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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Erde. Träume ziehen zwischen den Liebenden zwischen Mond und Erde, bis nach Qualen des Wartens der Engel der Ruhe auch Rosamunde herüberholt und die drei Liebenden vereinigt.
    Erst die unsagbare zarte Poesie der Sprache gibt der kleinen Erzählung ihren Wert. Der Vorwurf ist romantisch und die Wirklichkeit übersteigend. Die Darstellung aber verklärt nur das Wirkliche einer tiefen Trauer und Müdigkeit. Wie Eugenius sein Kind bestattet, oder wie er vom Mond auf die Erdscheibe sieht, das überwindet durch die lebende Anschauung, durch die dem wirklichen Dasein abgenommenen Einzelzüge alles Phantastische des Stoffes. So begräbt weinende Trauer ihr Kind, so sehnen sich Liebende über Welten zueinander. So werden sie nach ihrem Glauben vereint sein in höherer Gemeinschaft.
    Man entsinnt sich der schönen Worte, mit denen Helene Köhler in ihrem Alter Jean Pauls Persönlichkeit beschrieben hat. Es muß etwas von der Zartheit dieser Monderzählung in ihr gewesen sein. »Warum sollt ich Phantasieen über den Mond einer Person nicht dedizieren« schrieb Jean Paul ihr im Juli 1792 bei Übersendung des Manuskripts, »die so viele Ähnlichkeit mit ihm hat und die ebenso wie er sanfte, milde, sich in die Nacht der Bescheidenheit verhüllende und magische an Vergangenheit und Zukunft erinnernde Strahlen wirft?«
    In die »Mondfinsternis« klang die Vorrede zur zweiten Auflage des »Quintus Fixlein« aus. Die beiden Erzählungen »Der Tod eines Engels« und »Der Mond« wurden als »Mußteil für Mädchen« dem Buche beigegeben. »Einige Jus de tablette für Mannspersonen« machten den Beschluß des »Quintus Fixlein«. Von diesen » Jus de tablette « haben wir die beiden wichtigsten Bestandteile, den »Rektor Fälbel« und den »Amtsvogt Freudel« bereits erörtert. Die andern Teile waren mehr theoretisierender Art. »Über die natürliche Magie der Einbildungskraft« und »Es gibt weder eine eigennützige noch eine Selbstliebe, sondern nur eigennützige Handlungen« halten sich in dem Bereich der Hunderte von ähnlichen Aufsätzen, wie sie Jean Paul fortwährend produzierte und seinen größeren Arbeiten beifügte oder einschob. Auf seine Ansichten über die Liebe, wie er sie in dem zweiten Aufsatz zum erstenmal niedergelegt hat, wird in anderm Zusammenhang noch zurückzukommen sein.
    Wie aber stand es um den Hauptstock des Buches, um den alle diese Beigaben sich nur herumrankten? Erst nach Beendigung des »Hesperus«, des zweiten der großen Romane Jean Pauls, wurde der »Quintus Fixlein« im Juli 1794 begonnen und im Januar des nächsten Jahres beendet. Und doch gehört er seiner ganzen Art nach zu den zahlreichen Arbeiten, die dem Dichter während der Ausarbeitung der »Unsichtbaren Loge« aufgingen. Ein so unbedeutendes Leben zu verachten, zu verdienen und zu genießen, hatte er am Schluß des »Wuz« geschworen, und es ist der Nachklang dieser Stimmung, die im »Quintus Fixlein« weiterschwingt, ja man könnte den versonnenen Quintus fast als eine Wiederholung des vergnügten Schulmeisterleins ansprechen. Die dazwischenliegende Arbeit an den beiden umfangreichen Romanen hat nur insoweit auf die Darstellung eingewirkt, als das spätere Werk durchweg epischer gehalten, das Stimmungsmäßige mehr von der lyrischen Betrachtung ins Gegenständliche gehoben ist. Jugend, Hochzeit und Tod waren im »Wuz« die dargestellten Stationen. Hier ist die Handlung auf drei Jahre zusammengedrängt, gibt die Kindheitsgeschichte, ohne die freilich Jean Paul auch hier nicht auskommen kann, als Erinnerung und Fortwirkung. Statt des ergeben heiteren Sterbens ist ein fast magisches Ringen mit dem Tod getreten. Den Fixleins soll es bestimmt sein, am 32. Geburtstag zu sterben. Auch unser Quintus steht unter dem Bann dieser Bestimmung. Als sich durch den zufälligen Fund einer Urkunde herausstellt, daß er jetzt erst 32 Jahre alt wird, während er annahm, den fatalen Termin seit einem Jahr hinter sich zu haben, ergreift ihn der Todesschauer und wirft ihn nieder. Wieder spielt hier der Dichter mit dem Tode in seiner erschütternden Weise, die aus einer vagen Annahme letzte Todesqualen herauszupressen versteht. So ist der Bogen weiter gespannt als im »Wuz«, die Idylle durch weit mehr Atmosphären getrieben.
    Auch der »Quintus Fixlein« klingt in das Gelöbnis aus, dieses kleine bürgerliche Leben nicht zu achten aber zu lieben, aber dieses Schulmeisterleben ist hier doch weit realistischer gefaßt und in der Tat weit weniger »geachtet« und

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