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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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zu beachten gilt. Diese Dinge lassen sich nun einmal nicht übers Knie brechen. Soweit ich sehe, ist die Einsetzung eines Vormundes eindeutig der beste Weg.«
    »Wer sollte denn der Vormund sein? Donald Ramp?«
    Douse räusperte sich und schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er, »das würde dem Geist, wenn nicht sogar dem Wortlaut des Testaments von Arthur Dickinson widersprechen.«
    »Wer denn?«
    Totenstille. Irgendwo in dem großen Haus hörte man Schritte, ein Staubsauger brummte, ein Telefon läutete einmal.
    »Mein Büro«, sagte Douse, »steht seit langem im Dienste dieser Familie. Eine gewisse Logik spricht dafür, an diesem Zustand nichts zu verändern.«
    Ich sagte nichts. Er knöpfte sich das Jackett auf, zog ein kleines Krokodillederetui hervor, holte eine weiße Visitenkarte heraus und überreichte sie mir so feierlich, als wäre sie sehr wertvoll:
     
    J. Madison Douse Junior Rechtsanwalt Wresting, Douse und Cosner 820 South Flower Street Los Angeles, CA 90017
    Douse sagte: »Oberrichter Douse hat die Firma seinerzeit gegründet.«
    Das ›mein Onkel‹ ließ er weg, er verwechselte auffällige Diskretion mit Klasse. Anger verpatzte es, indem er hinzufügte: »Jims Onkel!«
    Douse räusperte sich, ohne den Mund aufzumachen. Das Ergebnis war ein tiefes, bulliges Schnauben.
    Anger beeilte sich, es wiedergutzumachen: »Die Familien Douse und Dickinson sind seit vielen Jahren durch Vertrauen und Sympathie miteinander verbunden. Arthur hat seine Geschäfte Jims Vater anvertraut, damals, als solche Angelegenheiten noch weitaus komplizierter waren als heute. Es ist im Interesse Ihrer Patientin wirklich am besten, wenn sich ein wirklich erstklassiger Anwalt um sie kümmert, Doktor.«
    »Im Augenblick«, sagte ich, »ist es im Interesse meiner Patientin, ihre emotionalen Kräfte zu mobilisieren, um mit dem Verlust ihrer Mutter fertig zu werden.«
    »Genau«, beeilte sich Anger, »das ist der Grund, weshalb Jim und ich alles so rasch wie möglich unter Dach und Fach bringen möchten.«
    »Das Problem«, sagte Douse, »ist eines der prozessualen Übertragung, - die Kontinuität soll gewahrt bleiben. Die Vorgehensweise ist mit Mrs. Ramp genau abgesprochen worden. Auch wenn ihr selbst dadurch wenig zu tun blieb, zum Beispiel was der tägliche Ablauf oder die legalen Aspekte anging, mußten wir doch jeweils ihre Einwilligung einholen. Nun, da sie uns nicht mehr zur Verfügung steht, müssen wir…«
    »Mit ihrer Erbin verhandeln?« fragte ich. »Das dürfte aber teuflisch unangenehm für Sie werden.«
    Douse knöpfte sich die Jacke zu und beugte sich vor. Seine Stirn warf Falten, und er schnaufte wie ein Footballkämpfer im Gedränge. »Ich höre da eine gewisse Streitlust heraus, Dr. Delaware. Die ist indes nach Lage der Dinge völlig unangebracht!«
    »Möglich«, sagte ich, »aber vielleicht mißfällt mir auch einfach der Gedanke, beruflich zu einer falschen Aussage aufgefordert zu werden, selbst wenn Ihre Absichten gut gemeint sind. Melissa ist nicht inkompetent, nicht im mindesten. Sie leidet unter keinerlei Störung ihrer intellektuellen Fähigkeiten oder einer anderen geistigen Schwäche, die ihre Urteilskraft trüben könnte. Ob sie reif genug ist, mit vierzig Millionen Dollar umzugehen, weiß niemand. Howard Hughes und Leland Beiding waren nicht viel älter, als sie den Besitz ihrer Eltern übernommen haben. Und beide haben sich nicht schlecht gemacht, während Banken und Anwaltsfirmen oft ein schreckliches Schlamassel angerichtet haben, nicht wahr? Wie sehen denn die neuesten Zahlen bei der Pleitewelle der Spar- und Darlehenskassen aus?«
    »Das«, sagte Anger und wurde rot, »hat nichts zu tun mit…«
    »Wie auch immer«, fuhr ich fort, »Tatsache ist, daß alle eventuellen Entscheidungen über die Verwaltung des Besitzes von Melissa selbst getroffen werden können. Und diese Entscheidungen müssen freiwillig sein.«
    Douse preßte die Fingerspitzen gegeneinander, zog sie zurück und wiederholte die Geste mehrere Male. Er sagte: »Nun, es besteht offensichtlich keine Notwendigkeit, daß Sie die Bürde dieser Beurteilung selbst übernehmen, Doktor - angesichts Ihres Zögerns.«
    »Was soll das heißen? Wollen Sie eigene Gutachter hinzuziehen?«
    Sein Gesicht blieb ausdruckslos, als er seine Manschettenmonogramme zeigte und eine mit Nieten versehene goldene Cartier-Uhr zu Rate zog, die viel zu klein an seinem Handgelenk aussah.
    »Nett, Sie kennengelernt zu haben, Doktor.« Zu Anger: »Dies ist eindeutig

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