Sag, dass du eine von ihnen bist
aller Macht fest, während der Pastor seine Segenssprüche darauf herabprasseln ließ. Schließlich legte er uns die Hände auf den Kopf, und die Gläubigen ließen das Geld in den Klingelbeutel fallen, wobei sie darauf achteten, dass niemand betrog und sein Geld gegen einen kleineren Schein eintauschte oder es zurück in die eigene Tasche steckte.
Für unsere Party daheim am Nachmittag hatte sich Fofo weiße Plastikstühle und eine vielfarbige Plane zur Überdachung geliehen. Köchinnen brachten das Essen in coolas und teilten es an unsere Gäste aus. Die Menge war nicht übermäßig groß, doch hatte Fofo die Sandpiste vor unserem Haus sperren lassen, damit es aussah, als platzte die Party aus allen Nähten. In unserem Teil der Welt war eine Party, die den Verkehr nicht zum Erliegen brachte, keine richtige Party.
Sobald sich die Gelegenheit ergab, stand Fofo Kpee auf und hob mit seiner Komikerstimme an zu sprechen: »Leute, Nachbarn, honton se lé , Familie, diesen Tag hat uns der Herr gegeben …«
»Ja, freuen wir uns!«, antworteten wir lachend.
Er räusperte sich und rief: »Halleluuu …«
»Halleluuuja«, schrie die Menge.
»Schaut, mein Bruder und seine Frau, die leben im Ausland, und die haben mir das zokẹkẹ da geschickt!« Er deutete auf die Nanfang, die wie bei einer Ausstellung ganz für sich unter dem Mangobaum stand. »Versteht ihr, ich sterbe nicht als armer Mann«, fuhr er fort. »Immer nur agbero, das ganze Leben, das ist doch nix, muss was tun, muss Geld machen. Ich kann jetzt Leute auf meinem zokẹkẹ rumkutschieren für Geld. Ihr müsst ganz oft mit mir fahren, okay? Ihr kommt schließlich nicht einfach her und esst meinen Reis für nix und wieder nix, klar?«
»Du fährst uns, bis du selber keine Lust mehr hast!«, rief jemand. »Klare Sache, Smiley Kpee.«
»Ich meine, guckt euch mein Gesicht an.«
Er strich über seine Narbe, zog an seiner Lippe, und die Leute begannen zu lachen.
»Vogelscheuche!«, rief eine Frau, den Mund voller Reis.
»Keine Angst, wenn ich viel, viel Geld hab, lass ich mich operieren … hab dann nicht mehr die ganze Zeit 'n Grinsegesicht wie jetzt. N'do na dio -Gesicht se , Militärgesicht. Dann weiß una nicht mehr, ob ich sauer bin oder traurig oder ob ich lüg … ich meine, jetzt, wer weiß denn schon, ob ich mich wirklich freu?«
Noch mehr Gelächter. » Agbero! Nanfang-Agbero! «
Er hielt inne und wies dann mit fuchtelndem Zeigefinger auf Big Guy. »Passt bloß auf, dass ihr nicht werdet wie der, mein neuer Freund, der mich bei meinem eignen Erntefest blamiert!«
Die Leute lachten, und Big Guy schüttelte amüsiert den Kopf, stand auf und rief: » Mon peuple , hab ich heut Morgen in der Kirche nicht gut getanzt?«
»Yeah, echt gut sogar«, rief die gutgelaunte Menge.
» Mais, il est un bon homme , richtig guter Mann«, sagte Fofo Kpee. » Na mein neuer Freund … Wurd grad erst hierher ver
setzt. Lernt ihn schon noch besser kennen … Jetzt aber, jetzt freut euch für mich, dugbe se to ayawhenume se , wenn ich erst mal reich bin, kommt ihr nicht mehr an mein Tor, da hab ich dann nämlich Hunde, o, comme Lazarus.«
»Dann bleib lieber agbero bis in alle Ewigkeit«, sagte jemand.
Er wartete, bis das Lachen verklang, ehe er sagte: » Kai , könnt euch 'nen andern Affen suchen, der die Kokosnüsse für euch vom Baum holt … Egal, mal im Ernst: Hab 'n vollen Bauch heut, weil ich mich so freue, weil mein Bruder und seine Frau, die haben mich belohnt; sie sagen, ihren Kindern geht's prächtig.«
»Möge der Herr sie segnen«, rief jemand.
Fofo Kpee zeigte zu uns herüber, und die ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf uns.
Yewa und ich hörten auf, uns mit Reis vollzustopfen, und blickten uns an. Ich war so durcheinander, als hätte ich Fofo nicht richtig gehört. Meine Eltern wohnten doch im Dorf und nicht im Ausland. Und wieso hatte Big Guy das Motorrad von meinen Eltern in Braffe geholt? Nein, das konnte nicht stimmen. So reich würden meine Eltern nie werden, selbst wenn sie wieder völlig gesund wären. Also redete ich mir ein, er hätte gesagt, sie hätten sich erholt und dieses Fest sei ihnen zu Ehren. Mit bloßen Händen stopfte ich mir einen Berg jollof- Reis in den Mund und schlug mir den Bauch voll. Die Köchinnen hatten Uncle Ben's-Reis genommen, weshalb wir ihn ohne Angst vor irgendwelchen Steinchen hinunterschlingen konnten. Den Streifen gebratenen Zebrabärbling, schmal wie ein Süßkartoffelchip, bewahrte ich bis zum
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