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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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ihn seit Jahren umfing, wiederkehren. Schon die nächsten Reisen, allenfalls mit Ausnahme der drei Wochen in Löbichau, befriedigten ihn nicht mehr. Der Skeptizismus dem eigenen Werk gegenüber nahm wieder die Oberhand. Wir haben bei seinen letzten Idyllen und Humoresken gesehen, wie zweifelnd er sich diesem Werk gegenüber hielt. Fast sah er es unter dem Gesichtspunkt einer Don Quixoterie an. Durch die Triumphe, die er allenthalben erlebte, konnte dieser Eindruck nur verstärkt werden. In einer andern als der von ihm mit Aufbietung aller seelischen und geistigen Kräfte angestrebten Richtung entwickelte sich die Zeit fort. Sein »Titan« war vergeblich geschrieben worden. Einerseits baute die Entwicklung auf Goethe, Schiller und Kant fort, andererseits übersteigerte sich die Romantik zu einer Mystik, die er noch in der »Vorschule der Ästhetik« als Nihilismus empfunden und abgetan hatte. Der Widerspruch, der zwischen seinen Triumphen und dieser ihm feindlichen Entwicklung lag, konnte ihm nicht verborgen bleiben. Wenn ihm überall die Herzen sich auftaten, geschah das nicht gewissermaßen unter dem Eindruck eines Talismans, der nur phantomhaft war und keinen eigentlichen, nur einen eingebildeten Wert hatte? Als trüge er ein Zaubermittel in der Hand, dessen Wertlosigkeit sich jeden Augenblick herausstellen mußte? Dieser Eindruck ist das Hauptergebnis der Reisen, die ihn durch Deutschland führten. Mehr und mehr mußte er sein eigenes Leben unter diesem Gesichtswinkel ansehen lernen. Es entspringt deshalb tieferen Gründen, wenn er seine Selbstbiographie mit dem Roman jenes Don Quixotehaften Apothekers Marggraf verbinden wollte, der die Kunst, aus Kohle Diamanten zu machen; sich zu eigen gemacht und nun wie ein Fürst und sich selbst für einen Fürsten haltend im Lande umherzieht. Schon 1806 ging dem Dichter dieser Plan auf, seine Selbstbiographie mit der Geschichte des Apothekers zu verschmelzen. Wir wissen, wie die geschichtlichen Ereignisse sein Schaffen dann in eine andere Richtung drängten. Aber gerade jetzt erst konnte das innere Ethos dieses Planes ihm Erlebnis werden. Bisher war es ein barocker Einfall gewesen. Dem Dichter des »Fibel« aber mußte sich dieser Einfall vertiefen. Eigenartig war es, wie »Das Leben Fibels« von diesem Plan einer Selbstbiographie her Nahrung empfing und wie der »Fibel« andererseits auf diesen Plan zurückwirkte. 1810 erbat er sich von dem alten Freunde, dem Superintendenten Vogel in Wunsiedel, Nachrichten über seinen Vater aus den Kirchenbüchern. Zwei Jahre darauf erscheint dann zum erstenmal die Notiz: »Für den Plan Happels gearbeitet.« »Happel« nannte er dieses Werk, das die Selbstbiographie und die Geschichte des Apothekers umfassen sollte. Mehrmals im Lauf der nächsten Jahre begann er mit der Ausarbeitung, das Kometenjahr 1811 gab dem Roman sogar den Namen, aber erst im Juli 1818 sehen wir ihn die Selbstbiographie, nunmehr als selbständiges Werk, beginnen. Es war unmittelbar nach dem Wiedersehen mit Sophie, das so katastrophale Folgen nach sich zog. Mit einer wahren Wut wird er sich damals in die Arbeit gestürzt haben, lag doch jetzt erst sein Leben gewissermaßen hinter ihm.
    Doch er sollte nicht weit in dieser Arbeit vordringen. Schon im August schrieb er an Emanuel, er sei durch die Romane so sehr ans Lügen gewöhnt, daß er zehnmal lieber jedes andere Leben beschriebe, und ähnlich äußerte er sich im November an Voß. Im Januar 1819 gab er die Selbstbiographie ganz auf. Er hatte sie nur bis zu seiner Einsegnung gefördert. Wir kennen dieses Bruchstück aus dem ersten Kapitel, wo es uns zum Leitfaden für die Darstellung seiner Kindheit und ersten Jugend diente. Es ist anzunehmen, daß Jean Pauls Darstellung einigermaßen der Wirklichkeit entspricht, daß er nur hier und da verschönerte und besonders die Gestalt des Vaters ins günstigste Licht setzte. Als Dichtung ist diese seine Jugendgeschichte eine der zartesten Idyllen, die wir aus seiner Feder haben. Unzählige Male hatte er seine Jugend in den Helden seiner Romane dargestellt, kaum verdichteter und vertiefter, als sie uns jetzt in ihrer Wirklichkeit entgegentritt. Hinter den Gestalten seiner Romane richtet er hier gewissermaßen das Urbild auf. Aber er mochte bald selbst das Gefühl haben, daß er im Grunde nur wiederholte. Nicht die kärglichen Tatsachen seines Lebens konnten ihm von Bedeutung sein. Er mußte sie gegen ein geistiges Inneres projizieren, damit sich ihr Sinn erschlösse. Was er

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