Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
erneutes Blitzlichtgewitter flammt auf.
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass Natasha vor ih rem Tod irgendwo gefangen gehalten wurde. Ihr früheres Zuhause, ein Bauernhaus außerhalb von Bingham war am Samstagabend Schauplatz eines Doppelmords. Wir sind mittlerweile sicher, dass Natasha irgendwann im Laufe des Abends dort war. Wir wissen nicht, ob sie eine Rolle beim Tod von William Heyman und seiner Frau Patricia gespielt hat, doch sie ist offensichtlich vor Ausbruch des Feuers aus dem Farmhaus geflohen, durch das Eis des zugefrorenen Sees gebrochen und an Unterkühlung gestorben.
Wie Sie sicherlich alle wissen, wurde Natasha McBain nicht allein vermisst. An jenem Tag ist ein weiteres minderjähriges Mädchen verschwunden: Piper Hadley, zum Zeitpunkt ihres Verschwindens fünfzehn Jahre alt. Im Namen der Familie möchte ich die Öffentlichkeit um Hilfe in beiden Fällen bitten.
Irgendjemand weiß, was mit Piper geschehen ist. Irgendjemand weiß, wo sie und Natasha gefangen gehalten wurden. Vielleicht haben Sie die Mädchen gesehen oder beobachtet, wie sich jemand verdächtig benommen hat. Es könnte ein Freund oder Nachbar sein, ein geliebter Mensch, der ein geheimes Leben führt, einen Keller oder einen Verschlag besitzt, den Sie nicht betreten dürfen. Jemand, der einen ungewöhnlichen Tagesrhythmus hat.«
»Hat die Polizei zwischenzeitlich Kontakt zu dem Entführer gehabt?«, ruft ein Reporter von der Tür.
»Nein.«
»Haben Sie einen Beweis dafür, dass Piper noch lebt?«
»Nein.«
»Sie könnte also tot sein.«
Sarah Hadley wendet sich mit stählerner Stimme an den Fragesteller. »Unsere Tochter lebt.«
Drury legt eine Hand auf ihre Schulter. Sarah verstummt.
»Der Chief Constable hat eine Revision der ersten Ermittlung im Licht der neuen Erkenntnisse angeordnet. Insbesondere suchen wir Zeugen, die Piper Hadley und Natasha McBain am Abend des 30. August 2008 gesehen haben. Das war der letzte Abend des Bingham Summer Festivals, ein Samstag.« Drury blickt direkt in die Fernsehkameras. »Sind Ihnen die Mädchen vielleicht aufgefallen? Haben Sie mit ihnen gesprochen? Haben Sie sie in einen Wagen steigen sehen? Bitte vergessen Sie alles, was Sie bislang über den Fall gehört oder gelesen haben. Die Polizei weiß nämlich nicht bis ins Letzte darüber Bescheid, was Piper und Natasha in den letzten Stunden vor ihrem Verschwinden getan haben.«
Drury zieht einen Zettel aus der Tasche und entfaltet ihn auf dem Tisch.
»Ich werde heute den ungewöhnlichen Schritt machen und Details eines psychologischen Profils veröffentlichen, das Professor Joseph O’Loughlin erstellt hat, ein Psychologe, der uns unterstützt. Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, werde ich nicht das komplette Profil bekannt geben, doch ich werde gewisse Details nennen, von denen ich hoffe, dass sie Erinnerungen auslösen oder Zeugen dazu bewegen werden, sich zu melden.
Laut Professor O’Loughlin ist der gesuchte Verdächtige wahrscheinlich zwischen fünfunddreißig und fünfundfünfzig Jahre alt, überdurchschnittlich intelligent und hat ausgeprägte Ortskenntnisse.
Dies war keine zufällige Entführung – er hat Piper und Natasha aus einem bestimmten Grund ausgewählt. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass er sie kennt.
Er lebt vermutlich allein oder in einem häuslichen Arrangement, bei dem niemand seine Abwesenheiten hinterfragt. Er hat ein eigenes Haus oder einen Keller, wo er Natasha McBain festgehalten hat. Er hat ihr Lebensmittel, Wasser und Kleidung gebracht … irgendjemand muss ihn kommen und gehen gesehen haben.
Er war am vergangenen Samstagabend während des Schneesturms unterwegs. Vielleicht haben Sie ihn gesehen. Er könnte nach Rauch gerochen oder verschmutzte Kleidung getragen haben. Bitte melden Sie sich, wenn Sie irgendwelche Informationen haben.«
Wieder werden Fragen gerufen, und Drury hebt eine Hand und bittet um Ruhe.
»Bitte, Sie bekommen noch Gelegenheit, Fragen zu stellen. Können wir bitte zunächst Mr und Mrs Hadley zu Wort kommen lassen?«
Er schiebt das Mikrofon über den Tisch. Dale Hadley beugt sich vor.
»Als Erstes möchte ich … ich meine, möchten wir … uns bei der Öffentlichkeit für ihre Unterstützung und Freundlichkeit bedanken. Gleichzeitig möchten wir Natashas Familie unser Beileid aussprechen und sagen, wie leid es uns tut, dass sie es nicht nach Hause geschafft hat. Ich weiß, dass ihre Familie die Hoffnung nie aufgegeben hat.« Er ergreift Sarahs Hand. »Genauso wenig wie
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