Safer (S)EX (German Edition)
Weg gestellt.
„Entschuldigung“, sagte sie zwar höflich, doch der Blick aus ihren Augen legte nahe, dass sie ihm am liebsten eins auf die Nase gegeben hätte. „Es war ein langer Tag“, fuhr sie in neutralem Ton fort, „und ich muss morgen früh ab fünf Uhr einige Telefoninterviews geben. Wenn es dir also nichts ausmacht, würde ich vorher gern wenigstens ein paar Stunden schlafen.“
Jared kam sich vor wie der böse Bube, schon zum zweiten Mal in dieser Nacht. Er ließ sie vorbei und sah ihr nach, wie sie zum Ende des Busses ging. „Was ist ein Telefoninterview?“, fragte er noch.
Doch ihre einzige Antwort war das Klicken der sich schließenden Schlafzimmertür, und er drehte sich zum Rest der Band.
Eddie sagte nur: „Ich geh dann mal“, und verließ den Bus.
Hank durchsuchte den Kühlschrank hinter der Küchentheke.
„Bist du so gut und gibst mir mal die Flasche Jack Daniels, Hank?“, fragte Nell. „Ich kann einen Schluck vertragen.“
Und Jared begriff: Er stand in der Rangordnung noch unter der Küchenschabe, und man machte sich nicht einmal die Mühe, ihn zu zertreten. Er setzte sich wieder aufs Sofa.
Nachdem sie sich einen Whisky eingeschenkt und hinuntergestürzt hatte, beschloss Nell aber anscheinend, Mitleid mit ihm zu haben, denn sie drehte sich um und sah ihn freundlich an. Das war ein riesiger Fortschritt.
„Ein Telefoninterview wird aufgezeichnet und dann im Morgenprogramm gesendet, was bedeutet, dass man kurz vor dem Morgengrauen aufstehen muss, wenn es Interviews hier für die Westküste sind. Zum Glück stehen keine Interviews für die Ostküste auf dem Programm, die müssten von hier aus nämlich noch mal drei Stunden eher geführt werden.“
„Ja“, stimmte Hank zu. „Es wäre schlimm, ihr noch mehr aufzuhalsen, wo Wild Wind sich so kränkend verhält und Sie den Wachhund spielen lässt. Mehr sollte sie jetzt wirklich nicht ertragen müssen.“
„Dann sollte ich jetzt wohl einfach ins Bett gehen und Sie alle in Ruhe lassen.“
„Ja, das wäre eine gute Idee“, meinte Hank. „Wobei es natürlich verdammt schade wäre, wenn Sie sich gerade gemütlich eingerichtet hätten und wir Sie wieder aufscheuchen müssten, wenn wir ins Bett gehen. Weil Sie vielleicht eine Schlafkoje ausgesucht haben, die lieber einer von uns gehabt hätte.“
Jared rutschte auf der Bank ein Stück tiefer, schob sich den Hut über die Augen, streckte die Beine aus und verschränkte die Arme über der Brust. Er nahm sich vor, ohne weitere Beschwerden auf P. J.s Band zu warten – auch wenn nur der Himmel wusste, wann Eddie zurückkehren würde. Was für ein verdammter Mist!
Der Mann fuhr gerade zu seiner Arbeit als Sicherheitsbeamter in der Stadt Iowa. Er verlangsamte seine Fahrt auf dem Highway 38, um auf die Interstate 80 aufzufahren, ohne den Lastwagen hinter sich aus den Augen zu lassen, und drehte das Radio lauter.
„… also bleiben Sie dran“, sagte der Moderator. „Hier ist Dan the Man McVann mit den besten Hits am Morgen. Nach ein paar kurzen Minuten Werbung sind wir wieder da, um einen kleinen Plausch mit Priscilla Jayne zu halten.“
Der Mann fand die Werbeminuten ganz und gar nicht kurz und rutschte ungeduldig auf dem Fahrersitz hin und her. Er hatte dieses Frühjahr bereits drei Briefe an Priscilla Jayne geschrieben, aber noch keine einzige Antwort erhalten. Es waren äußerst schmeichelhafte Briefe gewesen – zumindest die ersten beiden. Im Brief vom letzten Samstag hatte er natürlich seine Meinung zum mangelnden Respekt gegenüber ihrer Mutter loswerden müssen.
„Und hier sind wir wieder!“, beendete der Moderator die wachsende Anspannung des Mannes. „Unser Gast heute Morgen ist Priscilla Jayne, deren neues Album Watch Me Fly tatsächlich von den Regalen in die Taschen der Käufer zu fliegen scheint. Herzlich willkommen.“
„Danke, Dan“, erwiderte die raue Stimme, an die der Mann sich noch gut aus der Fernsehshow erinnern konnte. „Ich freue mich sehr, heute hier zu sein.“
„Wie ich unseren Hörern gerade sagte, hat Ihre neue CD offenbar ebenfalls zum Höhenflug in den Charts angesetzt.“
„Ja, ist das nicht fantastisch?“ Ihr volles Lachen ertönte aus den Lautsprechern. „Das Album scheint sich gut zu verkaufen, und ich bin meinen Fans für die Unterstützung sehr dankbar.“
Der Mann, der beim Klang ihres Lachens noch gelächelt hatte, verzog das Gesicht. „Dann könntest du ihnen auch antworten, wenn sie sich schon die Mühe machen, dir zu
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