SÄURE
Befehle aus, hm?«
»Ja, Sir.«
Flutiicht und zwischen den Bäumen verteilte Schwachstromscheinwerfer schufen eine nächtliche Atmosphäre, die Walt Disney begeistert hätte. Ein dicker Buick parkte vor dem Herrenhaus, mit großen Suchscheinwerfern und zahllosen Antennen.
Ramp kam zur Tür, trotz seiner sportlich-modischen Aufmachung sah er mitgenommen aus - und wütend. »Doktor«, kein Händeschütteln, er ging mir voraus, schnell, ließ mich die Tür selbst schließen.
Ich betrat die Eingangshalle. Ein anderer Mann stand vor der grünen Marmortreppe und prüfte seine Fingernägel. Als ich näherkam, sah er auf, betrachtete mich von oben bis unten.
Anfang sechzig, stämmig, mit fleischigen Gesichtszügen, Stahlrahmenbrille und einer Nadel mit der amerikanischen Flagge und eine der Veterans of Foreign Wars am Revers, sowie Piepser am Gürtel. Er musterte mich unaufhörlich.
Ramp stellte ihn vor: »Doktor, das ist unser Polizeichef, Clifton Chickering. Chief, Dr. Delaware, Melissas Psychiater.«
Chickerings erster Blick sagte mir, daß man über mich gesprochen hatte. Sein zweiter teilte mir mit, was er von Psychiatern hielt. Ich dachte mir, wenn ich ihm mitteilte, daß ich eigentlich Psychologe sei, würde das auch nichts ändern, sagte es dann aber trotzdem.
Er fragte: »Doktor«, er und Ramp sahen einander an, er nickte Ramp zu, Ramp starrte mich an, »warum zum Teufel haben Sie uns nicht gesagt, daß der Hundesohn wieder in L.A. ist?«
»McCloskey?«
»Kennen Sie noch einen anderen Hundesohn, der meiner Frau Schaden zufügen will?«
»Melissa hat mir im Vertrauen von ihm erzählt. Ich mußte ihre Wünsche respektieren.«
»Heiliger Himmel!« Ramp wandte mir den Rücken zu und fing an, in der Halle auf und ab zu gehen.
Chickering fragte: »Hatte das Mädel irgendeinen besonderen Grund, die Sache vertraulich zu behandeln?«
»Weshalb fragen Sie sie nicht selbst?«
»Das habe ich getan. Sie sagt, sie wollte ihre Mutter nicht beunruhigen.«
»Dann haben Sie ihre Antwort.«
Chickering murmelte »so«, und warf mir einen Blick zu, den stellvertretende Schulleiter für Teenager-Psychopathen reservieren.
»Sie hätte es mir sagen können«, sagte Ramp und blieb stehen. »Wenn ich es gewußt hätte, hätte ich auf sie aufgepaßt, um Gottes willen.«
Ich fragte: »Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, daß McCloskey etwas mit dem Verschwinden zu tun hat?«
»Himmel«, entfuhr es Ramp, »er ist hier, sie ist weg. Was brauchen Sie mehr?«
»Er ist seit sieben Monaten in der Stadt.«
»Dies ist das erstemal, daß sie allein weggefahren ist. Er hat gewartet und ihr aufgelauert.«
Ich wandte mich an Chickering. »Soweit ich bemerkt habe, passen Sie ziemlich scharf auf. Wie groß ist die Chance, daß McCloskey ihr seit sechs Monaten hier in der Gegend aufgelauert hat, ohne daß man ihn bemerkt hätte?«
Chickering sagte: »Null«, zu Ramp: »Guter Gesichtspunkt, Don, wenn er dahintersteckt, werden wir es sehr bald wissen.«
Ramp zynisch: »Woher diese Selbstsicherheit, Cliff? Sie haben ihn noch nicht gefunden!«
Chickering runzelte die Augenbrauen. »Wir haben seine Adresse, in allen Einzelheiten. Er kann sich nicht verstecken. Sobald er auftaucht, schnappen wir ihn uns schneller, als ein Penner sich einen Hamburger schnappen kann.«
»Wieso soll er denn auftauchen? Was ist, wenn er irgendwohin abgehauen ist mit…«
»Don«, sagte Chickering. »Ich versteh’…«
»Aber ich nicht!« schrie Ramp aus. »Warum zum Teufel soll es gut sein, daß seine Adresse bekannt ist, wenn er wahrscheinlich schon lange weg ist!«
Chickering sagte: »Das hat was mit der Psyche der Verbrecher zu tun. Sie kehren meistens nach Hause zurück.«
Ramp warf ihm einen angewiderten Blick zu und begann erneut auf und ab zu gehen.
Chickering wurde unmerklich blasser. »Wir arbeiten mit der Polizei von LA., von Pasadena, Glendale und den Sheriffs zusammen, Don. Alle haben ihre Computer eingesetzt.
Die Nummernschilder des Rolls stehen auf all ihren Listen. Auf ihn ist kein Wagen eingetragen, aber alle heißen Wagen werden überprüft.«
»Wie viele heiße Wagen gibt es? Zehntausend?«
»Alle suchen sie, Don, und sie nehmen es ernst. Er kann nicht weit kommen.«
Ramp ignorierte ihn, ging auf und ab.
Chickering wandte sich an mich: »Dieses Geheimnis hätten Sie lieber nicht für sich behalten sollen, Doktor.«
Ramp murmelte: »Das ist verdammt wahr.«
Ich sagte: »Ich verstehe Ihre Gefühle, aber ich hatte keine Wahl,
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