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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Beziehungen an. Noch eine alte Freundschaft konnte er hier auffrischen: seine Jugendfreundin Renata lebte hier mit ihrem Manne, Christoph Otto. Leider traf er die Freunde in keinen besonders glücklichen Umständen an. Otto war bei der Mauth angestellt, erhielt aber ein so unzureichendes Gehalt, daß er mit seiner Frau und fünf Kindern nur kümmerlich davon leben konnte. Leider vermochte Jean Paul ihnen auch durch seine ausgebreiteten Beziehungen nicht zu helfen.
    Durch die ihm vom König Maximilian gewährte Pension stand er auch zum Hof in Beziehungen. Bekanntlich hatte er der Königin die zweite Auflage seiner »Levana« gewidmet. Am 9. Juni erhielt er eine Audienz beim König. »Einen solchen weit offenen, gutmütigen, unbegehrlichen, anspruchslosen, hausväterlichen König hab’ ich mir nie gedacht.« Unmittelbar nach der Audienz wurde er bei der Königin durch die ihm von Hildburghausen her bekannte Gräfin Taxis eingeführt. Sie sprachen über Weimar und Herder. Auch seiner Verlobung mit Karoline von Feuchtersleben wurde gedacht, und hierbei ereignete sich das Merkwürdige, daß Jean Paul sich im Augenblick nicht des Namens seiner ehemaligen Braut entsinnen konnte. Erst das Gedächtnis der Gräfin Taxis brachte ihm den Namen in Erinnerung. Von der weiteren Umgebung Münchens besuchte er nur den Starnberger See. Auf einer Insel wurde zu Mittag gespeist und gegen Abend das Schloß Berg besucht.
    Am wichtigsten aber war ihm das Zusammensein mit seinem Sohne Max. Hier ergaben sich bereits die ersten Meinungsverschiedenheiten. Max nannte Schelling den größten Mann, wogegen Jean Paul sich wehrte. Schelling habe doch wohl noch einen ziemlich weiten Weg bis zum größten Mann. Gerade durch seinen Vater kam Max Richter damals mit jenem Mann in die verhängnisvolle Verbindung, der wohl als das eigentliche Haupt jener von Schelling ausgehenden mystischen Richtung anzusehen ist, mit Franz Baader. Baader war von dem anmutigen Jüngling so entzückt, daß er sich erbot, ihn in Daubs Schriften einzuführen. Wir werden noch sehen, wie verhängnisvoll gerade dieser Unterricht für Max werden sollte. Auch sonst fand der Vater manchen Grund zur Besorgnis. Als er von dem »Jammerleben« erfuhr, das Max zu Zeiten führte, hatte er eine schlaflose Nacht. Einerseits war es wohl das Beispiel der Leipziger Hungerjahre des geliebten Vaters, die Max in seiner Lebensführung nachahmen wollte, aber in erster Linie wollte er seinen Körper allem Lebendigen abtöten und sich im Sinne jener mystischen Richtung vergeistigen. Er genoß morgens und abends nichts, oft auch mittags nur wenig. Das Brennholz sei ihm gestohlen worden, das kleine Eisenöfchen, das das Dachzimmer erwärmen sollte, heize nicht mehr, die Fenster seien zerbrochen. In dieser erbärmlichen einsamen Stube habe Max bis in die Nacht hinein aus Sehnsucht nach dem Elternhause geweint und gearbeitet. Zur Zeit war diese Melancholie von Max gewichen, leider sollte sie später gesteigert wiederkommen, als er in dem jungen Feuerbach und dessen Freunde Kapp Genossen seines Strebens fand. Damals aber reiste der Vater noch ohne besondere Besorgnis aus München ab. Mitte Juli war er wieder in Baireuth. »Diesmal ist mir die Heimat das schöne Fremdland,« schreibt er an den Sohn, »seit Jahren war ich nicht so häuslich selig, und alles, was meine gute Karoline getan und tut, entschädigt mich für Münchens Wolkentage.« Die Mutter fügt hinzu: »Daß der Vater mit allen meinen Einrichtungen so vollkommen zufrieden war, ist herrlich. Wir leben wie im Himmel, und ich kann mir beinahe nicht die Möglichkeit einer Verstimmung denken; so sicher und schön ist mein Gefühl von der Zukunft. Der liebe Vater ist recht kindlich glücklich – Gott erhalte ihn uns nur noch lange.«
    Die inneren Stürme hatten ausgetobt. Durch Sophies Schicksal war der wolkenlose Ehehimmel erkauft worden. Was nun auch noch kam, es konnte nur noch von außen kommen.
     
    Wie im Triumphzug war der Dichter durch die deutschen Lande gefahren. Wo er auch hinkam, überall begegnete ihm die Liebe der Besten des Volkes. Seine Werke hatten ihm den Weg zu den Herzen gebahnt. Wie in den Tagen des »Hesperus« umloderte ihn der Enthusiasmus einer gläubig zu ihm emporschauenden Jugend. Die Tage des ersten Heidelberger Aufenthalts wurden ihm zum Höhepunkt seines Lebens. Noch einmal brannte sein Herz auf. Als aber auch von diesem letzten Erlebnis nur die ausgebrannte Asche übrigblieb, da mußte die alte Melancholie, die

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