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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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fühle ich mich noch mehr…« Er schüttelte den Kopf.
    Milo fragte: »Haben Sie Ihren Verdacht den Detektiven gegenüber erwähnt?«
    »Es war kein Verdacht, nur ein momentaner - Gedanke. Ein liebloser Gedanke, in der Hitze des Schocks, als ich davon hörte. Und nein, ich habe es nicht erwähnt. Aber sie kamen darauf zu sprechen, fragten mich, ob irgendein Mitglied der Familie von Mrs. Ramp hiergewesen sei. Ich sagte, Sie seien hiergewesen.«
    »Wie haben sie darauf reagiert, als Sie sagten, daß ich hiergewesen bin?«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, daß sie es ernst nahmen, daß sie irgend etwas ernst genommen haben. Sie schienen nur einfach wahllos Fragen zu stellen, als ob es nicht darauf ankam. Ich hatte den Eindruck, daß sie nicht viel Zeit auf diesen Fall verwenden wollten.«
    »Weshalb?«
    »Die Art, wie sie sich gaben. Ich bin daran gewöhnt. Der Tod ist hier ein häufiger Gast, aber er gibt nicht sehr viele Interviews in den Abendnachrichten.« Das Gesicht des Priesters sackte herunter. »Hier fange ich schon wieder an zu urteilen. Dabei ist soviel zu tun. Sie müssen mich entschuldigen, Mr. Sturgis.«
    »Klar, Pater. Vielen Dank, daß Sie uns Ihre Zeit geschenkt haben. Aber wenn Ihnen doch noch etwas einfällt, irgend etwas, das dem kleinen Mädchen helfen würde, bitte lassen Sie es mich wissen.«
    Plötzlich lag eine Visitenkarte in Milos Handfläche. Er reichte sie dem Priester. Bevor Andrus sie in die Tasche seiner Jeans steckte, konnte ich einen Blick darauf werfen. Weißes Velinpapier, Milos Name in kräftigen schwarzen Lettern, darunter das Wort Ermittlungen, Telefon und Beepernummer in der rechten unteren Ecke. Milo dankte Andrus noch einmal.
    Andrus sah gequält aus. »Bitte zählen Sie nicht auf mich, Mr. Sturgis. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich sagen kann.«
    Als wir zum Wagen zurückgingen, begann ich: »›Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich sagen kann‹, nicht ›alles, was ich weiß‹. Ich wette, McCloskey hat ihm alles offenbart, in einer förmlichen Beichte oder irgendeiner Art Gespräch. Wie auch immer, das wirst du niemals aus ihm herausbekommen.«
    »Richtig«, sagte er, »ich habe meinem Priester früher auch alles erzählt.«
    Wir gingen schweigend zum Wagen. Als wir nach San Labrador zurückfuhren, fragte ich: »Wer ist Gonzales?«
    »Hm?«
    »Was du Lewis gesagt hast. Es scheint ihn beeindruckt zu haben.«
    »Oh«, sagte er und runzelte die Stirn, »eine uralte Geschichte: ›Gonsalves‹. Lewis hat damals in West L.A. gearbeitet und trug noch eine Uniform. Collegeboy, dachte, es wäre schlauer als die anderen. Gonsalves ist ein Fall, den er verbockt hat, häusliche Gewalt, die er nicht ernst genug nahm. Ehefrau wollte, daß der Mann hinter Gitter kam, aber Lewis dachte, er könnte das mit seinem Bachelor of Arts - übrigens in Psychologie - abklären. Hat die Leutchen ein bißchen beraten, und als er ging, hatte er ein gutes Gefühl. Eine Stunde später hat der Ehemann die Frau mit einem Rasiermesser zerstückelt. Danach war Lewis etwas kleinlauter, - keine heiße Luft mehr drin. Ich hätte ihn damals ruinieren können, aber ich hab’s im Bericht so plastisch dargestellt und mit ihm geredet, damit er darüber wegkam. Danach wurde er härter, vorsichtiger, vor allem hat er nichts mehr versaut. Ist ein paar Jahre später Detektiv geworden und wurde in die Zentrale hinaufbefördert.«
    »Scheint dir nicht besonders dankbar zu sein.«
    »Yeah.« Er packte das Lenkrad fester an. »Na ja, so kommt die Menschheit auf den Hund.« Später ein Lächeln. »Als ich ihn das erstemal angerufen hatte und er mir Auskunft über McCloskey und die Mission geben sollte, war er von eisiger Höflichkeit. In Anbetracht der Geschichte mit Frisk kann ich nichts mehr verlangen. Heute abend, das war Amateurtheater, da wollte er dem kleinen Macho, mit dem er arbeitet, mal zeigen, was er für eine Kanone ist.«
    »Wir gegen sie«, sagte ich.
    Er antwortete nicht. Es tat mir leid, daß ich damit angefangen hatte. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, sagte ich: »Hübsche Visitenkarte! Wo hast du die denn her?«
    »Vor ein paar Tagen beim Schnelldruck, La Ciniega Richtung Schnellstraße besorgt. Habe gleich fünfhundert Stück genommen, Mengenrabatt, von wegen kluge Investition.«
    »Zeig mal her!«
    »Wieso?«
    »Souvenir, - bekommt vielleicht mal Sammlerwert.«
    Er zog ein Gesicht, steckte die Hand in die Tasche und holte eine Karte heraus.
    Ich nahm sie, schnipste gegen den dünnen, harten

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