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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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oberflächlich, ihre Gefühle sind stärker als bei anderen. Sie ist das einzige Mädchen, das ich kennengelernt habe, das sich wirklich um wichtige Dinge Gedanken macht. Als ich ihr zum erstenmal begegnet bin, war es unglaublich einfach, mit ihr zu reden.« Schmerz in den Augen. »Tut mir leid«, sagte er und faßte nach dem Türgriff, »tut mir leid, daß ich Sie damit belästige. Ich komme mir eigentlich irgendwie unehrlich vor, daß ich mit Ihnen rede.«
    »Warum?«
    Er rieb sich den Nacken. »Als Melissa Sie das erstemal angerufen hat, weil sie zu Ihnen kommen wollte, da war ich bei ihr, bei ihr in ihrem Zimmer.«
    Ich erinnerte mich an unser Gespräch. Melissa entschuldigte sich ein paarmal… ›Ach verflixt, laß doch mal‹… Hand über der Sprechmuschel.
    »Und?« fragte ich.
    »Ich war dagegen«, sagte er, »daß sie zu Ihnen geht. Ich habe ihr gesagt, sie brauchte keinen - Sie könnte das selbst regeln. Wir beide könnten das Problem gemeinsam lösen. Sie sagte mir, ich solle mich um meinen Kram kümmern, Sie wären ausgezeichnet. Und jetzt bin ich hier und rede selbst mit Ihnen.«
    »Nichts von alledem ist wichtig, Noel. Kommen wir auf das zurück, was Sie vorher gesagt haben, daß Melissa eine einmalige Person sei. Darin stimme ich mit Ihnen überein. Sie sagen, Sie verstehen sich einmalig gut mit ihr. Und Sie machen sich Sorgen darüber, sie in einem Augenblick zu verlassen, in dem sie jemanden braucht.«
    Er nickte.
    »Wann müssen Sie in Boston sein?«
    »Anfang August, die Vorlesungen fangen im September an. Aber sie wollen, daß man vorher da ist, zwecks Orientierung.«
    »Haben Sie schon ein Hauptfach gewählt?«
    »Vielleicht internationale Beziehungen.«
    »Diplomatie?«
    »Wahrscheinlich nicht. Ich glaube, ich würde lieber was machen, was wirklich mit politischen Entscheidungen selbst zu tun hat, einen Verwaltungsposten im Stab des Verteidigungsministeriums oder eine Assistenz bei einem Kongreßabgeordneten. Wenn man sich mit der Art und Weise beschäftigt, wie eine Regierung funktioniert, dann sind es in Wirklichkeit die Leute hinter den Kulissen, die die Politik machen. Professionelle Diplomaten haben manchmal einen Einfluß, aber oft sind sie nur Gallionsfiguren, die man sich dafür aussucht.« Pause. »Außerdem habe ich für so einen Job hinter den Kulissen auch bessere Chancen.«
    »Warum?«
    »Nach allem, was ich über das Auswärtige Amt gelesen habe, zählt es mehr, wo man herkommt, die Familie, der Background, wen man kennt, als was man wirklich leistet. Es ist so, wie wenn man in der Highschool Mitglied in den besten Clubs ist. Ich habe eigentlich gar keine Familie. Nur Mom und mich.« Es war wie eine nüchterne Feststellung, ohne jeden Ton von Selbstmitleid.
    »Es hat mir früher ziemlich viel ausgemacht, - die Leute hier draußen achten sehr darauf, wo einer herkommt. Man muß Geld haben, und das mindestens seit zwei Generationen. Aber jetzt verstehe ich, daß ich eigentlich ziemlich viel Glück gehabt habe. Mom unterstützt mich wirklich sehr, und ich habe immer gehabt, was ich brauchte. Wenn man sich’s genau überlegt, braucht ein Mensch gar nicht soviel, oder? Ich habe auch gesehen, was mit vielen reichen Kids passiert, in was für Schwierigkeiten die sich hineinmanövrieren. Deshalb habe ich vor Melissa so einen Respekt. Sie ist wahrscheinlich eines der reichsten Mädchen in San Labrador, aber ohne sich so zu benehmen. Als ich sie kennenlernte, war sie mit ein paar anderen Kids ihres Französischklubs zum Essen ins Tankard gekommen, und ich half gerade meiner Mom. Die anderen taten so, als wäre ich unsichtbar. Melissa nahm sich Zeit, bitte und danke zu sagen. Und danach, als die anderen bereits zum Parkplatz gingen, blieb sie noch einen Augenblick da, um mit mir zu reden. Sie hatte mich beim Leichtathletikwettkampf Pasadena-San Labrador gesehen, - ich habe Sport getrieben, bis ich wegen der Arbeit fürs College keine Zeit mehr hatte. Sie hat nicht herumgeflirtet, - sie ist nicht so eine. Wir haben uns sofort verstanden, als ob wir alte Freunde wären. Sie kam ab und zu wieder, und wir wurden richtig gute Freunde. Sie hat mir in vielen Dingen geholfen. Alles, was ich will, ist ihr helfen. Ist es sicher, daß ihre Mom…?«
    »Nein«, sagte ich, »nicht sicher, aber es sieht nicht gut aus.«
    »Das ist wirklich schrecklich!« Er schüttelte den Kopf, kratzte am Rucksack. »Gott, das ist schrecklich. Das wird so hart für sie sein.«
    »Haben Sie Mrs. Ramp gut

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