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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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entspannst? Entspann dich!«
    »Ich…«
    »Entspann dich, Melissa! Versuche nicht zu sprechen. Du brauchst nur zu atmen und dich zu entspannen. Tiefer und tiefer - ein und aus - ein und aus - dein ganzer Körper wird schwerer, tiefer und tiefer entspannt. Denke an angenehme Dinge - wie deine Mutter zur Tür hereinkommt, es geht ihr gut. Es wird ihr wieder gut gehen.«
    »Aber…«
    »Hören Sie mir zu, Melissa. Tun Sie, was ich sage. Wenn Sie durchdrehen, helfen Sie ihr nicht. Wenn Sie sich aufregen, helfen Sie ihr nicht. Wenn Sie sich Sorgen machen, helfen Sie ihr nicht. Sie müssen in bester Form sein, also atmen Sie und entspannen Sie sich weiter! Sitzen Sie?«
    »Nein, ich…«
    »Suchen Sie sich einen Sitzplatz und setzen Sie sich hin!«
    Rascheln und Plumpser. »Gut, ich sitze.«
    »Schön, jetzt suchen Sie sich eine bequeme Position. Strecken Sie die Füße aus und entspannen Sie sich. Atmen Sie langsam und tief. Mit jedem Atemzug entspannen Sie sich ein bißchen mehr.«
    Schweigen.
    »Melissa?«
    »Okay…, ich bin in Ordnung.« Atemlaute. »Gut, möchten Sie, daß ich komme?« Ein geflüstertes Ja.
    »Dann müssen Sie es so lange aushalten, bis ich da bin. Ich werde mindestens eine halbe Stunde brauchen.«
    »Okay.«
    »Sind Sie sicher? Ich kann am Telefon bleiben, bis Sie ganz ruhig geworden sind.«
    »Nein - ja, ich bin okay. Bitte kommen Sie, bitte!«
    »Halten Sie die Ohren steif«, sagte ich, »ich bin schon aus der Tür.«

13
    Leere Straßen, die in der Dunkelheit noch einsamer wirkten. Als ich den Sussex Knoll hinauffuhr, tauchte in meinem Rückspiegel ein Scheinwerferpaar auf und blieb dort beständig wie der Mond. Als ich am Tor der Nummer zehn einbog, erschien über den beiden weißen Lichtern ein blinkendes rotes Licht.
    Ich hielt an, schaltete den Motor aus und wartete.
    Eine Lautsprecherstimme sagte: »Steigen Sie aus, Sir.«
    Ich gehorchte. Ein Streifenwagen der Polizei von San Labrador hielt direkt hinter meinem Wagen, so daß sich unsere Stoßstangen einander fast berührten, die Scheinwerfer waren aufgeblendet, der Motor lief. Ich konnte die Abgase riechen, die Hitze des Kühlers spüren.
    Die Fahrertür ging auf, und ein stämmiger Polizist stieg aus, die eine Hand an der Pistolentasche. Er richtete etwas auf mich, der Lichtstrahl einer Stablampe blendete mich, und ich hielt automatisch den Arm vors Gesicht.
    »Beide Hände hoch in die Luft, wo ich sie sehen kann, Sir.«
    Ich tat, wie er mich hieß. Der Lichtstrahl fuhr meinen Körper hinauf und hinunter.
    Blinzelnd sagte ich: »Ich bin Dr. Alex Delaware, Melissa Dickinsons Arzt. Ich werde erwartet.«
    Der Bulle kam näher heran, bekam etwas von dem Halogenscheinwerferlicht des linken Torpfostens ab und verwandelte sich in einen jungen Weißen mit einer schweren, vorspringenden Kinnlade, aber dem Gesicht eines Boxers, seine Mütze tief in die Stirn gezogen.
    »Wer erwartet Sie, Sir?« Der Lichtkegel senkte sich, beleuchtete meine Hose.
    »Die Familie.«
    »Welche Familie?«
    »Dickinson-Ramp. Melissa Dickinson hat mich wegen ihrer Mutter angerufen und gebeten herzukommen. Ist Mrs. Ramp schon aufgetaucht?«
    »Wie, sagen Sie, ist Ihr Name, Sir?«
    »Delaware, Alex Delaware.« Mit einer Kopfbewegung deutete ich auf die Sprechanlage. »Rufen Sie doch im Haus an und prüfen Sie es nach!«
    Er überlegte, als handle es sich um eine schwierige, tiefgründige Sache.
    Ich fragte: »Kann ich die Hände herunternehmen?«
    »Gehen Sie rüber zum Heck Ihres Wagens, Sir. Legen Sie Ihre Hände auf den Kofferraum.« Während er mich im Auge behielt, ging er auf die Sprechanlage zu. Er drückte auf den Knopf und Don Ramps Stimme fragte: »Ja?«
    »Hier spricht Officer Skopek, San Labrador Police, Sir. Ich bin unten bei Ihrem Tor, habe hier einen Gentleman, der behauptet, er wäre ein Freund der Familie.«
    »Wer ist das?«
    »Mr. Delaware.«
    »Oh, ja, das ist in Ordnung, Officer.« Eine andere Stimme kam aus dem Kasten, laut und diktatorisch: »Noch etwas, Skopek?«
    »Nein, Sir.«
    »Suchen Sie weiter!«
    »Ja, Sir«, Skopek tippte sich an die Mütze und schaltete seine Taschenlampe aus.
    Die Torflügel begannen sich einwärts zu bewegen. Ich öffnete die Tür des Seville. Skopek folgte mir und wartete, bis ich die Zündung eingeschaltet hatte. Als ich den Gang einlegte, steckte er sein Gesicht zum Fenster herein und sagte: »Tut mir leid wegen der Unannehmlichkeit.« Aber es klang überhaupt nicht so, als ob es ihm leid tat.
    »Führen nur Ihre

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