Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
stand im Vestibül und war gerade dabei, das Essen abzulehnen, das ihm Madeleine auf einem Teller anbot. »Ich bin satt«, winkte er ab, indem er sich auf den Bauch klopfte, »trotzdem vielen Dank!«
    Sie sah ihn an, als wäre er ihr verlorener Sohn.
    Wir lächelten und gingen.
    Draußen sagte er: »Ich hab’ gelogen. In Wirklichkeit habe ich einen teuflischen Hunger, und ihr Zeug schmeckt wahrscheinlich besser als irgendwas von dem Futter, das wir anderswo kriegen. Aber dieses Haus geht mir nach einer Weile auf den Keks, und wenn dort jemand sich um mich sorgt, krieg’ ich ‘ne Überdosis davon.«
    »Ich auch«, sagte ich und stieg ins Auto. »Denk nur mal dran, wie es Melissa dabei empfinden muß!«
    »Yeah«, sagte er und ließ den Motor an. »Na ja, jetzt ist sie auf sich allein gestellt. Hast du restaurantmäßig eine Idee?«
    »Wie der Zufall so will, weiß ich genau das richtige Lokal!«
    Abendessenszeit, ›La Mystique‹ war leer. Als ich vor dem Laden parkte, scherzte Milo: »Himmel, müssen wir an der Bar auf einen freien Tisch warten?«
    Ich sagte: »Das dort ist die Gabney-Klinik«, und deutete auf das große braune Haus. Die Fenster waren dunkel, und die Einfahrt war leer.
    »Ah«, sagte Milo und kniff die Augen zusammen, »ein bißchen unheimlich.« Er drehte sich wieder um, dem Restaurant zu. »Also was ist das hier, dein Ausguckposten?«
    »Nur ein warmer, netter Ruhepunkt für einen müden Reisenden.«
    Joyce war überrascht, mich wiederzusehen, aber sie hieß mich willkommen, als wäre ich ein lange verloren geglaubter Verwandter, und bot mir denselben Tisch am Fenster an. Zu dieser Zeit dort zu sitzen wäre allerdings zu auffällig gewesen, also bat ich sie, mir hinten einen Tisch zuzuweisen.
    Sie nahm unsere Getränkebestellung entgegen und kam mit zwei Grolsches zurück. Während sie eingoß, sagte sie: »Wir haben pochierten gestreiften Barsch und Kalbfleisch ›vino‹, was ich besonders empfehlen kann«, dann begann sie umständlich zu erzählen, wie beides zubereitet wurde.
    Ich sagte: »Ich nehme den Barsch.«
    Milo überflog die Speisekarte. »Wie ist das Entrecöte?«
    »Hervorragend, Sir.«
    »Das nehme ich. Nur leicht angebraten, blutig, mit einer doppelten Portion Kartoffeln.«
    Sie trat hinter die Trennwand in die Küche und fing an zu kochen. Wir stießen an und tranken unser Bier.
    Ich sagte: »Anger zufolge hat Chickering die Suche nach Gina abblasen lassen.«
    »Überrascht mich nicht. Als ich das letztemal bei den Sheriffs nachgefragt habe, war es halb zwei Uhr nachmittags. Sie waren schon dabei abzubauen, keine Spur von ihr im ganzen Park.«
    »Dame im See, hm?«
    »Sieht so aus«, er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Okay, Zeit zur Berichterstattung. Wer ist zuerst dran?«
    »Fang an!«
    »Im Grunde«, sagte er, »war’s ein Hurra für Hollywood. Hab’ den größten Teil des Tages damit verbracht, mich mit Filmleuten, Exfilmleuten und anderen Leuten aus diesen Kreisen zu unterhalten.«
    »Crotty?«
    »Nein, Crotty ist tot. Vor ein paar Monaten ist er gestorben.«
    »Oh«, sagte ich und dachte an den abgemagerten alten Bullen von der Sittenpolizei, der sich in einen schwulen Aktivisten verwandelt hatte. »Ich dachte, das AZT hilft!«
    »Dachten wir alle. Leider hat er nicht mitgespielt. Hat auf der Veranda der kleinen Farm gesessen, die er da oben in den Bergen hatte, und sich mit seiner Kanone eins durch den Mund in die Rübe geknallt.«
    »Tut mir leid.«
    »Yeah, letzten Endes ist er wie ein Bulle gestorben -Jedenfalls, was ich im Filmdorf gehört habe: Es scheint so, als wären Gina und Ramp und McCloskey damals in der guten alten Zeit ziemlich dicke Freunde gewesen. Es gab da diese Gruppe von Vertragsschauspielern bei den Apex-Studios Mitte bis Ende der sechziger Jahre. McCloskey gehörte genau genommen nicht dazu, aber er hing mit den Leuten herum und fing seine Photomodellagentur an, indem er hübsche Gesichter beiderlei Geschlechts vermittelte. Nach allem, was ich gehört hatte, waren sie ein wilder Haufen. Es wurde eine Menge gesoffen, Dope spielte eine große Rolle, und Parties wurden gefeiert. Niemand wußte speziell über Gina irgend etwas Schlechtes zu berichten. Wenn sie also auch gesündigt hat, dann hat sie’s heimlich, still und leise getan. Karrieremäßig haben es die meisten von ihnen zu nichts, aber auch zu gar nichts gebracht. Gina hatte die meisten Chancen, aber durch das Säureattentat war damit Sense. Das Studio wußte, das Angebot

Weitere Kostenlose Bücher