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akzeptieren.«
Ein paar Extremitäten hoben sich gestikulierend. »Ganz und gar nicht. Meine geistigen Fähigkeiten stehen so weit über den ihren, dass sie sich von der Kluft zwischen uns gar keine Vorstellung machen können. Sie halten meine offensichtliche Überlegenheit für Gleichgültigkeit. Und bei ihrem Mangel an Interesse und ihren liederlichen Absichten halte ich es auch für zwecklos, meine Zeit zu opfern und sie erleuchten zu wollen. Das würde mir ohnehin weder meine Freilassung noch meine Heimkehr bescheren. Sie werden mich einfach an ein Volk verkaufen, das noch weniger intelligent ist als sie selbst.«
Konnte man einen K’eremu, oder zumindest diese eine K’eremu, überhaupt beleidigen?, fragte sich Walker. Er bevorzugte doch sehr die Gesellschaft seiner eigenen Art. Chicago gegen K’eremu. Bekloppt gegen versnobt.
»Dennoch bist du hier drin und sie dort draußen«, konnte er sich nicht verkneifen hinzuzufügen.
»Ein beklagenswerter Zustand, fürwahr«, bestätigte sie. »Traurigerweise kann selbst fortgeschrittene Intelligenz überrascht und unter ausreichender Anwendung roher Gewalt überwältigt werden. Und in deren Gebrauch sind die Vilenjji leider sehr bewandert. Raffinierte Argumentationen verlieren meist ihre bezwingende Eigenschaft, wenn sie mit der Mündung eines Gewehrs konfrontiert sind.«
Walker schwieg eine Weile, während sie zusammen im Nebel saßen und jeder seinen eigenen Gedanken nachhing und in eine aussichtslose Zukunft blickte. Danach klang er ziemlich gedämpft.
»Dann gibt es also für keinen von uns irgendeine Hoffnung? Hier heraus und nach Hause zu kommen, meine ich.«
»Stellst du dich jetzt absichtlich wieder dumm?« Sie blickte ihm forschend ins Gesicht, und er fragte sich, was sie darin sah. »Oder ist das echte Naivität? Man entkommt nicht von einem Raumschiff. Selbst wenn es möglich wäre, wohin sollte man sich dann wenden? Ich weiß nicht, wie lange du schon hier bist, aber da ich etwas über die Durchschnittsgeschwindigkeit dieses Schiffes weiß – wenngleich Geschwindigkeit nicht der akkurate Terminus ist, wenn es um die Physik interstellaren Reisens geht-, kann ich dir mitteilen, dass ich viele, viele Parsec von meinem Heimatsystem entfernt bin. Ich wage ernsthaft zu bezweifeln, dass du dem deinen viel näher bist.« Gliedmaßen veränderten ihre Lage. Der Nieselregen setzte wieder ein.
»Du kannst allerhöchstens auf Unterbringung bei einem verständnisvollen Käufer hoffen, auf einer Welt, die deiner eigenen ökologisch nicht unangenehm unähnlich ist. Darauf und auf ein verbleibendes Leben bei erträglicher Beschäftigung. Meine persönliche Befürchtung ist, dass ich nicht unter Augenmerk auf meine geistigen Fähigkeiten, sondern wegen der reizvollen Geschicklichkeit meiner Extremitäten verkauft werde, und dass man von mir verlangt, für Unterhaltung zu sorgen, indem ich mit den Gliedmaßen jongliere statt mit dem Verstand.«
Vor seinem geistigen Auge sah Walker sich dazu verdammt, auf einer unvorstellbar fremden Welt zu leben, ein Hundehalsband zu tragen und Seite an Seite mit George angekettet zu sein.
»Es muss irgendetwas geben, was wir tun können«, protestierte er. Dasselbe hatte er schon dem Hund gesagt, und dessen stumme Antwort hieß »Steck deinen Kopf zwischen die Beine, und sag deinem Arsch auf Wiedersehen«. Walker bezweifelte, dass er die auch von Sque bekommen würde. Zumal ihr das entscheidende Körperteil fehlte.
Ihre Antwort fiel in der Tat weniger bildhaft aus, war aber deshalb nicht ermutigender. »Für die Vilenjji bist du nichts weiter als aufgewendete Zeit, Arbeit und Geld. Diesen Aufwand wollen sie sich zuzüglich eines Profits zurückerstatten lassen. Keine Bitten, keine Intelligenzbeteuerungen – wie schwierig die sich auch beweisen ließe –, Wutausbrüche oder Appelle an eventuelle ethische Werte, die die Vilenjji haben mögen, nichts wird dich zu deiner Heimatwelt zurückbringen. Ich habe das schon andere versuchen sehen – das alles und noch mehr. Nichts funktioniert. Die Vilenjji sind unnachgiebig. Sie sind auch groß, physisch mächtig, entschlossen und körperlich abstoßend. Du solltest besser darauf achten, gesund zu bleiben. Es gibt nichts, was du tun kannst.«
Er stand auf. »Vielleicht gibt es nichts, was du tun kannst, trotz all der Intelligenz, mit der du dich brüstest! Aber ich werde hier rauskommen. Eines Tages, irgendwie, werde ich hier rauskommen.« Er drehte sich heftig um, rutschte aus und
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