Säule Der Welten: Roman
Sie könnten das erreichen …« Sie lächelte. »Aber Sie können weit kommen, und so lange sind Sie für mich von Nutzen.«
»Und was wollen Sie?«, fragte er. »Noch mehr Macht?«
»Das wäre hilfreich. Aber um auf Sacrus zurückzukommen. Sie …«
»Es sind Ihre Feinde«, sagte er. »Ich werde Ihnen nicht helfen, alte Rechnungen zu begleichen.«
»Es sind auch Ihre Feinde, und ich habe keine Rechnungen offen«, sagte sie. »Überhaupt plane ich keinen Frontalangriff. Ich will mich nur einen Abend lang dort umsehen.«
Bryce starrte sie an, dann lachte er laut auf. »Und was schlagen Sie vor? Sollen wir Sacrus bombardieren?«
»Ja.«
Er lachte nicht mehr. Stattdessen schüttelte er den Kopf. »Da können wir auch gleich alle ins Gefängnis marschieren«, sagte er. »Oder in den Operationssaal eines Vivisektionisten. Sacrus ist der letzte Ort auf Spyre, den ein vernünftiger Mensch aufsuchen würde.«
Venera sah ihn nur lange an. Endlich sagte sie: »Jemand hier arbeitet für Sacrus, entweder Sie selbst oder einer Ihrer Stellvertreter.«
Bryce schien überrascht, dann verfinsterte sich seine Miene. »Sie haben schon viel Unsinn geredet, aber das schlägt alles. Woher sollten Sie …«
»Eine Bemerkung von Jacoby Sarto hat mich nachdenklich gemacht«, unterbrach sie ihn. »Sacrus’ Produkt heißt Kontrolle, richtig? Es verkauft sie wie edlen Wein. Es übt sie auch aus. Wussten Sie, dass es viele, vielleicht die meisten kleinen Nationen Spyres unter dem Daumen hat? Es ist sein Steckenpferd, Menschen und Institutionen - ja, ganze Länder wie Marionetten tanzen zu lassen. Ich bin nicht so töricht zu glauben, dass ihm gerade Ihre Horde von Agitatoren entgangen sein sollte. Einer von Ihnen arbeitet für Sacrus - wer weiß, vielleicht gehört Ihre ganze Organisation zu seinen Projekten.«
»Wie wollen Sie das beweisen?«
»Mein … Vertreter, Flance, Sie haben ihn noch nicht kennengelernt, hat sich viele Nächte lang auf den Feldern und Plätzen von Groß-Spyre herumgetrieben. Er kennt jeden Gang, jede Hecke und jedes Versteck auf diesem klapprigen Rad. Aber er ist nicht als Einziger nachts unterwegs. Es gibt noch andere Nachtschwärmer, und gelegentlich ist er einem gefolgt. Oft genug sind solche Trupps entweder von Sacrus aufgebrochen oder dorthin zurückgekehrt.«
Bryce lachte verächtlich. »Ich kenne eine Nation, die von Sacrus kontrolliert wurde«, fuhr Venera fort. »Ich weiß, wie diese Leute arbeiten. Bedenken Sie, das Personal muss irgendwo ausgebildet werden. Für Sacrus ist Groß-Spyre ein … Sozusagen eine Koppel wie die, wo ich meine Pferde halte. Es ist ihre Schule. Die Leute erhalten Aufträge, sie sollen Nachbarnationen unterjochen,
Unruhe stiften, Skandale schaffen und Intrigen spinnen. Es würde mich sehr wundern, wenn sie oben in der Stadt nicht ähnlich vorgingen. Also, sagen Sie mir, dass ich mich irre. Sagen Sie mir, dass Sie nicht für Sacrus arbeiten. Und wenn es so ist, dann schauen Sie mir in die Augen, und sagen Sie mir weiterhin, dass Sie gegen Unterwanderung und Manipulation immun sind.«
Er zuckte die Achseln, aber sie sah, dass er verärgert war. »Ich bin kein Dummkopf«, sagte er nach einer Weile. »Nichts ist unmöglich. Trotzdem sind das nur Spekulationen.«
»Nun, ich hatte spekuliert … aber dann habe ich Nachforschungen angestellt.« Sie hielt einen Stapel Zeitungsausschnitte in die Höhe. »Die Nachrichtenorgane von Klein-Spyre sind hochgradig parteiisch, aber in den Fakten stimmen sie überein. Nach meinem Fest habe ich zwei Nachmittage damit verbracht, Meldungen aus den letzten zwei Jahren nachzulesen. So konnte ich verfolgen, welche Orte und welche Anwesen Ihre Gruppe angegriffen hat, seit sie erstmals in Erscheinung trat. Die Liste ist übrigens beeindruckend. Aber jeder Einzelne dieser Anschläge galt einem Rivalen von Sacrus. Sacrus selbst war nie betroffen.«
Zum ersten Mal in ihrer kurzen Beziehung wirkte Bryce verunsichert. Venera kostete das gründlich aus. »Ich habe es nicht absichtlich ausgespart«, sagte er. »Es muss Zufall sein.«
»Oder Manipulation. Sind Sie ganz sicher, dass wirklich Sie der Anführer in diesem Haufen sind?«
Bryce wurde grün im Gesicht. »Glauben Sie das etwa nicht?«
Venera schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht restlos überzeugt, dass nicht Sie selbst derjenige sind, der für Sacrus arbeitet. Aber Sie sind mir für so etwas nicht« - fast hätte sie kompetent gesagt, schaltete aber dann um auf - »skrupellos genug. Sie
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