Sag, dass du eine von ihnen bist
Nanfang gebracht und gesagt hatte, er hätte mit fünf Kindern gerechnet. Ein unbehagliches Schweigen hing zwischen den beiden Männern. Zu viert waren wir wie eine Insel im Strom der die Kirche betretenden Gläubigen.
»Okay, Gott segne dich«, sagte Fofo Kpee und knuffte ihn in die Seite. »Lass uns osọ darüber reden.«
»Dieses Morgen kommt doch nie«, sagte Big Guy und schlug einen schärferen Ton an.
»Du Niete! Wer hat dich geschickt, dass du mir mein Familienerntefest verdirbst?«
Beim Klang von Fofos Stimme drehten sich einige Leute um und starrten Big Guy an. Zwei Kirchendiener bahnten sich einen Weg durch die Menge, als rechneten sie damit, dass es gleich Streit geben würde.
»Nur ein Witz«, sagte Big Guy und ließ ein nervöses Lachen hören.
»Will ich auch hoffen«, gab Fofo glucksend zurück, und die Leute gingen wieder ihrer Wege.
Gleich drehte sich Big Guy zu uns um, hockte sich vor Yewa hin, strich ihr kurz über die Baseballmütze und griff nach unseren Händen. Trotz der schlechten Nägel waren seine Handballen weich und sanft. »Ach, was sind unsere Kinder schön«, sagte er.
»Danke, monsieur «, erwiderten wir.
»Mann, Fofo behandelt euch gut, ja?«
»Ja, macht er, monsieur .«
» Abeg , appellez-moi Big Guy. Nur Big Guy. Okay?«
»Ja, Big Guy«, sagte meine Schwester und nickte.
»Und du?«, fragte Big Guy an mich gewandt.
»Ja, Big Guy … monsieur «, antwortete ich.
»Ach nee, nee«, sagte er und schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ist das so schwer? Big Guy, bloß Big Guy. Deine klei
ne Schwester kriegt das hin.« Er wandte sich wieder an Yewa. »Bist bestimmt clever in der Schule, abi ?«
»Ja, Big Guy«, sagte Yewa und leckte sich aufgeregt die Lippen.
»Keine Sorge, das mit dem Namen kriegt Kotchikpa auch noch hin«, sprang Fofo mir bei, als Big Guy sich erhob. »Lass dem Jungen doch ein bisschen Zeit, Mann … richtig, Kotchikpa?«
»Ja, Fofo«, sagte ich.
»Da hörst du's«, sagte Fofo Kpee zu Big Guy und schüttelte ihm wieder die Hand, während er sich die Stoffbahnen seiner agbada über die Schulter drapierte. Sein Lächeln war so breit, dass die Spannung zwischen Lippe und linkem Augenlid nachließ und beide Augen gleich groß wirkten. » Etẹ n'gan dọ? Sind ja zum Erntedank gekommen. Abeg , schließ dich uns in Frieden an.«
» Pourquoi pas? «, sagte Big Guy achselzuckend. »Weißt ja, unser Gott ist kein schwacher Gott … bringt dich und mich für was Besseres zusammen.«
» Yeah , genau, bei uns heißt's, der Mensch soll dem Menschen ein Gott sein«, erwiderte Fofo. »Hunger, Krankheit, Unglück, leere Taschen – von heute an schafft unser himmlischer baba das für uns ab. Gott hat Satan schon in den Schatten gestellt.«
»Bist du arm, dann, weil du ein Sünder bist. Also stimmt was nicht mit dir. Und Gott straft dich«, sagte Big Guy.
Zu viert saßen wir in der ersten Reihe der Kirche. Als es Zeit fürs eigentliche Erntefest wurde, gingen wir zum Portal. Fofo lief nach draußen und rollte die Nanfang herein. Die zwei Kirchendiener halfen ihm, das Motorrad die drei Eingangsstufen hinaufzuwuchten.
Wie zwei Ministranten standen Yewa und ich am Kopf der Prozession, unser Tanz zugleich schüchtern und aufgeregt, nicht
ganz im Rhythmus mit dem Gesang und den lauten Trommeln. Dann kamen Fofo Kpee und die Nanfang. Er führte das Motorrad so majestätisch herein wie eine Braut. Trotzdem schaffte er es noch manchmal, sich tief zu bücken, umzudrehen, die agbada schwungvoll zu richten und dann zu raffen. Hätte der Hahn gekräht, der von uns mitgebracht und irgendwem irgendwo weit hinten in der Prozession gegeben worden war, hätte das kein Mensch gehört, so laut waren die Trompeten.
Kaum ließen die Trompeten ein wenig nach, gab jemand in der Kirche ein lautes Jodeln zum Besten. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es Big Guy war. Wie eine Wolkensäule ragte er hinter uns auf. Er tanzte elegant, einzigartig, bückte sich nicht wie Fofo, sondern blieb aufrecht, als ließe es sein Anzug nicht zu, dass er sich krümmte oder die langen Beine streckte. Also schüttelte er sich nur und fuhr wie ein Weberknecht behutsam Arme und Beine aus.
Den Mittelgang hinter ihm füllte die Schar der tanzenden Gratulanten mit ihren Geschenken, mit Süßkartoffeln, Obst, amala- Mehl und dem Toilettenpapier, das wir von zu Hause mitgebracht hatten. Wie Statuen standen die Kirchendiener in diesem Durcheinander und hielten Körbchen in die Menge, in die wir
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