Sag doch Ja, John
Wunder, sie hatte nicht mal vier Stunden Schlaf bekommen, weil sie gestern so lange wach gelegen und über ihre Situation nachgedacht hatte.
Wie dem auch sei, sie musste jetzt wirklich aufstehen. Im Halbschlaf stolperte Courtney durchs Schlafzimmer und auf das Bad zu. Sie war noch so schlaftrunken, dass sie John gar nicht erblickte, bevor sie die Tür hinter sich geschlossen und sich dem Raum zugewandt hatte. Als sie ihn dann aber sah, nahm sie gar nichts anderes mehr wahr. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Vor ihr stand John Gabriel – fast nackt.
An Schulter und Oberkörper hafteten immer noch vereinzelte Tropfen Duschwasser, und das war auch schon so ziemlich alles, was an ihm haftete.
Ansonsten trug er bloß ein Handtuch, das er sich um die Hüfte geschlungen hatte und das auch nur das Nötigste bedeckte. Sein perfekter Waschbrettbauch blieb dabei vollkommen frei. Courtney wurden die Knie weich. Sie fühlte sich ähnlich wie gestern auf der Hochzeit, als er Courtney geküsst hatte.
Erschrocken sog sie die Luft ein, und John zuckte zusammen – er hatte Courtney nicht hereinkommen hören. Er wich vom Spiegel zurück, und die Zahnbürste glitt ihm aus den Fingern. Nachdem er sie wieder aufgehoben hatte, schaute er Courtney an. Sofort wurde ihm am ganzen Körper heiß.
Seit
wann
gab
es
eigentlich
Nachthemden
aus
Spinnenweben?
Das
Kleidungsstück, das Courtney gerade trug, war kaum blickdichter als Cellophanfolie, zumindest nicht in diesem Licht. John konnte sich nicht beherrschen, er ließ den Blick anerkennend über sie schweifen. Also gut, mit ihrer hochmütigen Art und ihrer nicht gerade einnehmenden Persönlichkeit konnte er herzlich wenig anfangen, aber an ihrem Aussehen hatte er rein gar nichts auszusetzen. Die Dame war ganz zweifellos eine Augenweide. Das machte es ihm nicht gerade leicht, da er sich doch auf keinen Fall in etwas verstricken wollte.
Es war John durchaus bewusst, dass er unbedingt etwas sagen musste, bevor sich die Situation noch weiter zuspitzte. Aber zunächst hielt er es für sicherer, Courtney den Rücken zuzukehren. Nun hatte er bloß den Badezimmerspiegel vor sich, und der war von den Duschdämpfen so beschlagen, dass er die betörende Frau darin zum Glück nicht sehen konnte.
John ließ Wasser in seinen Zahnputzbecher laufen. „Du starrst mich so an, was ist denn los? Ich benutze nicht deine Zahnbürste, falls du dich das gerade fragst.“
Courtney spürte den Saum ihres Nachthemdes am Oberschenkel, dabei fiel ihr wieder ein, wie kurz es war. Sie wünschte, sie hätte daran gedacht, einen Bademantel überzuziehen. Andererseits hätte John die Tür abschließen sollen. So hatten sie das schließlich gestern abgemacht.
Aber nein, er musste ja gegen jede Regel angehen, die man ihm auferlegte!
Genau wie Courtney selbst.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn vorwurfsvoll an. „Du solltest doch die Tür abschließen, wenn du hier drin bist.“ Ihr kritischer Tonfall weckte böse Erinnerungen an seine erste Ehe. „Es ist noch früh.“ Er spülte den Mund, dann spuckte er aus. „Ich hätte nicht gedacht, dass Leute aus deiner Welt überhaupt vor zwölf Uhr mittags aufstehen.“
„Leute aus meiner Welt?“ wiederholte sie empört. Was fiel ihm eigentlich ein, sie einfach in eine Schublade zu stecken? Wütend reckte sie das Kinn vor. „Was weißt du denn schon von meiner Welt?“
John musste sich eingestehen, dass seine Wortwahl alles andere als glücklich war, aber im Moment ärgerte er sich zu sehr über Courtneys Tonfall, als dass er sich auch noch bei ihr entschuldigen wollte. Mit tiefer, gefährlicher Stimme sagte er schließlich: „Ich war einmal mit jemandem aus deiner Welt verheiratet.“ Courtney war wie vom Donner gerührt. Das hatte sie nun wirklich nicht geahnt!
Auf einmal wurde ihr bewusst, dass es eine ganze Menge gab, was sie noch nicht von dem Mann wusste, der da fast nackt in ihrem Badezimmer stand. Während Courtney sich seine Erwiderung durch den Kopf gehen ließ, musste sie an das aufgeweckte Mädchen denken, das sie darum gebeten hatte, ihre Mommy zu werden. Die Kleine war diejenige, der Courtneys Herz zuflog.
„Du meinst… Katies Mutter?“
Eigentlich sprach John gar nicht gern von Diane, die Bemerkung war ihm eben in seiner Wut herausgerutscht. „Ganz genau“, sagte er schließlich, als er seine Gefühle wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. „Katies
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