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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Koppenfels in Rohrbach – ein Landgut, auf das ich mit der Ostheim fuhr – ausnehme, die Jeschausen (Hofdame), die Fräulein Imhof (und die Mutter), die Frau von Stein, von Werther, 2 Fräulein von Seebach, von Beust, die Schauspielerin Schröder. Hier sind alle Mädgen schön.«
    Sonntags. 19. Jun.
    »Ich wollt’, ich äße nicht beim Oberkonsistorialrat Bötticher (abends bin ich bei Herder, Bertuch hat eine prächtige Tochter. Gotter habe ich im Schauspiel gesehen), dessen Schreibfinger und Briefe durch das ganze gelehrte Deutschland langen und der alle französische und englische Journale um sich liegen hat, um die Auszüge für die Literaturzeitung daraus zu machen. Auch fertigt er die Übersicht über die Ernte der Literatur. Wenn man diesen gelehrten Wenzel (denn gelehrt ist er bis zum Übermaße) in den Händen hat, so kann man den halben Spielteller voll Bibliotheken erbeuten. Ich könnte z. B. durch ihn wie durch die Ostheim ganze Kästen Bücher aus der Göttinger Bibliothek bekommen. Er schließet einen Brief von mir an Wieland bei, der ein Kompliment an mich durch seinen Sekretär gestern im Lear abgeben ließ. – Bötticher drängt sich mit Kletten-Häkchen an jeden Fremden aus Eitelkeit. – Meine gute Ostheim hat 6 Bout. Wein und englisches Bier für mich zum Frühstück zu Oerthel geschickt – ach, Du weißt ja kein Wort, daß ich bei diesem logiere, prächtiger als in meinem Leben. Am Dienstag zog ich in sein von Bäumen bewachtes und dem göttlichen Parke nahes Haus (er lebt nicht bei seiner Mutter und Schwester). 2 Zimmer, besser meubliert als eines im Modejournal, füllet mein Ich an und seines stößet an sie. Sogar fertige Couverts aus dem Industrie-Comptoir – 100 zu 10 gr. – wovon hier eines zur Probe umgeschlossen ist, liegen vor mir. In jedem Zimmer ein Licht – einen kehrenden, wichsenden, klopfenden Bedienten (an Stelle meines frère servant ) – alles, alles, sogar der Nachtstuhl am Bette, bis auf die kleinste Aufmerksamkeit ist erschöpft, und ich und er leben wie Brüder, er lacht sich über mich und ich über ihn tot. Gestern Mittag aß ich bei seiner Mutter und Schwester, die den zwei Ohren zwei Himmel gibt, den des Spiels und des Gesangs; vorgestern war ich nachmittags bei ihnen zum erstenmal, im bunten Dunstkreise fast lauter schöne Mädgen. – Sogar in Paris soll nicht so viel Freiheit von gêne sein als hier: du führst niemand, du küssest keine Hand (du müßtest denn dabei nicht aufhören wollen), du machst bloß eine stumme Verbeugung, du sagst vor und nach dem Essen nichts. Das ist der Ton des Adels, der des Bürgers soll wie meine Halsbinden oft gesteift und gestärkt sein. Apropos, Matzdorff hat mich den 4ten Jun. zu Gevatter gebeten: ich führe also an jeder Hand eine Pauline.
    Worüber man hier klagt, ist geschminkter Egoismus und ungeschminkter Unglaube – darum tut ihnen eine Seele, die beides nicht hat, so wohl wie ein warmer Tag.
    Binde Fantaisie und Eremitage in Einen Park zusammen: Du hast keine Vorstellung von dem majestätischen einfachen hiesigen. Er ist ein Händelsches Alexanders(Ariadne)fest, und Tiefurt ein Adagio.« –
    Wenige Tage später, am 23. Juni, berichtet er kurz: »Ich will meinen künftigen Athem durch folgendes Gastwirtsprotokoll ersparen: Sonnabends Mittags aß ich im Gasthof, abends bei der Ostheim, zwischen Einsiedel, Knebel, Mde Herder, – Sonntags Mittags solo bei der Ostheim, abends bei Herder – Montags solo bei der Ostheim, abends auch – Dienstag bat mich Knebel, ich war aber schon bei Oerthel, abends bei der ewigteueren Ostheim – Mittwochs aß ich bei der Geheimbde Rätin v. Koppenfels in Rohrbach, abends bei Oerthel – Donnerstag Tiefurt bei der Herzogin, Ostheim, Ostheim, Ostheim – Freitag bei Goethe, abends bei Oerthel – Sonnabend bei dessen Mutter und Tochter – Sonntag bei Bötticher, abends bei Herder – Montag bei Oerthel, Knebel – Dienstag Oerthel, abends bei der Frau und mitessend Fräulein von Seebach, abends aß ich bei Herder – ach, ein schöner Abend, der nicht wiederkömmt und wo ich in die Augen des hier erkaltenden Herders Tränen trieb – Mittwoch aß ich bei dem Geheimbden Rat v. Koppenfels – Donnerstag (heute) bei Goethe…
    Die Lust wirret die Tage in einen Flock, in dem alle Fäden sind, ausgenommen den der Ariadne.«
    Wenige Tage darauf schrieb er aus Jena: »Ich trat gestern vor den felsigten Schiller, an dem wie an einer Klippe alle Fremde zurückspringen; er erwartete

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