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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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wiederzusehen. Seine Frau hingegen hat ihn vielleicht gerade deshalb besonders in ihr Herz geschlossen. Sie belohnt ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit, verschafft ihm über Erwarten schnell das Konrektorat an der Flachsenfinger Schule, in das er überraschend vom Quintus aufrückt, schenkt ihm sogar zu Weihnachten eine Wanduhr und setzt ihn, als sie stirbt, zum Erben eines großen Himmelbettes und einer Anzahl Dukaten ein. Ein besonderer Gönner Fixleins in der Stadt ist Herr Metzgermeister Steinberger, der Typus eines urehrlichen, prächtigen Charakters, dessen Vorbild wir mit einigen Veränderungen vielleicht im Amtsverwalter Clöter zu suchen haben. Er unterstützt Fixlein auf eine besondere wohlwollende Art, indem er ihm nicht Geld schenkt sondern gegen Zinsen borgt, die er den jungen Lehrer wieder durch gut bezahlte Stunden bei seiner Tochter verdienen läßt. Besonders entzückend ist die Szene, als Meister Steinberger seiner Tochter die Liebe zu Fixlein kurzerhand mit dem Krummholz austreibt, da ein Gelehrter eine ganz andere Frau verdiene. Als der alte Hukelumer Senior Astmann gestorben ist, erhält Fixlein eigentlich nur infolge einer Verwechselung seine Pfarre, und ebenso auch wieder fast eigentlich nur infolge eines Irrtums die Hand des Fräulein Thienette, die der junge Pfarrer im Ernst nie zu begehren gewagt hätte. Alles ist gut. Vor ihm tut sich die Dorfseligkeit auf. Fixlein besteigt die Kanzel und das Ehebett. Wieder werden die Vorbereitungen zur Hochzeit mit besonderer Liebe vor uns ausgebreitet. Ein Leben voller Seligkeit scheint zu beginnen, bis bei der Investitur ins Amt, die gewöhnlich erst fast ein Jahr nach dem eigentlichen Amtseintritt erfolgt, der Tod sich drohend in das Leben voller Seligkeit hineinneigt. Und zwar in doppelter Gestalt. Einmal ist es jener alte Aberglaube, nach dem die Fixleins nur zweiunddreißig Jahre alt werden, zum andern die nahende Niederkunft Thienettens, die Todesgedanken aufrührt. Jean Paul führt sich wiederum selber in die Handlung ein, indem er mit der Kommission nach Hukelum kommt und vorläufig dort bleibt. Er ist es, der Fixlein von dem unheilvollen Glauben befreit und seine psychische Erkrankung mit psychischen Mitteln heilt. Fixlein genest, Thienette gebiert ihr Kind. Nachdem die Handlung durch Furcht und Todesangst hindurchgegangen, biegt sie wiederum in den fröhlichseligen Alltag ein.
    Aber dieser Verlauf der Handlung gibt keinen Begriff von der Stimmung, die über der kleinen Dichtung liegt. Was vom »Wuz« gesagt wurde, das gilt auch hier. Nicht nur in die persönliche Kindheit des Dichters wird der Blick eröffnet, es taut vor unsern Augen etwas wie die unberührte Kindheit einer ganzen Landschaft auf. »Dasein« erschließt sich uns, unbelastet von menschlicher Gier und Hast. Wenn im Wuz ein einzelnes Menschenleben in seiner Allgeborgenheit gezeigt wird, so tut sich hier die Allgeborgenheit des Lebens überhaupt vor uns auf. Aber dennoch muß man auch diese Dichtung in das Ganze von Jean Pauls Weltschau einordnen. Als er den Plan zum »Quintus Fixlein« faßte, trug er ein kleines Erlebnis in sein Tagebuch ein: Er findet in der Kirche, auf dem Chor, wo die Knaben stehen, ein verwelktes falbes Rosenblatt. »Großer Gott! was halte ich da anders als ein geringes Blatt mit ein wenig Staub daran, und auf diesem geringfügigen Dinge wird meiner Phantasie ein ganzes Paradies gereicht! Der ganze Sommer, der in meinem Kopfe wohnet, hält sich auf diesem Blatte auf! Ich denke an die schönen Sommertage, wo diese Blätter fielen, wo der Knabe durch das Kirchenfenster den Teil des blauen Himmels und die vorüberziehenden Wolken sah… Ach, gütiger Gott! Du säst überall das Vergnügen hin und gibst jedem Wesen eine Freude an die Hand!« Aus dieser Stimmung erwuchs ihm der »Quintus Fixlein«, nicht als Inbegriff des Lebens überhaupt und Inhalt seiner Dichtung, sondern wie ein kleines Rosenblatt mit ein wenig Staub daran, und damit ein ganzes Paradies. Nicht das beschränkt Idyllische ist auch hier das Wesentliche Jean Paulscher Dichtung, sondern das Herzbewegende, das Weltumfassende, das sich hier mit einem so dürftigen Teil der Schöpfung begnügen konnte, um es mit dem Gebirge seines Geistes zu belasten.

Hesperu s
     
    Am 29. Februar 1792 war die »Unsichtbare Loge« beendet. Anderthalb Jahre lang hatte Jean Paul mit dem Stoff gerungen. Zweifel über Zweifel kamen ihm, immer wieder suchte er dem allzu großen Vorwurf in andere Arbeiten

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