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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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erheben ließ. Immer deutlicher fühlte er, daß er an die Seite dieses Mannes gehörte.
    Auch Goethe wurde besucht, »der mich mit ganz stärkerer Verbindlichkeit und Freundlichkeit aufnahm als das erstemal: ich war dafür freier, kühner und weniger voll Liebe und darum in mich gegründeter. Er fragte mich nach der Art meiner Arbeiten, weil es völlig seinen Kreis überschreite, – wie mir Fichte gefallen. Auf letzteres: ›es ist der größte neue Scholastiker – zum Poeten wird man geboren, aber zum Philosophen kann man sich machen, wenn man irgendeine Idee zur transzendenten fixen macht – die Neueren machen das Licht zum Gegenstand, den es doch nur zeigen soll.‹ – Er wird nach 4 Monaten den Faust vollenden; er sagt, ›er könne 6 Monate seine Arbeit voraussagen, weil er sich zu einer solchen Stimmung der Stimmung durch geistige und leibliche Diätetik vorbereite.‹ – Schiller säuft 6 Lot Kaffee auf eine Tasse und braucht Malaga und alles – nicht jeder ist in Kaffee so mäßig als ich.«
    Goethe schrieb einige Tage später an Schiller über Richters Besuch. Nachdem er über die Schwierigkeit gesprochen, in die rechte Stimmung zum Dichten zu kommen, fährt er fort: »Denn da hat mir neulich Freund Richter ganz andere Lichter aufgesteckt, indem er mich versicherte (zwar freilich bescheidentlich und in seiner Art sich auszudrücken), daß es mit der Stimmung Narrenspossen seien, er brauche nur Kaffee zu trinken, um, so grade von heiler Haut, Sachen zu schreiben, worüber die Christenheit sich entzücke. Dieses und seine fernere Versicherung: daß alles körperlich sei, lassen Sie uns künftig zu Herzen nehmen, da wir denn das Duplum und Triplum von Produktionen wohl an das Tageslicht fördern werden. Übrigens wird dieser edle Freund sich künftigen Winter gleichfalls in Weimar niederlassen, und hat schon ein Quartier über unsrer kleinen Maticzek gemietet. Ich bin recht neugierig, wie ihm dieses theatralische Hausamalgan bekommen wird.«
    Man sieht, wie Goethe Jean Pauls Äußerungen eine leichte boshafte Drehung gibt. Gerade über Schillers Gebrauch von Narkotiken beim Schaffen hatte sich Goethe offenbar ausgelassen. Ein Quartier aber hatte Jean Paul in der Tat bereits gemietet. »Mit Meublen und Betten, auf dem Markte«, für 50 rtl. Noch einmal kehrte er nach Leipzig zurück, aber nur, um seine Sachen zu holen. Wie auf der Hinreise nach Weimar machte er auch jetzt in Weißenfels einen kurzen Aufenthalt und besuchte die Eltern des Dichters Novalis, der selber in jener Zeit in Freiberg studierte. »Ich kam doch erst heute an,« schreibt Jean Paul aus Leipzig am 6. September an Otto, »weil die Hardenbergsche Familie in Weißenfels mich gestern bei den Mittags- und Abendessen behielt. Der Alte war nicht da, er ist Salinendirektor; aber das schadete seiner Frau und den 2 Töchtern nichts, wovon die eine der Gräfin Moltke ähnlich sieht und die andere etwas unbeschreiblich Poetisches im Leben und im Auge hat, das wie Hermann seines, mit gesenktem Kopfe, sinnend und verdeckt aufblickt und welches meine Werke oft naßgemacht. Alle Salzherren, – z. B. Salinendirektoren, Salzdirektoren (wie Reichard) Salzfaktoren und Salzrevisoren – haben ihr Schönes.«
    In Leipzig erwarteten ihn wieder peinliche Nachrichten von seinen Brüdern. Nicht nur der entlaufene Samuel, auch Gottlieb hatte dumme Streiche gemacht, die Jean Paul eine Menge Geld kosteten. »Gräßlich wie ein böser Genius tritt mir jetzt dieses Wesen nach.« Das neue Ereignis in Hof, an dem Jean Paul regen Anteil nahm, war die Verlobung von Friederike Otto mit Wernlein, den er allerdings inzwischen mit andern Augen als den verklärten der Jugendfreundschaft anzusehen gelernt hatte. Das Wichtigste aber war, daß der »Titan« Fortschritte machte. Am 20. September abends war der erste Teil des neuen Werkes vollendet, wenn auch in einer vorläufigen Fassung. Kaum zwei Wochen später hörte er mit der Arbeit wieder auf. »Der ›Titan‹ kommt mit vier Bänden erst zur Ostermesse 1800 heraus, weil die 2 Filial- und Supplementbände wieder eine, der titanischen entgegengesetzte Fixleinsche, und mich und den Leser erholende Historie enthalten.« Statt dessen meldete sich eine neue kleine Dichtung: »Jean Pauls Briefe samt einem kurzen Abriß meiner zukünftigen Avantüren«. »Die Idee ist neu. Ich beschreibe meine wahre künftige (mutmaßliche) Geschichte, Heirat, Haushalt, Alter, Tod als künftig, in Briefen an – Dich.« Es war die

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