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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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um die Albanos Gedanken frühzeitig kreisen: die Kinder des Ministers von Froulay, Roquairol und Liane. Auch ihr Lehrer ist der elegante Tanzmeister Falterle, und der Wichtigtuer verfehlt nicht, mit den Fortschritten der Ministerkinder zu prahlen. Insbesondere weiß er von den literarischen Großtaten Roquairols zu berichten, der schon als Knabe alle Rollen der zeitgenössischen Dramen und der Tragödien Shakespeares zu agieren versteht und selbst bereits Theaterstücke verfertigt. In Roquairol sieht Albano seinen vorbestimmten Freund, in dessen Arme er einmal fliegen wird, sobald er nach Pestiz darf. Ebenso heiß aber greift seine Sehnsucht nach Liane von Froulay. Er liebt sie schon, da er sie noch nie gesehen, aus den Schilderungen des Tanzmeisters. Er erfährt, daß Froulay, der Minister, mit allen Mitteln strenger Erziehung darauf bedacht ist, sie zu einem überirdisch schönen Geschöpf zu entwickeln. Ihre Gesundheit ist zart, ihr Gemüt von anschmiegender Weichheit. Niemand ahnt die Gedanken des Knaben, niemand vermag vorauszuschauen, daß sich schon hier bei den seltsamen Verwickelungen eine Tragödie anspinnt. Denn wenn eines Tages Albano Liane wirklich lieben sollte, wird das Schicksal die beiden auseinanderreißen, weil der Jüngling für den Thron und für Linda bestimmt ist. Ihren Gipfelpunkt erreicht die Schwärmerei des Knaben für den ersehnten Freund Roquairol, als dieser auf einer Redoute sich aus rasender Liebe zu Linda von Romeiro, die vorübergehend in Pestiz weilt, vor ihren Augen erschießen will. Er verwundet sich zwar nur und wird gerettet, aber auf Albano macht diese Tat einen überwältigenden Eindruck. Vielleicht hofft man, daß durch diesen Vorfall seine Aufmerksamkeit gerade auf Linda gerichtet werden würde. Er aber klagt um den heroischen Bruder, der für eine Leidenschaft sein Leben hinzuwerfen vermag, und weint um die zarte Schwester, der der Bruder fast das Herz zerbrochen hat.
    Endlich ist diese durchsehnte Kindheit vorüber. Auf Wehrfritzens Gut erscheint Schoppe, der von jetzt ab die Erziehung des Knaben leiten soll. Schoppe und der Landbaumeister Dian, ein Grieche von Geburt, begleiten den Jüngling nach Oberitalien. Dort, auf der Isola bella, wo er die ersten Kinderjahre verlebte, soll er dem Vater begegnen. Mit der Blütenpracht des Lago maggiore setzt die Handlung ein – die Kindheitsgeschichte ist hinter diesen überschwenglichen Tagen, mit denen die eigentliche Geschichte beginnt, eingeschoben. – Albano begegnet hier seinem Vater, dem Ritter von Cesara, der ihm das romantische Testament seiner verstorbenen Mutter bekanntmacht. Unter dieser Mutter versteht Albano natürlich die verstorbene Gräfin Cesara, während es sich in Wirklichkeit um die verstorbene Fürstin von Hohenfließ handelt. Hier ist es auch, wo der »sterbende Vater« ihm den Tod der Schwester Severina verkündet und ihm Linda di Romeiro verheißt. Auf der Isola bella stößt auch der zweite Erzieher zu ihm, der korrekte aber vornehme und sympathische Lektor Augusti, der gewissermaßen die Rolle des Tanzmeisters Falterle fortsetzt, während der bizarre und eigenwillige Schoppe mehr an die Stelle Wehmeiers tritt. Übrigens ist Augusti in der Residenz Pestiz bereits bekannt und ein besonderer Freund des Froulayschen Hauses, insbesondere der Ministerin und ihrer Tochter Liane.
    Bald nach der Rückkehr aus Italien darf Albano nach Pestiz übersiedeln. Zur selben Zeit stirbt der alte Fürst und Luigi besteigt den Thron. Der erste Besuch, den Albano mit dem Lektor Augusti in der Residenz macht, ist zu Luigi, dessen kalter Kunstsinn – der Prinz ist von italienischen Bildern umgeben, über die er mit artistischer Kälte redet – ihn anwidert, wie alles, was mit einem Hof zusammenhängt. Zu der Prinzessin Julienne hingegen, von der er nicht ahnt, daß sie seine Schwester ist, faßt er eine herzliche Zuneigung, um so mehr, da Julienne die beste Freundin der noch immer schwärmerisch geliebten Liane ist. Der nächste Besuch gilt dem Hause des Ministers. Auch Froulay widert ihn an. Die Ministerin stößt er durch die Schroffheit und Härte seiner Urteile zurück. Liane bekommt er nicht zu Gesicht, da sie infolge eines das Innerste aufwühlenden Ausspruchs Roquairols an der Leiche des toten Fürsten ihr Augenlicht verloren hat. Aber von ferne sieht er sie unter den Fontänen stehen, deren Wasser ihre Gesundheit wiederherstellen sollen. Am nächsten Tag schleicht er in den Park, um das blinde Antlitz, das ihm

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