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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Hohenfließ, mit der Residenz Pestiz, und Haarhaar genannt. Der Hof von Haarhaar wartet auf das Aussterben der Hohenfließer Linie. Um dieses Aussterben zu beschleunigen hat man sogar den Erbprinzen von Hohenfließ in frühem Alter, indem man seinen vorzeitigen Hang zu geschlechtlichen Ausschweifungen unterstützte, um seine Manneskraft gebracht. Und zwar war es der Deutsche Herr von Bouverot, der dieses teuflische Unternehmen in Italien leitete. Zeuge dieser Freveltat wurde der Ritter Gaspard de Cesara. Cesara befreundete sich indessen bald darauf mit dem Hohenfließer Fürstenpaar, das ihn bei seiner Bewerbung um die Tochter des römischen Fürsten di Lauria unterstützte.
    Cesara trat um so eifriger auf die Hohenfließer Seite über, als der Hof von Haarhaar ihm kurz vorher einen Korb gegeben hatte, als er sich dort um die Hand einer Prinzessin bewarb. Der Zufall wollte, daß beide Frauen in Italien ungefähr zu gleicher Zeit niederkamen. Die Fürstin von Hohenfließ gebar ein Zwillingspaar: Albano, den Helden des Romans, und die Prinzessin Julienne. Die Gräfin Cesara wurde von einer Tochter, Linda oder Severina genannt, entbunden. Um Albano den Nachstellungen des Haarhaarer Hofes zu entziehen, wurde er als Sohn des Grafen de Cesara ausgegeben und in seinen ersten Jahren mit Linda zusammen auf der Isola bella im Lago maggiore erzogen. Später in die Nähe der Residenz Pestiz nach Blumenbühl in das Haus des Landschaftsdirektors von Wehrfritz gebracht. Weil er aber bald seinem Vater, dem Fürsten, allzu ähnlich wurde, durfte er nie nach der Residenz Pestiz selbst hinein, bis das hohe Alter das Aussehen des Fürsten genügend verändert habe.
    Bei diesem Austausch der Kinder hatte Cesara die Bedingung gestellt, daß seine Tochter Linda einst mit Albano verbunden würde. Damit sie nicht als Albanos Schwester gelte, wurde sie mit der Mutter nach Spanien geschickt, wo sie den Namen de Romeiro annahm und als Nichte und Mündel des Grafen galt. Kein trautes geschwisterliches Verhältnis sollte sich zwischen den beiden füreinander bestimmten Menschen bilden, vielmehr wurden sie gegenseitig von vornherein mit einer romantischen Gloriole füreinander umgeben, damit sie später, wenn sie sich sähen, mit Leidenschaft einander zustrebten. Damit dieses desto gewisser einträte, setzte Cesara einen großen geheimnisvollen Apparat in Bewegung. Durch magische Weissagungen und zauberische Erscheinungen wurde Albanos Interesse früh für die ihm verheißene Linda wachgerufen. Der Graf bediente sich hierbei seines Bruders, eines lügenhaften Charlatans, der bauchreden konnte und unter der Maske eines »sterbenden Vaters«, d. h. eines einer besonderen Sekte angehörenden Mönches, dem Helden erschien und immer von neuem seinen Sinn auf Linda di Romeiro lenkte. Weil Albano aber wußte, daß er eine Schwester hatte – es war die Prinzessin Julienne, aber er mußte eigentlich Linda dafür halten –, wurde ihm auf magische Weise durch den »sterbenden Vater« der Tod seiner Schwester Severina de Cesara geweissagt und durch den Vater bestätigt. Bei dem schlechten Gesundheitszustand des Erbprinzen Luigi war anzunehmen, daß Albano der Erbe des Thrones sein würde. Cesara hatte also nichts Geringeres im Sinne, als durch seine Tochter Linda seine Nachkommen auf einen deutschen Fürstenthron zu bringen.
    Diese seltsamen Verhältnisse liegen dem Roman zugrunde. Albano, der Fürstensohn und Thronerbe, wächst als Graf de Cesara in dem idyllisch gelegenen Blumenbühl heran. Seine Pflegeeltern, der wackere Landschaftsdirektor von Wehrfritz und dessen Frau Albine – dem Rittmeister von Falkenberg und dessen Frau aus der »Unsichtbaren Loge« und dem Pfarrer Eymann und seiner Frau aus dem »Hesperus« entsprechend – ahnen selbst nicht, daß der mutmaßliche Thronerbe sich in ihrem Hause befindet. Auf den Wunsch von Albanos vorgetäuschtem Vater, dem Grafen Cesara, geben sie ihm eine strenge Erziehung, die durch den schwerfälligen Schulmeister Wehmeier und den eleganten Tanzmeister Falterle unterstützt wird. Sehnsuchtsvoll wenden sich Albanos Gedanken nach der nahen Lindenstadt Pestiz, deren Betreten ihm verboten ist und die dadurch eine besondere Anziehungskraft für den Knaben bekommt. Ein inniges geschwisterliches Verhältnis verbindet ihn mit der ländlichen und treuherzigen Pflegeschwester Rabette von Wehrfritz, die an dem älteren und schöneren Bruder mit herzlicher Liebe hängt.
    Zwei Kinder aus der verhangenen Stadt sind es,

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