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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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verlangen hatte. Wie ein Alpdruck lagen diese immer erneuten Forderungen Weinerts auf Jean Paul, bis ihn die juristisch geschulten Brüder von dem Quälgeist befreiten. Immerhin hatte Weinert bereits das Mehrfache von dem, was er zu erhalten hatte, aus dem Armen herausgepreßt.
    Den Oktober brachte Jean Paul bei Aktuar Vogel in Schwarzenbach zu. Sein Aufenthalt dort hatte einen besonderen Anlaß: Der dortige Freundeskreis: Vogel, Völkel und Amtsvorsteher Kletterer wollten ein gemeinsames Buch herausgeben, zu dem sie auch von Jean Paul Beiträge erwarteten. Er sagte zu. Es war ihm wohl ein kleines Zeichen der Anerkennung, daß wenigstens die literarisch interessierten Männer seiner Heimat sich um ihn bemühten. Auch Pfarrer Vogel hatte ihn gebeten, ihm für den zweiten Band seiner »Raffinerieen« einige Beiträge zu geben. Im Höfer »Intelligenzblatt« hingegen glückte es ihm erst im Jahre 1788, mit einer Satire vertreten zu sein. Seine Beiträge für die Schwarzenbacher Sammlung »Mixturen für Menschenkinder aus allen Ständen« zeichnete er mit H., einer Abkürzung für den sich selbst verspottenden Namen J. P. F. Hasus, unter welchem er in der letzten Fassung der »Teufelspapiere« auftritt. So entstand nicht zum wenigsten durch sein Beispiel in der Umgegend von Hof doch eine Art von literarischem Leben, das für die Beteiligten seine mannigfachen Freuden hatte. Briefe und Anregungen flogen von Freund zu Freund. Man konnte sich über allerhand Gerede belustigen. Zum Beispiel, wenn das Gerücht auftauchte, daß die natürlich anonym erschienenen »Raffinerieen« von Vogel, Völkel und Richter gemeinsam verfaßt wären, oder wenn festgestellt werden konnte, daß Vogel in seinem Buch fünf Gleichnisse aus den »Grönländischen Prozessen« gestohlen hatte.
    Mit dem Oktoberaufenthalt in Schwarzenbach war der Sommer mit seinen Freuden vorübergegangen, und die Kälte schloß den gerne Schweifenden wieder in das Zimmer mit seiner Familie zusammen. Von Herder aus Weimar, an den Jean Paul sich gewandt hatte, kam ein Manuskript ohne Erfolg zurück. Herbstmelancholie erfaßte den Hoffnungslosen. Er glaubte sogar an schwerer Lungenerkrankung zu leiden, was ihm der medizinkundige Hermann in einem von Zynismus strotzenden Brief ausredete. Ohne Unterbrechung hielt ihn das häusliche Elend wieder gefaßt. Ununterbrochen wurde an den alten Satiren gefeilt, wurden neue erdacht. Nur für die Mutter abgefaßte Bittschreiben, etwa an die Patronatsfamilie von Reitzenstein, die sich der Familie ihres alten Pfarrers ein wenig annahm, brachten eine niederdrückende Abwechslung in die Stube, in der die verschiedensten Menschen nebeneinander herlebten.
    In diesem Winter wurden die »Teufelspapiere« wiederum umgearbeitet und wanderten bei Verlegern herum. Verschiedene andere Aufsätze entstanden, wurden in die Welt geschickt, so einer zu Wieland, dem Herausgeber des »Merkur«, nach Weimar. Einiges Honorar lief von den »Mixturen« ein, und gewiß hat Pfarrer Vogel auch einige Beiträge Jean Pauls für den zweiten Band seiner »Raffinerieen« honoriert. Die Mitarbeit am Höfer »Intelligenzblatt« scheiterte wiederum. Aus älteren Satiren wurde noch einmal ein drittes Bändchen zu den »Grönländischen Prozessen« zusammengestellt. Auch diesmal lehnte Voß in Berlin ab. Im März 1786 kam die abschlägige Antwort von Wieland. Meißner hatte seine Prager Professur angetreten und zog sich von Jean Paul zurück. Nur Archenholz nahm wieder einen Aufsatz, »Von der Verarbeitung der menschlichen Haut« für seine nunmehr bei Göschen erscheinende Zeitschrift an. Von einigen leicht aufgeklärten Mißverständnissen mit Vogel und den Schwarzenbacher Freunden abgesehen, waren dies die einzigen Erlebnisse des Winters, der nicht enden wollte.
    Das Frühjahr schien eine günstige Entscheidung zu bringen: Der Buchhändler Beckmann in Gera nahm die »Teufelspapiere« zum Verlag an, aber es dauerte noch drei Jahre, ehe sie erschienen. Monate lang zogen sich allein die Kontroversen über den Titel hin, den Beckmann durchaus in »Faustin« umgeändert wissen wollte. Der Zustand des Manuskriptes mit seinen vielen Korrekturen, Einschachtelungen, Zusätzen erschwerte gleichfalls den Druck, und endlich glaubte Jean Paul das ganze Manuskript noch einmal umschreiben zu müssen, als neue Erlebnisse ihn bereichert hatten. Auch wenn nun endlich der lang gesuchte Verleger da war, so wurde dieser Sommer doch der schlimmste von allen. Die alte Wohnung mußte

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