Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
Vom Netzwerk:
wohlriechender Wasser, fast von der Länge der Zaunkönig-Eier, eingebettet standen. Das Niedliche freuet, wie das Prächtige, Mädchen allezeit. Joachimen hielt er eine lange Rede über die Mäßigkeit ihres Geschlechts, das so wenig esse wie Kolibri, und so wenig trinke wie Adler – mit einigen Schaugerichten und mit einem Flakon woll’ er 5 000 Mann weiblichen Geschlechts speisen, und es sollte noch übrig bleiben – die Ärzte bemerkten, daß die, die den Hunger am längsten ertragen hätten, Weiber gewesen wären – sogar in mittlern Ständen bestände die ganze Bienenflora, wovon diese Holden lebten, in einem Farbenbande, das sie als Schärpe oder Schleife umlegten, statt eines nährenden Umschlags und Suppentäfelchens, und woran sie noch höchstens einen Liebhaber anmachten. Joachime zog unter der Lobrede eine Flasche heraus, weil sie sie für wächsern hielt. Viktor, um sie zu widerlegen – oder auch sonst weswegen –, drückte ihr sie stark in die Hand und zerdrückte sie glücklich. Ein Berghauptmann von meiner Denkart nähme das Zerbrechen einer Flasche, die man auf keine Eymannschen Gurken decken kann, schwerlich in seine Hundposttage auf – weil er gern Dinge von Gewicht aufträgt –, wenn nicht die Flasche selber dadurch eines bekäme, daß sie die weichste Hand, auf der noch der härteste Juwel Schimmer auswarf, blutig schnitt. Der Doktor erschrak – die Blutende lächelte – er küßte die Wunde, und diese drei Tropfen fielen, gleich Jasons Blut, oder gleich einem von einem Alchimisten rektifizierten Blute, als drei Funken in sein entzündbares, und die Blutkohle der Liebe bekam drei anglimmende Punkte – ja es hätte wenig gefehlt, so hätt’ er ihr gehorcht, da sie ihm scherzend befahl (um ihm eine größere Verlegenheit zu ersparen, als er hatte), die Pariser veraltete Mode, an Damen mit rosenfarbner Dinte zu schreiben, wieder aufzuwecken und hier auf der Stelle drei Zeilen mit ihrem Blut an sie abzufertigen. Soviel ist wenigstens gewiß, daß er zu ihr sagte: er wollte, er wäre der Teufel. Bekanntlich wird dem letzten das guarentigiatische Instrument oder vielmehr der Partagetraktat über die Seele mit dem Blute des Eigners als Faust- und Fraispfand zugefertigt. – Blut ist der Same der Kirche , sagt die katholische; und hier ist gar vom Tempel für eine Schöne die Rede.
    Dabei wars – und bliebs –, als Cour bei der Fürstin auf heute angesagt wurde. Das war ihm erstlich fatal, weil der heutige Abend versalzen war – und zweitens lieb, weil Joachime heute den Hut wegtun mußte, den er und sie so liebten. Da, wie gewöhnlich, den Damen von der Fürstin die Roben und Frisuren vorgeschrieben wurden, worin sie den Courtag, d. h. den Brandsonntag ihrer Freiheit, bei ihr begehen mußten: so konnte sie heute ihren Florhut nicht aufbehalten, den sie so liebte und Viktor auch, aber an ihr nicht; denn es war gerade der, welchen Klotilde getragen, als sie unter dem Konzerte ihre nasse Augen mit dem schwarzen Spitzenflor verhüllte, der nachher immer über seine beraubte Augen herüberhing.
    Ich will den Courtag beschreiben.
    Die hauptsächliche Absicht, warum der Hof um sechs Uhr abends vorgefahren kam, war die, um zehn Uhr recht ärgerlich wieder heimzufahren. Ich kanns aber zehnmal weitläuftiger vortragen:
    Um sechs Uhr fuhr Viktor mit der übrigen befehligten Brüder- und Schwestergemeine ins Paulinum. Er beneidete oder segnete vielmehr den Zeugmacher, den Stiefelwichser, den Holzhacker, der abends seinen Krug Bier, seine Andacht, seine Stollen und seine trompetenden Kinder hatte; desgleichen ihre Weiber, die heute schon den Morgen anbissen, nämlich die marmorierte gesprenkelte Kleiderrinde für den zweiten Feiertag. Im bunten Dunst- und Tierkreis stand die Fürstin als Sonne, ebenso unglücklich wie ihre Unglücklichen; nur der Traum (dacht’ er) kann einen König glücklich machen, oder einen Armen unglücklich . Als er sah, wie sie alle nach einem sparsamen Froschregen von Worten und nach Erfrischungen, d. h. Erhitzungen und Ermattungen, ein Postzug um den andern nach dem Hof- und Adreßkalender an die Spieltische eingeschirret wurden – an jedes Brett kam das nämliche Bunterie-Gespann alter Gesichter –, so wunderte er sich zu allererst über die allgemeine Geduld; an einem Schwarzen der Hof -Goldküste sind sicher, schwur er, wenn man nur bedenkt, was er anzuhören und auszustehen hat, die Ohren und die Haut , wie an gebratnen Milchferkeln, die besten Stücke. Hier

Weitere Kostenlose Bücher