Sag doch Ja, John
sie ansah, und seine Miene wirkte seltsam. Courtney hatte keine Ahnung, was nun in seinem Kopf vorging. Wahrscheinlich war er wütend auf sie, weil sie sich zu weit vorgewagt hatte.
Nun denn, er macht es ja nicht anders, dachte sie ärgerlich. Er wagt sich auch viel zu weit vor. Gut, in ihr Haus hatte sie ihn von selbst gelassen. Doch nun befürchtete sie, dass er irgendwann einen ganz anderen Ort erobern würde…
einen Ort, an dem er überhaupt nichts zu suchen hatte.
„Okay“, sagte John nun. „Ich bin fertig im Bad und überlasse jetzt dir das Feld.“ Courtney betrachtete ihn kurz. „Du ziehst dir aber noch etwas Angemessenes an, hoffe ich.“
Diese Frau ließ aber auch keine Gelegenheit aus, ihn herumzukommandieren!
„Und was wäre angemessen für ein Kreuzverhör?“
Sie bezweifelte, dass es tatsächlich dazu kommen würde. Auf der Hochzeitsfeier schien Parsons recht angetan von John gewesen zu sein, obwohl er nicht viel von ihm mitbekommen hatte.
„Versuch es am besten mit dem anthrazitfarbenen Nadelstreifenanzug“, schlug sie vor.
„Ich besitze gar keinen anthrazitfarbenen Nadelstreifenanzug.“
„Doch“, gab Courtney zurück und führte ihn in das Ankleidezimmer, in dem ihre Kleiderschränke standen. „Und zwar hängt er gleich hier, neben dem beigefarbenen Armani.“
John hatte angenommen, dass die Herrenkleidung im Schrank einem früheren Partner gehört hatte, der das Haus Hals über Kopf verlassen und daher nicht mehr die Zeit gefunden hatte, seine Sachen zu packen. Nun schaute sich John genauer in dem Schrank um. Dort hingen mehr Anzüge als in der Herrenabteilung eines Kaufhauses und so viele Krawatten, dass John ganz schlecht wurde.
„Da hast du dir aber jede Menge Arbeit gemacht“, bemerkte er.
„Oder zumindest derjenige, den ich mit dem Einkauf beauftragt habe“, erklärte sie. Nachdem sie John regelrecht dazu gezwungen hatte, ihr seine Konfektionsgröße zu nennen, hatte sie den ehemaligen Herrenausstatter ihres Vaters mit der Zusammenstellung einer angemessenen Garderobe beauftragt.
Nun zog Courtney den besagten Anzug aus dem Schrank und überreichte ihn John. Dabei musste sie sich selbst gegenüber eingestehen, dass sie ihn viel lieber im Handtuch sah.
Dann drehte sie sich um und verließ das Ankleidezimmer. Dabei war sie sich sehr wohl bewusst, dass John sie beobachtete. Und obwohl sie genau wusste, was für ein billiger Trick das war, wiegte sie sich dabei ganz sanft in den Hüften.
8. KAPITEL
Fast zwei Wochen war die Hochzeit mittlerweile her, und Courtneys dreißigster Geburtstag rückte immer näher. Für diesen Tag hatte sie sich vorgenommen, eine große Party zu feiern, um John offiziell ihrem Freundeskreis vorzustellen.
Gerade hatte sie mit Mandy telefoniert und sie eingeladen. Nun musste sie bloß noch John darüber informieren, was ihm bevorstand…
Seufzend stand sie von ihrem Schreibtisch auf. Hoffentlich würde John sich diesmal etwas kooperativer zeigen als am ersten Tag nach der Hochzeit, als Parsons morgens mit einigen Unterlagen vorbeigekommen war. Statt den anthrazitfarbenen Nadelstreifenanzug anzuziehen, den sie ihm nahe gelegt hatte, war John einfach in Jeans und Hemd erschienen. Offenbar machte es ihm Spaß, sie zu provozieren, das konnte sie an dem aufmüpfigen Lächeln erkennen, das auf seinen Lippen lag, als er die Treppe herunterkam, um den Anwalt zu begrüßen.
Er provozierte sie sogar noch weiter, indem er seine Rolle als verliebter Ehemann bis zum Äußersten ausreizte, immer wieder ihr Haar berührte und ihr den Arm um die Schulter legte. Das tat er so überzeugend, dass sie ihm seine Rolle selbst fast abnahm – wenn sie es nicht besser gewusst hätte.
Das Treffen mit dem Anwalt lief sehr viel besser, als sie gehofft hatte. Als Parsons sich auf den Weg machte, versprach er, den ersten Teil der Erbschaft bis zur Mittagszeit auf ihr Konto überwiesen zu haben.
„Die zweite Rate folgt dann in einem Jahr“, informierte er sie, als sie schon an der Haustür standen. „Den Rest muss ich natürlich noch bis zum Abschluss des zweiten Ehejahres zurückbehalten.“
„Natürlich“, gab sie zurück. Mittlerweile kannte sie den Mann viel zu gut, als dass sie noch insgeheim hoffen konnte, er würde ihr das gesamte Vermögen, das er bisher für sie verwaltet hatte, in einem Rutsch zukommen lassen.
Parsons schaute an ihr vorbei zu John. Er war mit Katie im Wohnzimmer geblieben, während Courtney den Anwalt zur Tür brachte. Courtney
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