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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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übertraf die Nachfrage bei weitem; jeden Tag kamen Busse voll Frischfleisch aus Iowa herein. Daher haben sie diese Kids als Komparsen und für andere Hilfsarbeiten verheizt und gefeuert, sobald man bei ihnen die ersten Fältchen sah.«
    »Ramp hat niemals erwähnt, daß er McCloskey näher gekannt hätte.«
    »Er hat ihn gekannt, obwohl sie nach dem, was ich gehört habe, keine guten Freunde waren.« Milo hob die Aktentasche vom Boden auf und zog einen Hefter mit braun marmoriertem Deckel heraus, der ein Schwarzweißphoto mit dem Firmenzeichen der Apex-Filmstudios, ein schneebeckter Gipfel, enthielt. Die Aufnahme stammte aus einem Nachtklub oder vielleicht war es nur eine Filmdekoration. In einer Ledernische saßen um einen weißgedeckten Tisch ein halbes Dutzend gutaussehender junger Leute Anfang Zwanzig in eleganter Abendgarderobe. Gina Prince alias Paddock saß genau in der Mitte, blond und schön, im Abendkleid. Die Ähnlichkeit mit Melissa war verblüffend.
    Don Ramp saß neben ihr, stämmig und braungebrannt, ohne Schnurrbart. Joel McCloskey auf ihrer anderen Seite, glattes, pomadiges Haar und gutaussehend. Er hatte das unsichere Grinsen eines Außenseiters aufgesetzt, eine Zigarette, die er zwischen den Fingern hielt, war fast bis zum Filter heruntergebrannt. Zwei weitere unbekannte Gesichter, das eines Mannes und einer Frau, und im Hintergrund eines, das ich kannte.
    »Das«, sagte ich und zeigte auf eine Brünette mit scharfen Gesichtszügen, die ein gefährlich tief ausgeschnittenes schwarzes Kleid trug, »ist Bethel Drucker, Noels Mutter. Sie ist jetzt blond, aber sie ist es, ich habe sie erst heute kennengelernt. Sie arbeitet für Ramp als Serviererin in seinem Restaurant. Sie und Noel wohnen im ersten Stock.«
    »Oh, Mann«, sagte Milo, »eine große, glückliche Familie.« Er zog ein anderes Stück Papier aus seiner Aktentasche. »Laß mal sehen, das muß Becky Dupons sein, ›nom du cinema‹.« Er beugte sich vor, faßte das Photo an einer Ecke an. »Gutaussehende Frau, üppig.«
    »Ist sie heute noch.«
    »Gutaussehend oder üppig?«
    »Beides, obwohl man ihr die Jahre ansieht.«
    Er schaute hinüber zur Küche, wo Joyce neben dem Koch tätig war. »Muß heute der Tag der Üppigen sein. Ich sag’ dir eins, die alte Becky/Bethel mochte ihr Dope. Beruhigungsmittel und Quaaludes, sagen meine Quellen. Nicht, daß es der Quellen bedurfte, sieh dir bloß diese Augen an!«
    Ich schaute mir das fein geformte Gesicht genau an und sah, was er meinte: Große, dunkle, halb geschlossene Augen mit herunterhängenden Lidern. Das bißchen Iris, das man sah, trübe, träumerisch und weit weg. Anders als McCloskeys drückte ihr Lächeln echtes Glücksgefühl aus. Aber es hatte nichts mit der Party da zu tun.
    »Es paßt zu etwas«, erklärte ich Milo, »das Noel mir gegenüber heute bemerkt hat: Er hätte schon immer gewußt, daß Drogen schlecht wären. - Dieser Noel ist wirklich ein starker Typ, sehr geradeaus und selbstbestimmt, fast zu perfekt, um echt zu sein. Wenn er, als er aufwuchs, gesehen hat, was das wilde Leben aus seiner Mutter gemacht hat, wäre das eine Erklärung. Etwas an ihm allerdings hat meine Aufmerksamkeit erregt, vielleicht war es das.« Ich gab ihm das Photo zurück. Bevor Milo es wegsteckte, warf er noch einen Blick darauf. »Also, sieht so aus, als ob jeder jeden kennt, und schon hat Hollywood seine Fangzähne in San Labrador hineingebohrt.«
    »Was ist mit den anderen beiden Personen auf dem Photo?«
    »Der Bursche da ist eine meiner Quellen, der Name wird nicht genannt. Das Mädchen ist ein Möchtegern-Star namens Stacey Brooks. Lebt nicht mehr, - Autounfall 1971, wahrscheinlich durch Drogenmißbrauch ausgeflippt. Wie ich schon sagte, ein wilder Haufen.«
    »Diese Hilfsdienste, die sie fürs Studio verrichtet haben«, sagte ich, »bedeutete das, mit den leitenden Herren ins Bett zu gehen?«
    »Das und ähnliches Zeugs, - Gäste bei verschiedenen Parties unterhalten, potentielle Geldgeber küssen und andere Widerlichkeiten; im Grunde da sein, um eine Vielzahl von Bedürfnissen zu befriedigen. Ramp war besonders vielseitig, ein gutaussehender Begleiter für die Damen, verschwiegene Verlustierungen mit den Herren. Er war ein kooperativer Kerl, er tat, was man ihm sagte. Das Studio belohnte ihn mit ein paar Rollen, meistens Nebenrollen in Western und Krimis.«
    »Und was ist mit McCloskey?«
    »Meine Quellen erinnern sich an ihn als einen großkotzigen Angeber, der den harten Burschen

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