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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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träumend seit Jahren vor Augen stand, in der Nähe zu sehen. Er sieht ihre zarte, fast durchsichtige Gestalt, die blütenreine Stirn, das verdunkelte Auge, und die Traumliebe wird zur Wirklichkeit. Jetzt weiß er, daß er sie ewig lieben wird. Den Hauptmann Roquairol sieht er zum erstenmal beim Prunkbegräbnis des alten Fürsten, wie er vor dem Sarge her das Freudenpferd reitet, und kann diese vom Leben verzehrte Gestalt nicht aus dem Herzen bringen. Er schwört sein Freund zu werden und schreibt ihm einen Brief. Roquairol antwortet, daß er sich auf dem Maskenball ihm zu erkennen geben wird.
    Zwischen Blumenbühl und Pestiz liegt das fürstliche Lustschloß Lilar in einem feenhaften Garten. Wieder haben wir uns diesen fürstlichen Garten etwa in der Art der Baireuther Fantaisie oder Eremitage vorzustellen. Mit Brücken, die hoch durch die Lüfte gehen oder zwischen den Baumwipfeln dahinführen, mit Grotten und Wasserkünsten entzückt der Teil, der Elysium genannt wird. Der andere Teil, Tartarus, beherbergt alle Schauer des Entsetzens von einem künstlichen Schlachtfeld an bis zu unheimlichen Katakomben und Totengrüften. In diesem Tartarus, dicht an dem Altar, auf dem das Herz des alten Fürsten beigesetzt ist, treffen sich Albano und Roquairol zum erstenmal und besiegeln ihre ewige Freundschaft mit Treueschwüren. Albano glaubt, daß der Freund annehmen könnte, daß Linda zwischen ihnen steht. Denn das Gerücht von den dunklen Weissagungen auf der Isola bella ist bekannt geworden. Feierlich schwört Albano dem neuen Freunde, daß er Linda nie lieben werde, und gesteht ihm seine Liebe zu dessen Schwester Liane.
    In Lilar lebt in einem griechischen Häuschen die Familie Dians, des Griechen, der noch immer in Rom weilt, um dort im Auftrage des Fürsten und des Deutschen Herren Bouverot alte Bilder zu suchen. Albano besucht Chariton, Dians Frau, und ihre kleinen Kinder. Der Zufall will es, daß auch Liane gerade bei ihrer Freundin Chariton zu Gast ist. Zum erstenmal sieht Albano in das wiederhergestellte Auge der Geliebten. Ein heiterer Spaziergang in dem romantischen Elysium webt die ersten Fäden zwischen den Seelen. Inzwischen aber hat der Minister beschlossen, Liane an den Deutschen Herren Bouverot zu verloben, der sehr reich ist, in kurzer Zeit seinen Abschied aus dem Orden nehmen und Liane heiraten will. Die Ministerin widersetzt sich dem Plan und beschließt, Liane für einige Zeit nach Blumenbühl zu Wehrfritz zu geben. Um diesen Besuch einzuleiten, wird die ländliche Rabette von ihr eingeladen. Zwischen den Mädchen spinnt sich eine herzliche Freundschaft an, und als der Minister für einige Tage verreist ist, fährt Liane mit Rabette nach Blumenbühl. Albano hat inzwischen die Bekanntschaft des alten ehrwürdigen Hofgeistlichen Spener gemacht, der im Donnerhäuschen in Lilar wohnt. Spener ist einer der wenigen, die um Albanos hohe Abkunft wissen. Mit väterlicher Liebe nimmt er sich des glühenden Jünglings an, und dieser, müde des höfischen Lebens in der Residenz, bezieht für einige Zeit das Donnerhäuschen in Lilar, schon um der Geliebten in Blumenbühl näher zu sein. Eine elysische Zeit beginnt. In Lilars Zaubergarten finden sich die Liebenden, und neben ihnen finden sich Roquairol und Rabette. Den Hauptmann, der alle Sensationen des Lebens und der Phantasie durchkostet hat, zieht auf einmal die ländliche unbefangene Unschuld Rabettens an, und sie ergibt sich ihm willig, in scheuer Bewunderung zu ihm aufsehend. Ein Zauberland umfängt die Liebenden. Zwischen Blumenbühl und dem Donnerhäuschen fliegen die zarten Briefe hin und her. Herrliche Spaziergänge mit allem Zauber einer wunderbaren Natur füllen die Tage, süße Träume gehen durch die Nächte.
    Aber einmal muß aus diesem Traumleben Wirklichkeit werden. Liane und Albano kehren in die Stadt zurück. Der Einwilligung der Eltern glauben beide sicher zu sein. Der Minister und seine Frau ahnen nichts von Albanos hoher Geburt, und die Liebenden wissen nicht, welche Hindernisse ihnen entgegengetürmt sind. Froulay selbst glaubt, daß Cesara zu dieser Verbindung niemals seine Einwilligung geben wird und gibt sie infolgedessen auch nicht. Überdies steht sein bereits dem Deutschen Herren gegebenes Versprechen seiner Einwilligung im Wege. Die Ministerin, die gegen Albanos hohe und schroffe Art eine Abneigung hat, ist zum erstenmal der Ansicht ihres Gatten. Ein Brief des Grafen Cesara, der die Entscheidung bringen soll, geht über die ganze

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