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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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nicht, aber ich glaube, sie mochte ihn.«
    »Sie mochte ihn?«
    »Ja, sie mochte ihn. Wollen Sie jetzt alles wiederholen, was ich sage?«
    Unten betritt Augie Shaw einen quadratischen Kasten aus kugelsicherem Glas. Die Leute recken die Hälse, um einen Blick auf ihn zu erhaschen, weil sie ein Gesicht zu dem Verbrechen haben wollen: Sie wollen keinen Menschen sehen, sondern ein Monster.
    Augie nimmt mit Handschellen gefesselt zwischen zwei Justizbeamten Platz. Er wendet den Kopf und sucht irgendjemanden auf der Besuchergalerie. Sein Blick verharrt bei einer kleinen Frau mit zerzaustem Haar und einer spitzen Nase in der ersten Reihe. Seine Mutter, noch keine fünfzig, sie trägt eine dünne Jeansjacke und schwarze Jeans.
    Augie winkt. Sie lächelt nervös, ängstlich vor dem, was kommt.
    Der Anklagevertreter beginnt. »Euer Ehren, bei dem Verbrechen handelt es sich um einen besonders grausamen Doppelmord. Einem Ehemann wurde der Schädel eingeschlagen, eine Ehefrau und Mutter wurde bei lebendigem Leib angezündet. Eine schnelle Entscheidung ist natürlich zu begrüßen, jedoch keine überstürzte, weshalb die ermittelnden Detectives zusätzliche Zeit brauchen. Sie möchten weitere Recherchen anstellen und den Verdächtigen noch eingehender befragen.«
    Augies Anwalt, ein junger Pflichtverteidiger namens Reddrop, verhaspelt sich bei seinem eigenen Namen, als er sich vorstellt.
    »Euer Ehren, mein Mandant hat umfassend mit der Polizei kooperiert und zugesichert, für weitere Befragungen bereitzustehen. Mr Shaw ist aus der Gegend und lebt nicht weit von hier bei seiner Mutter. Er hat keinerlei Vorstrafen, jedoch eine Vorgeschichte psychischer Probleme, die ihren Ursprung in seiner Kindheit haben. Seine Psychologin ist heute hier. Sie ist der Ansicht, dass sich Mr Shaws psychische Verfassung in der Untersuchungshaft verschlechtern wird. Er leidet unter Klaustrophobie und hat Angst vor Autoritätspersonen.«
    Richter Eccles räuspert sich. »Nimmt er Medikamente, Mr Reddrop?«
    »Ja, Euer Ehren, aber seine Psychologin Dr. Naparstek versichert mir, dass er keine Bedrohung für irgendjemanden darstellt und sich strikten Meldeauflagen unterwerfen wird …«
    Der Staatsanwalt hat sich gar nicht erst die Mühe gemacht, Platz zu nehmen.
    »Bis vor zwei Wochen hat der Beschuldigte Gelegenheitsarbeiten für die Heymans erledigt. Dann wurde er gefeuert, und zwar wegen unangemessenen Verhaltens im Zusammenhang mit im Haus vermissten Kleidungsstücken – Unterwäsche, die der Tochter der Heymans gehörte. Sie fürchtet um ihre Sicherheit, wenn Mr Shaw aus der Haft entlassen wird.«
    »Wurde der Diebstahl angezeigt?«
    »Nein.«
    »Mein Mandant weist diese Beschuldigungen zurück«, unterbricht Mr Reddrop. »Er hat ausgesagt, dass er in jener Nacht zum Haus der Heymans gefahren ist, um ausstehenden Lohn abzuholen, und dabei über ein Verbrechen gestolpert ist. Er hat sich die Hände bei dem Versuch verbrannt, das Paar zu retten.«
    »Er ist vom Tatort geflohen«, sagt der Staatsanwalt.
    »Er wollte Hilfe holen und hatte eine Art Blackout.«
    »Wie passend.«
    Richter Eccles unterbricht die beiden Männer und weist sie an, sich zu setzen. Er kritzelt etwas auf ein Stück Papier und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, wobei ein leiser Pfeifton aus seiner Nase dringt wie von einer stümperhaft gespielten Flöte.
    »Ich werde dem Antrag der Polizei stattgeben. Die Detectives bekommen achtundvierzig Stunden zusätzlich.« Er wendet sich an Augie. »Mr Shaw, Sie werden noch ein wenig länger in Schutzhaft bleiben, doch ich werde ausdrücklich anweisen, dass man sich gut um Sie kümmert. In der Zwischenzeit möchte ich, dass ein komplettes psychologisches Gutachten erstellt wird.«
    Augie sieht seinen Anwalt an und will eine Erklärung. Mr Reddrop zuckt traurig die Schultern.
    »Wann darf ich nach Hause?«, fragt er laut.
    »Sie bleiben in Haft.«
    »Aber ich will nach Hause.«
    Augie wird von zwei Justizbeamten abgeführt. Victoria Naparstek versucht, ihm ein Zeichen zu geben.
    »Ich muss mich übergeben«, sagt er.
    »Nicht hier«, sagt einer der Beamten.
    In der Halle des Gerichtsgebäudes bahnt Victoria sich einen Weg zwischen den wartenden Reportern und hält Ausschau nach Reddrop. Sie fängt ihn ab, bevor er den Ausgang erreicht. Ich kann ihr Gespräch nicht hören, aber sie ist offensichtlich eine überzeugende Frau.
    »Wir dürfen ihn sehen«, sagt sie und schiebt ihren Arm unter meinen. »Augie wird erst später ins

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