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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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breitesten literarischen Spielraum einen ebenso breiten politischen.« Aber es gab doch auch Ungleichheiten der Anschauung, die Jean Paul störend empfand, während er sie im Gespräch mit dem ehrwürdigen Greise schonend umging. So wagte er nur einige leichte Bemerkungen, als Gleim die Leiden Ludwigs XVI. mit denen Christi verglich. Eine tiefe Niedergeschlagenheit war das eigentliche Ergebnis dieses Besuches, trotz der herzlichen Aufnahme durch den so viel älteren Freund. Er fühlte, wie allein er im Grunde stand und daß er »den Bestrebungen, ihn zu loben, zu lieben und zu erraten, nur mit zusehen« könne. Auf der Rückreise blieb er wiederum einige Tage auf dem Giebichenstein. Schon Ende Juli kehrte er nach Leipzig zurück. Hier ergriff ihn von neuem der Strudel der Geselligkeit. Hauptsächlich verkehrte er mit der Familie Weiße, so daß er mit Weißes schöner Tochter Dorothea geradezu als verlobt galt. Ein Graf Moltke brachte ihm Grüße von Baggesen und Jacobi. Zahlreiche Frauen zogen an ihm vorüber, deren Herzen er, lesend oder auf dem Klavier phantasierend, im Sturm eroberte. In diesen Wochen erschienen die »Palingenesieen«, aber zugleich erfuhr er von Schlegels heftigen Angriffen gegen ihn im Athenäum. »Schlegel hat mich in seinem Athenäum angegriffen, wie er es Klopstock, Fr. Jacobi, Lessing, Garve u. a. gemacht hat… Ich habe freilich durch seine kraftvolle Frau, mit der ich in Dresden ein ganzes Souper verstritt, mit meinen Brandkugeln seine losgebrannt.« Hieraus können wir entnehmen, wie die Dresdener Unterhaltung Karolinens mit der »Bestie« Jean Paul in Wirklichkeit verlaufen war.
    Mehr und mehr sehnte er sich aus Leipzig fort. In einem Brief an Otto gestand er, daß er die letzte Reise unternommen, um sich Halberstadt als künftigen Aufenthaltsort anzusehen. So herzlich ihn Gleim aufgenommen hatte, so wenig konnte er sich doch entschließen, in seine Nähe zu ziehen. Immer deutlicher wurde es ihm, daß Weimar sein eigentliches Ziel war. Schon Ende 1797 hatte er über Herder geschrieben: »Die Herder schrieb mir über die gemarterte Einsamkeit ihres Mannes. ›Er ist nun hier völlig auf sich selbst reduziert. Er betäubt manche unangenehme Gefühle durch ununterbrochene Arbeit. Lassen Sie nur von Ihrer Himmelsbahn manchmal ein Blättchen herüberfliegen zu den Mutlosen.‹« Die Gestalt des vom Schicksal gepeinigten Mannes blieb vor seinem Auge stehen. Mit Herder allein glaubte er leben zu können. Auch die Entfernung des dennoch immer geliebten Bruders trieb ihn von Leipzig fort. Fortgesetzte Lügen des Entlaufenen konnten sein Herz nicht völlig von ihm lösen. »Ach mein Bruder mit dem weichsten Herzen und dem besten Kopfe liegt unter der Erde neben dem Wasser«, klagte er, des ertrunkenen Heinrich gedenkend, und doch setzte er dem Treulosen eine feste Unterstützung aus und wollte ihn in Jena weiterstudieren lassen. Aber die verwaiste Wohnung wurde ihm unerträglich.
    Mitte August machte er sich auf die Reise, um sich Weimar noch einmal anzusehen. Vielleicht glaubte er sogar, mit Goethe in ein erträgliches Verhältnis zu kommen. »Er urteilt über den ›Hesperus‹ günstig, wie ich einmal von Ahlefeld hörte und Dir nicht sagen wollte – ferner, er sähe doch, daß es mir mit dem Guten Ernst wäre – er bekäme aber Gehirnkrämpfe von dem Werfen aus einer Wissenschaft in die andere – ich zeige mein Wissen zu sehr; er wisse auch ein wenig, liefere aber nur das Resultat; – und wenn er über das Irdische in den Himmel gehoben sei, kommt auf einmal wieder ein Spaß!« – Am 22. August schrieb er an Otto aus Jena, Schiller empfing ihn nicht, sondern schützte Krankheit vor. Aber Schütze nahm sich seiner an und machte ihn mit den zahlreichen Größen in Jena bekannt. »Am gelehrten Mittwochs-souper aßen Loder, Batsch, der jüngere Hufeland, Fichte, die andern weiß ich nicht. Fichte ist klein (ich dachte mir ihn lang) bescheiden und bestimmt, aber ohne genialische Auszeichnung.. – Schlegel, gegen den Fichte und alle sprachen – wie hier (in Weimar) – und welches Gebrüder Wieland die Dioskuren, nach der Heinsischen Übersetzung, nennt, nämlich die Götterbuben, oft sagt er Zwillingsbuben, weil sie ihn nur einen ästhetischen Ökonomen nennen – ist philologischer Redakteur der Literaturzeitung, und darum tritt aus diesem Wetterhäuschen kein anzeigendes Wettermännchen, das anzeigte, was ich gemacht oder neuerdings Herder, dessen Briefe über die Humanität und

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