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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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folgt. Auf der Rückreise von Wernlein geht es noch einmal über Baireuth, und im September wird die Reise wiederholt. »Du liebes Baireuth, auf einem so schön gearbeiteten, so grün angestrichenen Präsentierteller von Gegend einem dargeboten – man sollte sich einbohren in dich, um nimmer herauszukönnen.« »Seit neun Uhr bin ich im Feuer: nicht weil ich die Flotowin gesehen (das geschieht erst abends um sieben Uhr), sondern weil ich draußen war und weil mir Mehringer aus ihrem Tagebuch die von ihm diebisch kopierten Stellen über Hof vorlas. O fesseln und achten Sie diese Karoline! Ihr ganzes Leben und zwanzig Städte legen kein zweites solches schönes Herz an Ihres: dieses warme Herz bleibt Ihnen ewig, wenn Sie es nicht abreißen, es ruht an Ihrer Seele schlagend und glühend so lange wie die Tugend.« Er kann nicht aufhören, von der »Iris« zu schreiben, immer wieder kreisen seine Gedanken um dieses junge Mädchen, das ihm für Monate der Inbegriff der Baireuther Seligkeit wird. »Nur aber noch dieses Wort: Das liebevolle Betragen Mandels und der Iris gegen mich setzt ein großes von Ihnen gegen mich voraus und ich sehe überall recht gut Ihre gute Hand mir andere Hände geben.«
    Karoline von Flotow sollte aus seinem Leben wieder verschwinden, aber es scheint doch, daß sie noch lange in ihm fortwirkte. Die Seligkeit der Tage mit ihr schwingt in Siebenkäsens Liebe zu Natalie fort, und wie hier so im »Siebenkäs« umfängt Baireuth liebevoll den aus Hof Fliehenden.
    Fast wichtiger aber sollte die Freundschaft mit dem »Mandel« genannten Freunde Renatens für Jean Paul werden. Emanuel Samuel junior, der später den Namen Osmund annahm, war ein junger jüdischer Kaufmann, der sich durch seine außergewöhnliche Begabung vom kleinen Hausierer in kurzer Zeit zum angesehenen Handelsherrn aufgeschwungen hatte. Als Jean Paul ihn kennenlernte, hatte er gerade durch zwei Offiziere eine lebensgefährliche Mißhandlung erfahren, die ihn zeitlebens schwerhörig machte. Emanuels geniale Natur überraschte den jungen Dichter aufs höchste. Bald verband ihn eine herzliche Freundschaft mit dem edlen Juden. Schon der Name Emanuel schien ihm anzudeuten, daß ihm hier gewissermaßen eine Fortsetzung der durch den Tod unterbrochenen Freundschaft mit Moritz winkte. Wenn er Moritz in der Erscheinung des Inders Emanuel festgehalten hatte, so kamen ihm jetzt von dem Juden Emanuel unmittelbare orientalische Eindrücke, die der in das Schrifttum seines Volkes tief eingedrungene Freund ihm darreichte. Wie Otto bleibt Emanuels Gestalt zeitlebens mit Jean Paul verknüpft, aber während Otto vollständig in dem Freunde aufging, bewahrte Emanuel seine Selbständigkeit und blieb zwischen ihnen der Gebende und Anregende. Durch den Einfluß orientalischer Anschauung wurde Jean Paul nennenswert bereichert. Wieder darf er jetzt mit einem Freunde lange philosophische Briefe wechseln, und diesmal ist es nicht nur die zeitgenössische Philosophie wie in dem Briefwechsel mit Wernlein, sondern eine ganz neue Welt ergreift ihn. Mehr als zwanzig Jahre später hat Goethe, der unendlich feine Beobachter, in den »Noten und Abhandlungen« zu seinem »Westöstlichen Diwan« auf das orientalische Element bei Jean Paul hingewiesen. Was er hier ausführt, paßt nun allerdings bereits genau auf Jean Pauls Schreibweise auch vor seiner Bekanntschaft mit Emanuel, und Goethe geht wohl überhaupt fehl, eine besondere Vertrautheit mit orientalischen Schriftstellern bei Jean Paul anzunehmen. Es ist vielmehr jenes unbeirrbare Ruhen im Zentralpunkt allen Lebens, das die besondere Seelenlage noch des deutschen Pietismus wie der Dichter des Orients bildet, und damit verbunden jener Reichtum der Einfälle, die nur dem in sich Gesammelten kommen, was Goethe für Einwirkung des Orients nahm. Aber immerhin ersieht man aus der verwandten Einstellung, wie wichtig Jean Paul die Kenntnis des jüdischen Wesens und Schrifttums und der jüdischen Religion sein mußte.
    Goethe macht über das orientalische Element bei Jean Paul folgende Ausführungen: »Ein Mann, der des Orients Breite, Höhen und Tiefen durchdrungen, findet, daß kein deutscher Schriftsteller sich den östlichen Poeten und sonstigen Verfassern mehr als Jean Paul Richter genähert habe. Dieser Ausspruch schien zu bedeutend, als daß wir ihm nicht gehörige Aufmerksamkeit hätten widmen sollen; auch können wir unsere Bemerkungen darüber um so leichter mitteilen, als wir uns nur auf das oben weitläufig

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