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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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darauf aus, die Sache allein zu deichseln. Wenn die Kerle einen Richter überzeugen, daß Sie verrückt sind, dann haben die viel erreicht. Möglich, daß ich denen irgend etwas Dreckiges nachweisen kann, es kann aber auch sein, daß ich gar nichts finde. Und während ich noch herumsuche, stapeln die schon ihre Munition. Je besser Sie aussehen - körperlich und psychisch, um so weniger Munition werden die haben. Also passen Sie gut auf sich auf!« Er warf mir einen Blick zu. »Wenn Sie schreien müssen, schreien Sie ihn an, dazu ist er da.«
    Sie ließ sich von Noel hinaufbringen. Milo fragte mich: »Ist es nun so gekommen, wie ich sagte?«
    Ich nickte. »Sie waren richtig lieb und süß, kamen an und machten sich Sorgen, dann legten sie mir ihren großen Plan vor. Ziemlich schwachsinnig allerdings, mich so in ihre Karten schauen zu lassen.«
    »Nicht unbedingt«, entgegnete er, »in den meisten Fällen würde es klappen, denn die normale Achtzehnjährige würde sich einschüchtern lassen und wäre einverstanden, daß ein paar graue Eminenzen dieser Art alles für sie regeln. Und eine Menge Seelenklempner würden einwilligen in das, was sie dir angeboten haben - für eine entsprechende Entschädigung!« Er kratzte sich die Nase. »Wäre mal interessant zu erfahren, wohinter sie eigentlich genau her sind.«
    »Ich würde sagen, hinter dem Geld.«
    »Die Frage ist, hinter wieviel. Haben sie vor, den Besitz total zu plündern, oder sind sie auf eine Fortsetzung der Kontrolle aus, damit sie ihre Gebühren noch um einiges in die Höhe treiben können? Leute, die von den Reichen leben, verfallen in eine gewisse Routine - sie meinen mit der Zeit, ein Recht darauf zu haben.«
    »Oder vielleicht«, mutmaßte ich, »haben sie sich auch auf ein paar faule Geschäfte eingelassen und möchten verhindern, daß es herauskommt.«
    »Wäre nicht das erstemal«, sagte er. »Aber was wir trotz alledem im Auge behalten müssen, ist: Haben sie ein Argument zu ihren Gunsten, mit dem sie einen Richter überzeugen könnten? Kann Melissa mit all dem Geld tatsächlich umgehen, Alex? Wie sieht es bei ihr emotional denn nun wirklich aus?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Erst war sie müde, dann hat sich ihre Müdigkeit sehr schnell in Zorn verwandelt. Das ist aber in Anbetracht dessen, was sie durchgemacht hat, nichts Pathologisches.«
    »Sag das so vor Gericht, und sie hat schon verloren.«
    »Vierzig Millionen Dollar wären für jeden ziemlich happig, Milo. Wenn ich Herrscher der Welt wäre, würde ich keinem jungen Menschen soviel Geld in die Hand drücken. Aber das ist keine psychologische Rechtfertigung, sie für inkompetent zu erklären. Ich könnte sie da unterstützen.«
    »Wie auch immer«, sagte er. »Was ist denn das Schlimmste, das passieren könnte? Sie verjuxt es und muß bei null anfangen. Sie ist jedoch intelligent genug, um dann wieder etwas Nützliches aus ihrem Leben zu machen. Vielleicht wäre das überhaupt das Beste, was ihr passieren könnte.«
    »Finanzieller Zusammenbruch als therapeutische Methode? Gute Gelegenheit für Ärzte, ihre Honorare zu steigern.«
    Er lächelte. »Inzwischen werde ich tun, was ich kann, um Anger und den anderen Kunden auszuchecken, obwohl’s sehr schwer sein wird, mal auf die Schnelle ihre Panzer zu knacken. Melissa braucht wirklich die Hilfe eines Anwalts.«
    »Ich dachte, ich rufe deswegen jemanden an.«
    »Gut.« Er hob seine Aktentasche auf.
    »Ist die neu?« fragte ich.
    »Hab’ ich mir heute besorgt, muß ja auf mein Image achten. Diese private Schnüffelei steigt einem zu Kopf.«
    »Hast du die Nachricht gehört, die ich dir vor ein paar Stunden aufs Band gesprochen habe?«
    »Ein paar Dinge zu besprechen? Einverstanden, aber ich war als geschäftige kleine Privatbiene unterwegs, hab’ Honigwaben nach Info durchsucht. Möchtest du mit mir teilen?«
    Ich deutete auf einen der dicken Sessel.
    »Nein«, winkte er ab, »laß uns bloß endlich abhauen und normale Luft schnappen, wenn du hier entbehrlich bist.«
    »Laß mich sehen!«
    Ich stieg die Treppe hinauf zu Melissas Zimmer. Die Tür war angelehnt. Als ich die Hand hob, um zu klopfen, erblickte ich durch den Türspalt Melissa und Noel. Sie lagen voll bekleidet, aneinander geschmiegt auf dem Bett, ihre Finger in seinem Haar, er hatte ihr den Arm um die Taille gelegt und rieb ihr den Rücken. Ihre Füße waren nackt, und ihre Zehen berührten einander.
    Bevor sie mich bemerken konnten, schlich ich auf Zehenspitzen wieder weg.
    Milo

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