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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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überwältigt und eingeschattet, wenn nicht ein unbekannter, Weltteile, Zeiten und Völker ordnender Geist dazwischen wehte, welcher bisher gerade umgekehrt ein wachsendes Heil aus de, weiten Unheil entwickelte.« Man braucht nicht mit Jean Paul den Schluß auf das Eingreifen eines bewußt waltenden Geistes mitzumachen, aber eine vitale Kraft, die über alle zersetzenden Einwirkungen doch den Lebensstrom fort und fortleitet, wird man mit dem Dichter konstatieren müssen.
    Die Ausbreitung der Zivilisation auf Erden wird von Jean Paul zum erstenmal als das umfassende Motiv des Weltgeschehens erfaßt. Über allen Konflikten der Gegenwart verliert er diese Menschheitsaufgabe, liebevoll das ganze Erdenrund zu umgreifen, nicht aus dem Auge. Auch Schiller suchte das Humanitätsideal zu retten. Sein »Seid umschlungen, Millionen!« verkündet das gleiche Ethos. Aber Schiller kam von Kants formalem Sittlichkeitsbegriff nicht los. Deshalb kann bei Schiller der Schwerpunkt des sittlichen Verhaltens nicht in der Materie liegen, sondern nur in der Gesinnung. Wo er über das Formale hinaus seinem Begriff einen Inhalt einfügen will, kommt er über ein allgemeines Pathos nicht hinaus. Ganz anders Jean Paul. Sein Ethos ist mit kosmischer Verantwortung beladen. Mitten in die Materie hinein verlegt er das Ideal. Von der konkreten Aufgabe her wird bei ihm das sittliche Verhalten bestimmt. Wir sprachen es schon anläßlich seines Naturgefühls aus, daß bei ihm als erstem die kopernikanische Weltanschauung sich in Lebensgefühl umgesetzt hat. Er erlebt den Menschen auf der im All schwingenden Kugel, er sieht ihn auf der Erdkruste sich ausbreiten. Er leidet das Leid jedes Einzelnen mit, belauscht den Stampfschritt der Geschichte. Er überschaut den Gang der Menschheit von der »Wüste in das gelobte Land des Menschengeschlechts«. Nur von dieser höchsten Warte der Anschauung aus kann sich ihm das deutsche Problem erschließen.
    Er sieht sein Volk vor der entscheidenden Frage: »Was nun?« Trostlose Verzweiflung ist über Deutschland ausgegossen. Er aber holt aus der weltgeschichtlichen Situation die Waffen, dem Augenblick zu begegnen. Mit den einzelnen deutschen Staaten hält er scharfe Abrechnung. Deutschland hat einen »Reichskörper« aber keine »Reichsseele«, aber es kann jetzt eine solche gewinnen. Weder Preußen noch Österreich allerdings verkörpern diese deutsche Seele. Aus dem Herzen Deutschlands muß sie herauswachsen. Napoleon hat die Hindernisse, hat das reaktionäre Preußen und Österreich hinweggefegt. Die Bahn ist frei zur Gestaltung des Neuen, das kommen muß. Wie aber muß das Neue kommen? Als ein Volk, das sich bewußt in den Dienst der Menschheit stellt. Die große Auseinandersetzung der Gewalt zwischen Deutschland und Frankreich kann nicht das letzte sein. Beide Völker wohnen gleichberechtigt nebeneinander. »Zwischen zwei gebildeten Nationen« ist »keine historische Möglichkeit eines nationellen Vertilgungsfriedens«, hieß es schon in der »Friedenspredigt«. Jetzt werden, wie schon in dem dortigen Abschnitt »Franzosen-Deutsche«, beide Völker tiefer miteinander verglichen. »Germanismen und Gallizismen« sind gegeneinandergestellt, der Vergleich wird in viele, psychologisch außergewöhnlich tief erfaßte Gegensätze hineingetrieben. Wie aber soll zwischen den beiden Völkern der Ausgleich erfolgen? Sie sind ineinander verkrampft. Irgendwie müssen sie sich auseinandersetzen. Die Antwort ergibt sich aus Jean Pauls Geschichtsphilosophie: Beide Völker gemeinsam müssen dem Fortschritt der Menschheit dienen. Und dennoch steht ein großes, ein gewaltiges Wort zwischen ihnen: der Krieg.
    Krieg ist die gewohnte Form, in der die Völker sich zu begegnen pflegen. Wie steht Jean Paul zum Krieg? In der »Krieg-Erklärung gegen den Krieg« gibt er die Antwort.
    Predigt der Dichter den Krieg oder den Pazifismus? Auch dieser Gegensatz empfängt von Jean Pauls Menschheitsidee erst seinen Sinn. »Allerdings müßte selber Klopstock sein Ja zu den Wunden und Flammen der wildesten Kriege geben, sobald eine freie Schweiz oder von Tataren das gesittete Europa überfallen würde.« Und »eine Blumenerde« treibt das Schlachtfeld, »wo etwas Großes wächst und treibt, ähnlich der Fackeldistel, die sich bloß durch Stacheln nährt – es ist ein Feld-Held«. Und »es ist erhaben, wenn Römer und Karthager auf einem Boden fechten, den das Erdbeben unbemerkt unter ihnen erschütterte. Es ist noch erhabener, wenn bei Mutina

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