alles? – Erasmus Encomium moriae brachte mich auf den Einfall, die Dummheit zu loben. Ich fing an; ich verbesserte; ich fand da Hindernisse, wo ich sie nicht suchte, und da keine, wo ich sie erwartete; und endigte an dem Tage, wo ich Ihren schätzbaren Brief bekam.« Er übersandte mit dem Brief dem alten Freunde das Manuskript. »Ich werde Ihnen den größten Dank abstatten, wenn Sie mir, ehe ich das Manuskript dem Verleger überlasse, einige Nachricht in Ansehung des Wertes desselben, des Akkords mit dem Verleger usw. erteilen, und noch mehr, wenn Sie die auffallendsten Fehler desselben anzeigen.« Aber auch diesmal sollten seine Hoffnungen zu Wasser werden. Er erhielt das Manuskript einige Wochen später von dem Buchhändler zurück.
    Zum Osterfest fuhr er nach Hof und bot die Schrift von dort aus dem Verleger Weygand an, auch dieses Mal vergeblich. Es muß ein trauriges Fest gewesen sein, und nichts von der freudigen Stimmung des »Quintus Fixlein« lag über dem Wiedersehn mit der Mutter. Im März war die Großmutter Kuhn gestorben und damit der letzte Hinterhalt der Familie geschwunden. Selbst den alten Freund Vogel besuchte er nicht, bat ihn nur um einige Bücher, die der stets Hilfsbereite ihm schickte. Das Wetter war rauh und winterlich. Im Schneetreiben hatte er mit Oerthel die Reise gemacht, und als er am 2. Mai mit dem Freunde zurückfuhr, lag der Winter noch immer über den Höhen des Fichtelgebirges. So verflossen die Tage in der Heimat inhaltleer, und nur einem wird er während dieses Ferienaufenthalts nähergetreten sein: dem neuen Freunde Johann Bernhard Hermann, mit dem er seit Anfang des Jahres Briefe wechselte.
    Oerthel und Hermann sind die beiden großen Erlebnisse in Jean Pauls Jugendzeit.

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