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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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sie sei die Vorhut der Flotte, die aus der Schlacht mit Mavery zurückkehrte. Aber nein - als die Flieger ausschifften, lachten und weinten sie, faselten etwas von einem großen Sieg und winkten verächtlich ab, wenn sie den Namen Mavery hörten. ›Nein‹, sagten sie, ›wir haben die Falken geschlagen! Durch die geniale Führung des Piloten und des Admirals Fanning wurde eine Invasion verhindert und Slipstream gerettet!‹
    Kann der Pilot das bestreiten? Wenn Fanning persönlich mit den anderen Schiffen zurückgekehrt wäre … nicht so ohne weiteres. Wenn die Flieger von der Trennung nicht angefangen hätten, mit ungeheuren Geldsummen um sich zu werfen, mit kostbaren Juwelen und Goldketten zu prahlen und wilde Reden über einen Piratenschatz zu schwingen … Ich denke, Sie begreifen das Dilemma. Die Falken gelten als unsere Verbündeten . Und der Pilot wurde kalt erwischt, er erfuhr erst, dass seine Nation in Gefahr gewesen war, nachdem sein beliebtester Admiral dieselbe bereits beseitigt hatte.
    Er ließ die Besatzung unter dem Vorwurf des Hochverrats gefangen nehmen. Offiziell heißt es, Fanning hätte mit einigen Schiffen die Falken überfallen und eine ihrer Schatzkammern geplündert. Derzeit findet in Abwesenheit ein Kriegsgerichtsverfahren gegen ihn statt. Er wird des Verrats und der Piraterie angeklagt.«
    »Und«, ergänzte Venera, »wenn ich jetzt zurückkehren sollte …«

    »Würde man Sie zumindest wegen Beihilfe vor Gericht stellen.« Die Botschafterin legte die Fingerspitzen aneinander und beugte sich in ihrem Sessel um eine Winzigkeit vor. »Von Rechts wegen wäre ich verpflichtet, Sie auszuliefern. Wenn ich das allerdings täte, würden Sie wahrscheinlich zum Anziehungspunkt für alle Unzufriedenen. Nach den Unruhen …«
    »Was für Unruhen?«
    »Hm.« Die Botschafterin wurde verlegen. »Der Pilot hat … etwas zu spät reagiert. Er hat die Flieger von der Trennung nicht schnell genug in Gewahrsam genommen. Und er hat erst einen Riegel vorgeschoben, als auf den Straßen bereits sehr viel Geld geflossen war. Offenbar war es nicht nur billiger Tand, was die Männer zur Schau stellten - die Stücke stammen auch nicht aus einer Schatzkammer; sie sind ganz einfach Raubgut und obendrein uralt. Und die Menschen, die Menschen glauben der Trennung und nicht dem Piloten.
    Unsere letzte Depesche - sie kam vor zwei Tagen - berichtet, dass der größte Teil der Mannschaften und der Offiziere es schafften, auf die Trennung zurückzukehren und sich dort zu verschanzen. Jetzt schwebt sie draußen, hundert Meter vor der Admiralität. Der Pilot gab Befehl, sie abzuschießen, und daraufhin brachen in der Stadt Unruhen aus.«
    »Wenn Sie in diesem Moment zurückkehren würden«, bemerkte der Sekretär, »käme es zu weiterem Blutvergießen.«
    »… Und Ihr Blut wäre wahrscheinlich das erste, als abschreckendes Beispiel für alle anderen.« Die Botschafterin schüttelte den Kopf. »Es kommt noch schlimmer. Die Marine hat sich geweigert, dem Befehl des
Piloten zu gehorchen. Man will die Trennung nicht sprengen. Man will erst wissen, was geschehen ist. Derzeit versucht man, die Mannschaft zu überreden, das Schiff zu verlassen, und zwischen den Soldaten des Piloten, der Marine und der Trennung bewegt sich gar nichts mehr. Die Situation ist völlig verfahren.«
    Veneras Puls raste. Sie wollte vor Ort sein, in der Admiralität. Sie kannte Chaisons Kollegen, sie konnte die Männer um sich scharen und zum Widerstand aufstacheln. Schließlich war der Pilot bei allen verhasst.
    Sie ließ sich in ihren Sessel zurücksinken. »Vielen Dank, dass Sie so offen zu mir waren.« Sie überlegte lange, dann schaute sie die Botschafterin fest an. »Werden Sie mich gefangen nehmen lassen?«
    Die Botschafterin lächelte andeutungsweise und schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn Sie mein Büro diskret wieder verlassen. Ich empfehle die Hintertreppe. Wie ich die Sache sehe, würde ich nur Öl ins Feuer gießen, wenn ich Sie zu diesem Zeitpunkt in Ketten nach Hause schickte.«
    »Danke.« Sie stand auf und wandte sich der Tür zu, auf die die Botschafterin gedeutet hatte. »Das werde ich Ihnen nicht vergessen.«
    »Erzählen Sie vor allem niemandem, dass ich Sie empfangen habe«, sagte die Botschafterin und lächelte ironisch. »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn Sie hier in der Hauptstadt bleiben wollen, könnten wir Ihnen eventuell behilflich sein - ein Arbeitsplatz und eine Unterkunft ließen sich beschaffen«,

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