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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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fast mehr geliebt als im »Wuz«. Klarer und genauer ist der Charakter des Helden umschrieben. Er ist wirklich eng und voller Devotion, nicht nur voller Ergebung wie Wuz. Fixlein wird um sich nicht diese helle, immer fröhliche Lebensfreude verbreiten wie Wuz, er wird nicht einmal sonderlich aus der Reihe der Lehrer und Pfarrherren des Fürstentums Flachsenfingen herausfallen. Aber gerade das ist seine poetische Stärke. Nicht mehr in einem besonders liebenswürdigen Einzelfall wird dieses kleine bürgerliche Leben erfaßt, sondern in seiner Allgemeinheit, und siehe: trotz aller Enge und Lächerlichkeit und Pedanterie kann man auch hier schließlich sagen: es ist schön.
    Enger als der »Wuz« schloß sich der Quintus an Jean Pauls eigene Verhältnisse und Erinnerungen an. Die Flachsenfinger Schule, an der Fixlein bei Beginn der Erzählung seit vierzehn Tagen als Quintus, das heißt als fünfter Lehrer wirkt, ist natürlich das Höfer Gymnasium. Fixleins Heimatdorf Hukelum ist aus Jean Pauls Joditzer Erinnerungen gewonnen, und die Familie des Patrons hat von den Patronen des Vaters, den Plothos auf Zedwitz, die Farben erhalten. Stadt und Land wurden durcheinandergemischt durch die damals übliche Laufbahn des akademischen Theologen, der an den Schulen und Gymnasien des Fürstentums seine Lehrer- und Hungerjahre absolvierte, bis ihm schließlich, wenn das Glück günstig war, eine Rektorstelle in der Stadt oder eine Pfarre auf dem Lande zufiel. Von der Gnade einflußreicher Gönner, entweder im Ratskollegium der Stadt oder eines Kirchen- und Schulpatrons auf dem Lande, hing das Schicksal eines solchen armen Hungerleiders in jedem Falle ab. Jean Pauls Vater war es im Vergleich zu vielen andern noch gut ergangen, denn er hatte in der Baronin Plotho, wie Fixlein in der Baronin von Aufhammer, eine Gönnerin, die ihm, wenn auch freilich zu spät, die Schwarzenbacher Pfarre verschaffte. Als Vorbild für die rührende Gestalt der Mutter des Quintus hatte Jean Paul seine eigene Mutter vor Augen, und er malte ihr Bild liebevoll mit all den rührenden Zügen aus, mit denen die ehemals wohlhabende Fabrikantentochter all ihr Elend trug. Bis ins einzelnste hat Jean Paul in Frau Fixlein seine Mutter nachgebildet, so wenn er sie die Nachricht vom Tode der Patronin dem Sohne auf dem Wäschezettel übersenden läßt, oder wenn sie den Bettelstudenten von ihrer Suppe reicht, da sie an ihren in Leipzig hungernden Sohn denken muß. Man sieht, wie der Dichter der erlebten Wirklichkeit alle die kleinen Züge entlehnt hat, die seine Idyllen so lebenswahr machen. Das kleine Gärtnerhäuschen, aus dem Frau Fixlein sehnsüchtig zum Pfarrhaus hinübersieht, es ist das kleine Schwarzenbacher Häuschen, das Frau Richter bewohnte, als sie nach dem Tode des Mannes das dortige Pfarrhaus räumen mußte. Freilich hatte Jean Paul damals den Herzenswunsch seiner Mutter, ihn predigen zu hören, mit Spott und Verachtung zurückgewiesen, aber dennoch hatte er diesen rührenden Zug im Herzen bewahrt und ausgetragen und legte ihn jetzt der Mutter Fixleins ins Herz. Auch das Weihnachtsfest, wie es in Joditz gefeiert wurde, erhält in Fixleins Leben seinen Platz. Mit allen Einzelheiten entsteht vor unsern Augen das Leben dieser armen Theologenfamilien, das Jean Paul am eigenen Leibe mit allen seinen Leiden und Freuden erfahren hatte. Nicht einmal des Bruders Heinrich, den das Elend der Familie in die Saale trieb, ist in der Dichtung vergessen. Nur läßt er den Bruder des Quintus durch einen Unglücksfall in den Eisschollen versinken und glättet so das allzu Schreiende des Selbstmordes.
    Die äußeren Begebenheiten der kleinen Dichtung sind rasch erzählt. Quintus wandert zu Beginn der Hundsferien zu seiner Mutter nach Hukelum. Erinnerungen der Jugendzeit steigen dort vor ihm auf und durchtränken die Ferientage mit heiterem Glück. Wir lernen Fräulein Thienette kennen, eine arme Verwandte der Aufhammers, die mit ihren sechsundzwanzig Jahren allein in dem großen verlassenen Schloß sitzt, der nicht gerade reichlich fließenden Gnade ihrer Verwandten anheimgegeben. Ein Besuch des jungen Quintus bei Frau von Aufhammer zeigt uns die drückende Abhängigkeit des armen Schulmanns von seinen Gönnern. Herr von Aufhammer hat seine Hand ganz von Fixlein abgezogen, weil er annahm, daß dieser seinen Hund nach ihm getauft habe. Alle Entschuldigungen und Erklärungen verfangen nichts. Der Baron läßt nicht mit sich spaßen und hat geschworen, den jungen Mann nie

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