Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Jorge kümmert sich um die Autos. Heute abend sind nicht so viele da, ist nicht viel los.«
    Melissa berührte den Jungen am Arm und sagte: »Komm, laß uns gehen.«
    Ramp fragte: »Wohin geht ihr?«
    Melissa antwortete: »Raus, sie suchen.«
    Ramp sagte: »Glaubst du wirklich…«
    »Ja, das tue ich. Komm, Noel.« Sie zupfte an dem roten Stoff seiner Jacke.
    Der Junge sah Ramp an.
    Ramp wandte sich an mich, aber ich spielte die Sphinx. Ramp schließlich: »Okay, Noel, betrachte dich für den Rest des Abends als beurlaubt. Aber seid vorsichtig…« Bevor er seinen Satz beendet hatte, waren die beiden schon zur Tür hinaus. Sie schlug krachend zu, mit einem Echo im ganzen Haus.
    Ramp starrte einige Augenblicke darauf, dann wandte er sich müde mir zu: »Möchten Sie etwas trinken, Doktor?«
    »Nein, danke. Ich werde in der Gabney-Klinik erwartet.«
    »Ja, natürlich.«
    Er begleitete mich zur Tür. »Haben Sie selbst Kinder, Doktor?«
    »Nein.«
    Das schien ihn zu enttäuschen.
    Ich sagte: »Es ist manchmal hart.«
    Er sagte: »Sie ist wirklich ein intelligentes Mädchen, manchmal habe ich den Eindruck, dadurch wird es für uns alle, sie eingeschlossen, noch schwerer. Gina hat mir gesagt, sie war bei Ihnen als kleines Kind in Behandlung.«
    »Im Alter von sieben bis neun.«
    »Von sieben bis neun«, wiederholte er, »zwei Jahre, also haben Sie mehr Zeit mit ihr verbracht als ich. Dann kennen Sie sie wahrscheinlich viel besser.«
    »Das ist lange her«, sagte ich, »damals habe ich eine andere Seite von ihr kennengelernt.«
    Er glättete seinen Schnauzer und nestelte an seinem Kragen herum. »Sie hat mich nie akzeptiert, wird es wahrscheinlich auch niemals tun. Stimmt’s?«
    »Das kann sich ändern«, sagte ich.
    »Kann es das?«
    Er öffnete die Tür, und ich trat in die Disney-Beleuchtung hinaus. Es wehte eine kühle Brise. Ich merkte, daß ich vergessen hatte, mir von Melissa den Weg zur Klinik beschreiben zu lassen, und machte ihn darauf aufmerksam.
    »Kein Problem, ich kenne den Weg in und auswendig. Bin schon oft dagewesen, wenn Gina mich brauchte.«

14
    Auf dem Weg nach Pasadena warf ich unwillkürlich Blicke in Garageneinfahrten, auf Büsche und Bäume, achtete auf dunkle Schatten, die nicht dahingehörten, auf blitzendes Chrom, die Umrisse einer weiblichen Gestalt. -Unsinnig, denn die Spezialisten hatten ja schon alles abgesucht: Ich sah in einem Umkreis von zehn Blocks drei Streifenwagen der Polizei von San Labrador, und einer folgte mir einen halben Block weit, bevor er die Patrouille wieder aufnahm.
    Unsinnig, denn die Straßen waren völlig leer - eine Gegend, die ihre Geheimnisse von den Straßen fernhielt. Wohin hatte Gina ihre mitgenommen? Oder hatte man sie ihr weggenommen?
    Trotz meiner aufmunternden Worte an Melissa war ich keineswegs überzeugt, daß es sich um einen improvisierten Ausflug von der Phobie handelte. Nach dem, was ich von Gina gesehen hatte, war sie empfindlich, leicht verletzlich, schon eine Meinungsverschiedenheit mit ihrer Tochter hatte einen Anfall ausgelöst. Wie konnte sie da in der realen Welt bestehen? Deshalb hielt ich während der Fahrt die Augen offen. Allen Vemunftgründen zum Trotz fühlte ich mich dadurch ein bißchen besser.
    Die Gabney-Klinik nahm ein weitläufiges Eckareal in einer vornehmen Wohngegend ein mit nur wenigen Apartmenthäusern und Geschäften. Das Gebäude war ursprünglich als Wohnhaus konzipiert - ähnlich einem großen Bungalow mit Veranda und einer breiten Rasenfläche. Kein Schild deutete auf seine Einrichtung. Ein weißer Saab Turbo 9000 blockierte die Zufahrt, so daß keine anderen Wagen hinein konnten. Ich parkte meinen Seville am Bordstein - Pasadena war toleranter als San Labrador - und ging den Weg hinauf zum Haus.
    Auf einem kleinen weißen Porzellanschild an der Eingangstür war der Name Gabney in schwarzen Blockbuchstaben gemalt. Der Türklopfer hatte die Form eines grimmigen Löwenkopfes. Als ich ihn fallenließ, vibrierte die Tür - genau im C-Ton, dessen war ich sicher.
    Eine zweite Lampe ging an, und einen kurzen Augenblick darauf öffnete sich die Tür: Ursula Cunningham-Gabney stand im Eingang. Sie trug ein modisches Strickkleid, das ihre schlanke, wohlgeformte Figur und ihre glatten, langen Beine betonte. Sie hatte ein hübsches Gesicht und sah, obwohl sie sich stark schminkte, nicht viel älter als dreißig aus. Sie machte auf seriös und traf ins Schwarze damit.
    »Dr. Delaware, kommen Sie herein.«
    »Alex«, erinnerte ich, »wenn

Weitere Kostenlose Bücher