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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mich auszuplündern!« Zu mir gewandt: »Danke - vielen, vielen Dank, daß Sie sich für mich eingesetzt haben, Dr. Delaware. Ich weiß, wer meine wahren Freunde sind.«
    Noels Verwirrung blieb. Ich schilderte ihm kurz das Gespräch mit Anger und Douse. Jedes Wort schien ihn mehr in Zorn zu versetzen. »Arschlöcher«, schimpfte er, »am besten nimmst du dir möglichst bald neue!«
    »Oh ja«, sagte sie. »Ich habe es so hingestellt, als hätte ich bereits jemanden beauftragt, du hättest ihre Gesichter sehen sollen!« Kurzes Lächeln. Noel blieb ernst.
    Melissa fragte: »Kennen Sie irgendwelche guten Anwälte, Dr. Delaware?«
    »Die meisten, die ich kenne, sind auf Familienrecht spezialisiert. Aber ich nehme an, ich kann Ihnen eine Empfehlung für einen Vermögensrechtler besorgen.«
    »Bitte, ich wäre Ihnen wirklich dankbar, und auch einen Banker.«
    »Der Anwalt für Vermögensrecht sollte Sie an einen Banker empfehlen können.«
    »Gut«, sagte sie, »je früher, desto besser, bevor diese beiden Würmer irgend etwas versuchen. Denn so wie ich sie einschätze, haben sie jetzt schon irgendwelche Anträge gegen mich eingereicht.« Als ob ihr soeben ein Gedanke käme, riß sie die Augen weit auf. »Ich sage Milo, er soll sie auschecken! Er schafft es und findet heraus, was sie vorhaben. Wahrscheinlich haben sie mich schon ausgeplündert, glauben Sie nicht auch?«
    »Möglich ist alles.«
    »Nun«, sagte sie, »wie ehrhafte Charaktere sind sie ja nicht gerade aufgetreten. Ich bin sicher, sie haben Mutter all die Jahre ausgeplündert…« Sie schloß die Augen.
    Noel legte seinen Arm enger um sie. Sie ließ es zu, aber sie entspannte sich nicht.
    Plötzlich riß sie von neuem die Augen auf. »Vielleicht steckt Don mit ihnen unter einer Decke, und sie arbeiten alle drei zusammen!«
    »Nein«, sagte Noel, »Don würde so etwas nicht -«
    Sie schnitt ihm mit einer heftigen Armbewegung das Wort ab. »Du siehst nur die eine Seite von ihm, ich sehe die andere!«
    Noel sagte nichts.
    Melissas Augen weiteten sich. »Oh, Gott!«
    »Was ist denn?« fragte ich.
    »Vielleicht haben sie sogar etwas mit - mit dem, was passiert ist, zu tun. Vielleicht wollten sie ihr Geld und…« Sie sprang auf, und Noel verlor das Gleichgewicht. Mit trockenen Augen, die Hände zu Fäusten geballt, stand sie da, hob die eine Faust in Augenhöhe und schüttelte sie. »Die schnappe ich mir«, schrie sie, »die Hunde! Wer ihr was zuleide getan hat, der wird dafür bezahlen!«
    Noel stand auf. Sie hielt ihn sich mit ausgestrecktem Arm vom Leibe.
    »Nein, es ist alles in Ordnung, mir fehlt nichts. Ich weiß jetzt, wo ich stehe.« Sie fing an im Raum umherzugehen. Sie lief im Kreis herum, nahe den Wänden wie eine Schlittschuhläuferin, die es zum erstenmal versucht. Sie machte große Schritte, wurde immer schneller, bis sie fast rannte. Ihr Blick war finster, den Unterkiefer vorgeschoben schlug sie sich mit der geballten Faust in die andere Hand. - Dornröschen vom bösen Verdacht wachgeküßt.
    Zorn trat nun an die Stelle von Angst, Zorn war mit Angst unvereinbar. - Ich hatte im vergangenen Herbst ganze Schulklassen auf diese Weise behandelt, hatte ihr selbst schon vor vielen Jahren diese Lektion beigebracht. Der flammende Zorn dieses Kindes, der fast grausame Ausdruck ihres Gesichts.
    Ich betrachtete sie und mußte dabei an ein hungriges Tier in einem Käfig denken. - Ein psychologischer Fortschritt, so nahm ich an.

29
    Milo tauchte kurz danach auf, in einem braunen Anzug und mit einer glänzenden schwarzen Aktentasche. Melissa hängte sich an ihn und erzählte ihm, was geschehen war. »Schnappen Sie sie«, sagte sie.
    »Ich prüfe das nach«, versicherte er. »Aber das wird einige Zeit brauchen. Inzwischen besorgen Sie sich mal einen Anwalt.«
    »Egal, was es kostet. Bitte, wer weiß, was die schon angestellt haben!«
    »Zumindest«, sagte er, »wissen die jetzt Bescheid. Wenn sie irgendwas holen wollten, werden sie es jetzt erst einmal für eine Weile sein lassen.«
    Noel sagte: »Stimmt.«
    Milo fragte Melissa: »Wie geht’s denn sonst so?«
    »Besser - Ich werde da schon durchkommen. Ich muß es ja - Wenn ich irgend etwas tun soll, sagen Sie es mir.«
    »Was Sie im Augenblick tun können, das ist auf sich aufpassen.«
    Sie wollte widersprechen.
    Milo sagte: »Nein, ich wimmele Sie nicht ab, ich meine es ernst. Nur für den Fall, daß die anfangen, Ärger zu machen.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte sie.
    »Diese Burschen sind offensichtlich

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