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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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herauskehrte. Marlon-Brando-Ramschausgabe, unterste Schublade, immer mit dem Zahnstocher im Mund und von seinen duften Kumpels aus New Jersey redend, aber keiner hat ihm je etwas geglaubt. Außerdem hat er die Schwulen gehaßt, hat er immer gesagt, auch ungefragt. Vielleicht war es echt, vielleicht war er latent und hat zuviel protestiert. Niemand scheint eine Ahnung zu haben, mit wem er ins Bett gegangen ist, außer mit Gina. Woran sie sich erinnern, ist seine unangenehme Persönlichkeit und sein heftiger Drogenkonsum - Speed, Coke, Gras und Pillen. Hat auch Leute im Studio beliefert. Dann hat er Tauschgeschäfte angefangen - Modelle gegen Dope, daran ist seine Agentur kaputtgegangen. Die Modelle wollten ihr Geld, und er hatte keins.«
    »Hat man ihn je wegen Rauschgifthandels geschnappt?«
    »Nein. Warum fragst du?«
    »Ich überlege gerade, ob Gina vielleicht etwas damit zu tun haben könnte, daß er Ärger mit der Polizei bekommen hat. Oder ob er dachte, daß sie etwas damit zu tun hätte. Es wäre ein Grund gewesen, sich an ihr mit dem Säureangriff zu rächen.«
    »Yeah, wäre bestimmt ein Grund gewesen, aber er ist wegen der Drogen nicht in Erscheinung getreten: keine Festnahme irgendeiner Art vor dem Attentat.«
    Joyce brachte Brot. Als sie ging, sagte ich: »Wie wäre es dann hiermit: Seine Schwulenphobie war Tarnung seines Schwulseins. Gina kriegte es heraus, und sie haben sich deswegen irgendwie gestritten. Vielleicht hat sie ihm sogar gedroht, sie würde ihn, den Macho und Angeber, vor aller Welt bloßstellen. Da ist McCloskey ausgerastet und hat Findlay angespitzt und ihm Geld gegeben, um sie fertigzumachen. Das würde doch erklären, daß er sich weigert, über sein Motiv zu sprechen. Es hätte für ihn eine Demütigung bedeutet.«
    »Könnte sein«, sagte er, »aber warum hat sie dann nicht die Katze aus dem Sack gelassen?«
    »Gute Frage.«
    »Vielleicht«, sagte er, »war es etwas viel Einfacheres: McCloskey, Gina und Ramp entwickelten eine Dreiecksbeziehung, und bei McCloskey ist schließlich die Sicherung durchgebrannt. Erinnerst du dich, wie sie auf dem Photo sitzen? Sie ist das Fleisch im Sandwich. Jedenfalls ist es eine uralte Geschichte, hat wahrscheinlich gar nichts mit ihrem Verschwinden zu tun, abgesehen davon, daß es uns etwas über Mr. Ramp erzählt.«
    »Prosperierender Geschäftsmann, der seine Zeit als Studio-Stricher vergessen möchte?«
    »Yeah, selbst als wir nach seiner Frau gesucht haben und McCloskey potentiell verdächtig war, hat er nichts von den schlimmen alten Zeiten erzählt. Obwohl er es war, der mit dem Finger auf McCloskey gezeigt hat. Man sollte doch annehmen, daß er uns alles beichtet, das uns helfen könnte, Gina zu finden.«
    »Außer es gab nichts zu beichten«, sagte ich. »Wenn Gina nicht gewußt hat, weshalb McCloskey das Säureattentat auf sie inszeniert hat, wie sollte dann Ramp etwas darüber wissen?«
    »Vielleicht«, sagte er. »Klar ist jedenfalls, daß Gina von Ramps Sexualität gewußt haben muß, als sie ihn heiratete. Bisexuelle Männer gelten heutzutage nicht als erstklassiges Ehematerial, - das körperliche Risiko kommt zu dem gesellschaftlichen noch hinzu. Aber das hat sie nicht gehindert.«
    »Getrennte Schlafzimmer«, sagte ich, »kein Risiko.«
    »Yeah, aber was findet sie an ihm anziehend?«
    »Er ist ein netter Typ, der ihren Lebensstil toleriert, also akzeptiert sie seinen auch. Und er scheint ein Softie zu sein. Er nimmt eine alte Freundin wie Bethel auf, bezahlt für Noels College. Möglicherweise hat sich Gina nach all der Brutalität, die sie erlebt hatte, mehr nach Mitgefühl gesehnt als nach Sex.«
    »Alte Freundin«, sagte er, »ich frage mich, wie es Bethel gefällt, von Tisch zu Tisch zu hopsen, während sich ihre alten Kumpels in dem pfirsichfarbenen Palast rekeln.«
    »Noel hat angedeutet, daß er und seine Mom sehr schlimme Zeiten durchgemacht haben. Da kann das Hopsen von Tisch zu Tisch sehr wohl ein großer Schritt aufwärts gewesen sein.«
    »Schätze ja«, sagte er und nahm ein Stück Brot.
    Ich sagte: »Du kommst immer wieder auf Ramp zurück.«
    »Ich bin heute an den Strand runter gefahren, um mit Nyquist zu reden, aber der Vogel war ausgeflogen, das Nest leer. Der Nachbar sagte, Nyquist hätte seinen VW-Bus letzten Abend vollgepackt und wäre mit unbekanntem Ziel davongedonnert. Im Brentwood-Country-Club sagen sie, er wäre nicht zu den Tennisstunden erschienen, die er heute hätte geben sollen, und er hätte auch nicht

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