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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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unsere Naira- und Cefa-Scheine warfen. Kaum hatten wir uns vor dem Altar versammelt, trat Pastor Concord Adeyemi vor, bärtig, untersetzt und hager. Er trug einen kohlschwarzen Anzug, und über seinem Schlips baumelte ihm ein beachtliches Kruzifix um den Hals. Er hatte jheri -Locken.
    »Jetzt zeigt her eure Gaben und hebt sie hoch zu Gott, auf dass er sie segne … Amen!«, donnerte er ins Mikrofon.
    »Amen!«, antwortete seine Gemeinde.
    Die Leute begannen, in ihren Taschen nach Geld zu kramen. Yewa und ich zückten die zwanzig Naira, die uns Fofo eigens zu diesem Anlass gegeben hatte. Er hatte gesagt, es sei wichtig, dass wir heute einen Zwanziger hochhielten, nicht die Einer-
Münze, die wir bei anderer Leute Erntefest herzeigten. Heute sei kein Tag, uns zu zieren, hatte er gesagt. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass er selbst einen Hunderter in der Hand hielt. Die Kirchendecke war wie gepflastert mit Naira- und Cefa-Scheinen, die von vielen hundert Händen in die Höhe gehalten wurden.
    »Höher hinauf zum Herrn«, sagte der Pastor. »Und gesegnet sei der Name Jesu!«
    »Amen.«
    »Noch höher, sage ich … Und ihr werdet vom Herrn bekommen, was ihr ihm gebt. Wir müssen diese Kirche zu Ende bauen. Amen?«
    »Amen.«
    »Macht euch heute keine Schande … Gebt mehr für den Herrn. Heute ist euer Sonntag der Erlösung, euer Durchbruch. Du da, beleidige den Herrn nicht, indem du so wenig gibst.« Er zeigte auf einen Mann hinten in der Kirche, zu dem sich nun alle umdrehten. »Bessert euch, und schon morgen könnte der Herr euch auch mit einer Nanfang segnen. Die Armut ist Satans Fluch … Und der Herr ist willens, diesen Fluch von euch zu nehmen. Glaubt ihr?«
    »Ja, wir glauben.«
    Manch einer tauschte seinen Schein gegen einen Schein mit einer größeren Zahl aus.
    »Und verderbt Smiley Kpee nicht den Tag. Er ist seit Jahren ein treuer Christ, okay? Bringt seiner Nanfang kein Unglück!«
    »Gott bewahre, Gott bewahre!«, donnerte die Gemeinde.
    »Verderbt auch diesen beiden Kindern nicht den Tag!« Er streckte die Hand aus und berührte erst Yewa, dann mich. »Möge euch der Herr in seiner unendlichen Güte segnen. Möge euch das Glück immer hold sein, Amen!«
    »Amen.«
    »Und ihr könnt auch euren Nachbarn segnen«, sagte er zu seiner Gemeinde. »Was hält euer Nachbar in die Höhe?« Ge
murmel kam auf, als die Gläubigen daraufhin miteinander redeten und manch einer spöttisch zum anderen meinte, er könne doch gewiss noch mehr Geld rausrücken. Big Guy wisperte Fofo Kpee etwas ins Ohr, gab ihm zehntausend afrikanische Franc und steckte dafür die hundert Naira ein, und beide Männer lächelten. Fofo war so glücklich, dass ihm Tränen in die Augen traten. »Unser Gott ist ein reicher Gott, kein Hungerleider«, sagte der Pastor.
    »Amen.«
    »Und passt auf, dass euer Nachbar nicht versucht, wieder in die Tasche zu stecken, was er dem Herrn gezeigt hat. Amen!«
    »Amen.«
    Er gab dem Chor ein Zeichen, der daraufhin »Der Herr wird heute jemanden segnen« anstimmte.
    Der Herr wird heute jemanden segnen
    Der Herr wird heute jemanden segnen
    Der Herr wird heute jemanden segnen
    Der Herr wird heute jemanden segnen
        Ich könnte das sein
        Du könntest das sein
    Es könnte jemand an deiner Seite sein
    Der Herr wird heute jemanden segnen
    Der Herr wird heute jemanden segnen
     
    Während wir sangen, wurden die Körbchen mit unseren Gaben über das Altargeländer an die stellvertretenden Pastorinnen gereicht, zwei Frauen von Pastor Adeyemi. Sobald sie die Körbe hinter dem Altar verstaut hatten, gesellten sie sich zu uns und stimmten in den Segen ein – zwei hochgewachsene, elegante Gestalten, die sich ihren Weg durch die Menge bahnten, eine Hand auf den Bauch der Schwangeren legten und dabei
flüsterten: » Omo ni iyin oluwa  … Kinder sind ein Beweis der Güte Gottes.«
    Als dann der Pastor herabstieg, um die Nanfang zu segnen, bat er uns erneut, das Geld in die Höhe zu halten. Er betete, Gott möge unseren Haushalt segnen und Fofo vor dem Satan schützen. Doch als er sich vorbeugte, nach dem Motorrad griff und mit dem »Feuer, Heiliger Geist!«-Segen begann, verlor er die Beherrschung. Seine jheri -Locken flogen in alle Richtungen, sein Kruzifix schlug gegen den Tank. Um die Nanfang vor jedem Unglück zu bewahren, schüttelte und rüttelte er sie, bis sich die Gesichter von Fofo Kpee und Big Guy verdüsterten. Aus Angst um ihr Motorrad griffen sie nach der Maschine und hielten sie mit

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