Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
sagte die Botschafterin freundlich. »Natürlich wäre beides unter Ihrem Stand, fürchte ich, zumindest anfangs …«

    »Danke, ich werde es mir überlegen. - Und keine Sorge, wenn wir uns wiedersehen, bin ich nicht mehr Venera Fanning.« Sie stieß wie in Trance die Tür auf und gelangte in einen Versorgungsgang, der zu einer grauen Lieferantentreppe führte. Sie hörte gerade noch: »Viel Glück«, dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
    Venera stieg eine Treppe hinunter, dann setzte sie sich auf eine Stufe und stützte das Kinn in die Hände. Sie zitterte an allen Gliedern, aber sie weinte nicht.
    Was nun? Der Bericht über die Trennung hatte sie aufgerüttelt wie ein Stromschlag. Sie müsste das nächste Schiff nach Meridian besteigen, das sie finden konnte, und … Aber bis sie am Ziel wäre, könnten Wochen vergehen. Bis dahin wäre die Krise sicher überwunden, vielleicht war jetzt schon alles vorbei.
    Es gab einen Mann, der ihr hätte helfen können. Hayden Griffin flog ein schnelles Renn-Bike, nicht mehr als ein Jetmotor mit einem Sattel. Das letzte Mal hatte sie ihn vor Candesce gesehen, als die Erste Sonne zu weißglühendem Leben erwachte. Er hatte gerade den Gasgriff voll aufgedreht - um nach Hause zu rasen - inzwischen war er sicher schon längst wieder in Slipstream. Wenn sie zugegriffen hätte, als er ihr die Hand reichte, hätte sie sich alle ihre jetzigen Schwierigkeiten ersparen können.
    Aber das hatte sie nicht über sich gebracht. Keine zehn Minuten zuvor hatte sie Haydens Geliebte getötet, und sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er darauf verzichten würde, sich dafür bei erster Gelegenheit an ihr zu rächen.
    Sie hatte Aubri Mahallan nicht töten wollen. Die Frau hatte gelogen, was ihre Motive anging; sie hatte sich
der Fanning-Expedition nur angeschlossen, um Candesces Schutzschilde zu deaktivieren. Sie stand im Dienst der »Künstlichen Natur«, eines fremden Systems, das jenseits von Virgas Außenhülle lauerte. Hätte Venera es nicht verhindert, Mahallan hätte Virga für diese unbegreifliche Macht geöffnet, und nichts mehr wäre so, wie es einmal gewesen war.
    Wieder einmal nahm Venera die Kugel aus der Tasche und drehte sie zwischen den Fingern hin und her. Sie hatte während der Schlacht gegen die Piraten den Kapitän der Krähe und seine Brückenmannschaft getötet - mit einer Pistole erschossen -, um das Leben aller anderen an Bord zu retten. Kapitän Sembry war drauf und dran gewesen, die Sprengladungen für die Selbstzerstörung der Krähe zu zünden. Sie hatte im Kampf noch etliche weitere Menschen erschossen, und schließlich hatte sie Mahallan getötet, um die Welt zu retten. Und sie hatte den Mann erschossen, der Chaison hatte töten wollen, damals, als sie sich kennenlernten …
    In jedem dieser Fälle hatte sie entweder um eines höheren Zieles willen oder aus Notwehr gehandelt. Venera wollte nicht leugnen, dass sie skrupellos und hart, ja sogar brutal war, aber sie hielt sich nicht für grenzenlos egoistisch. Man hatte sie zum Egoismus erzogen, aber sie wollte nicht so sein wie ihre Schwestern oder ihr Vater. Nur deshalb war sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit vor dem Leben in Hale geflüchtet.
    Sie fluchte leise. Wenn sie jetzt wegflog, ohne sich um Garth Diamandis oder um den Schlüssel zu Candesce zu kümmern, käme das einem Eingeständnis gleich, dass sie Aubri Mahallan nicht getötet hatte, um die Welt zu retten, sondern aus reiner Bosheit. Und dass sie
nur ihr eigenes Leben hatte retten wollen, als sie Sembry in die Stirn schoss. Womöglich könnte sie nicht einmal mehr für sich in Anspruch nehmen, sie hätte Chaison zu retten versucht?
    Alle ihre fein gesponnenen Pläne fielen in sich zusammen. Venera steckte die Kugel in die Tasche zurück und stieg die nächste Treppe hinunter.
    Auf der Straße angelangt, sah sie sich um und suchte nach dem Wohnhaus, wo Brydda und der Rest der Handelsdelegation wahrscheinlich schon verzweifelt nach ihr suchten. Wütend über ihre Niederlage, schleppte sie sich dorthin. Ihre Beine waren schwer wie Blei.

13
    Am Hafen warteten viele Menschen auf Venera, aber Garth war nicht darunter. Dafür waren reichlich viele Buchhalter, Zofen und Protokollexperten, Gepäckträger, Reporter und Ärzte sowie Kuriere und Würdenträger aus den Nationen Spyres zur Stelle, die beschlossen hatten, sich in der Öffentlichkeit als Buridans Verbündete zu präsentieren. Es gab eine Menge zu tun. Doch während Venera Dokumente

Weitere Kostenlose Bücher