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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Gründen kein angenehmer Umstand, wenn man den Titel des Buchs deutlich fände anstatt dunkel und vieldeutig.« Das hieß: er wollte nicht sagen, daß er die Dämmerung vor dem Tagen meinte, aber er ließ es durchblicken. »Wer konnte je den Frühgottesdienst einer Frühlingsdämmerung voll Lerchen und Blüten vergessen, wenn er ihn gefeiert hatte? Denn was war der ganze Tag dagegen? In der Dämmerung regiert das Herz.«
    Hiermit sind nur die Hauptgedankengänge der »Dämmerungen« angegeben. In den folgenden Abschnitten schlägt er vor, politische Trauerfeste der ganzen Nation abzuhalten, hauptsächlich an dem Jahrestage der Schlacht von Jena. Oder mehr Augenmerk auf den Nachwuchs zu richten, in dem die jungen Genies einer kommenden Generation heranwachsen. Oder er legt den Fürsten nahe, die Schriftsteller als Gesandtschaftspersonal zu benutzen. »Was hätten die Fürsten nicht von diesen Botschaftern und Nuntien…von Glück und Unglück, Kraft und Krankheit eigener und fremder Staaten erfahren können?« »Haben sie nicht die französische Revolution vorausgesagt – ferner die Jammerfolgen deutscher Einmischung in diese – die Erhebung Frankreichs? – die Napoleons usw.?« Auf allen Gebieten finden wir ihn als Anreger und Beleber der nationalen Idee. Und dennoch durfte ihm Herzog Aemil von Gotha schreiben, daß er nicht Lust habe, die Schulden Jean Pauls »um Deutschland und Frankreich zugleich« in den Lethe zu schleppen? Diese Äußerung zeigt, daß Jean Paul nicht überall richtig verstanden war. Oder war er verstanden worden? Er unterschied sich ja so vielfach von den Anblasern eines Revanchekrieges. Er wollte nicht Rache, sondern einen neuen Geist pflanzen. Er war einer der ersten, die den Gedanken eines kommenden Krieges mit einer kommenden Freiheit des deutschen Volkes verknüpften. Der Erbprinz von Weimar, dem die »Dämmerungen« gewidmet werden sollten, lehnte die Widmung dankend ab. Von Wiederherstellung ihrer alten Macht träumten die deutschen Fürsten, nicht von einer kosmischen Verantwortung gegenüber Menschheit und Geschichte. Und wenn sie schon, wie Jean Paul, dem Rheinbund zuneigten, so war es nicht, um von ihm den Weg zu einer Einheit des Reiches von innen her zu finden. Sie fühlten dort nur ihre Macht von Napoleon garantiert, nichts mehr.
     
    Während Geister wie Lafontaine und Kotzebue von deutschen Fürsten unterstützt wurden, hatten weder der Herzog von Gotha, noch der von Weimar, noch der König von Preußen etwas für Jean Paul übrig. Unerwartet kam ihm jetzt gerade eine Hilfe von jenem merkwürdigen Manne, dessen jetzt außerordentlich erhöhte Machtstellung ganz von Napoleon abhängig war und der dennoch einer der deutschesten Fürsten jener Zeit genannt werden muß: Freiherr Carl von Dalberg. Dalberg hatte bereits zu Herder in engen freundschaftlichen Beziehungen gestanden. Nach dem Zusammenbruch bei Jena war er Fürstprimas des deutschen Rheinbundes geworden, und wenige Jahre später wurde er Großherzog des von Napoleon errichteten Großherzogtums Frankfurt. Dalberg hatte sich bereits einer Reihe deutscher Dichter, die durch den Zusammenbruch Preußens ihre feste Existenz verloren hatten, angenommen. Zacharias Werner und Ludwig Börne waren unter andern von ihm freundschaftlich aufgenommen worden. Jean Paul übersandte Dalberg im Herbst 1808, zu welcher Zeit bereits eine zweite Auflage seiner »Friedenspredigt« notwendig geworden war, das Buch mit der Bitte, es ihm widmen zu dürfen. Es ist merkwürdig, daß Jean Paul gerade in diesem Günstling Napoleons den Hort der kommenden deutschen Wiedergeburt sah, und gewiß in der damaligen Zeit nicht ganz unberechtigt. In diesem Schreiben hatte Jean Paul zunächst ganz allgemein durchblicken lassen, daß er der einzige Dichter sei, der seinen Fürsten bisher nicht gefunden. Dalberg bat ihn darauf, sich deutlicher zu erklären, und nun bat Jean Paul ihn, durch Dalbergs unverhofftes Schreiben ermutigt, um eine staatliche Unterstützung. Dalberg antwortete umgehend mit einem bedeutenden Geschenk für den nächsten Winter und überraschte zum Frühjahr den Dichter mit einer Pension von 1000 Gulden jährlich. Im Jahr 1811 setzte Jean Paul durch, daß diese Pension aus dem allgemeinen Pensionsfond bezahlt wurde, nicht mehr aus Dalbergs Privatschatulle, weil er »nur Dalbergs deutscher Hand, aber keiner ausländischen das Erleichtern der Zukunft seiner Kinder zu verdanken haben wolle«. Es spricht für Dalbergs deutsche Gesinnung, daß

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