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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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vertrocknetes Roast Beef.
    John Leece lässt sich auf einen Stuhl fallen und starrt aus dem Fenster, als würde er etwas betrachten, das er nicht völlig scharf erkennen kann.
    »Ich habe nie wirklich verstanden, was die Leute an Alkohol finden, aber manchmal wünschte ich mir, ich würde trinken«, sagt er. »Es scheint die Leute zu trösten. Mein Vater hat das Zeug nicht angerührt, aber meine Mutter hat manchmal einen Sherry oder auch ein großes Radler getrunken.«
    »Was haben Sie da drinnen gesehen?«
    »Dazu kann ich nichts sagen, bevor ich mit der Polizei gesprochen habe.«
    »Okay, wir reden nicht über die Obduktion. Ich stelle Ihnen allgemeine Fragen.«
    Er nickt.
    »Wie lange kann ein Mensch ohne Schutz in einem Schneesturm wie dem am Samstag überleben?«
    »Es ist eine Frage von Stunden.«
    »Die Prellungen und Schnittwunden …«
    »Sie ist in einem Schneesturm herumgeirrt. Sie könnte gegen Bäume geprallt, in Gräben gefallen sein.«
    »Niemand hat sie vermisst gemeldet.«
    »Vielleicht stammt sie nicht aus der Gegend.«
    »Man hat kein Fahrzeug gefunden.«
    Dr. Leece presst die Daumen in seine Augenhöhlen. »Ich weiß nicht. Manchmal bin ich dankbar, dass ich das menschliche Verhalten nicht verstehen muss.«
    Augie Shaw hat eine Frau gesehen, die barfuß mitten auf der Straße stand. Es muss dieselbe gewesen sein. Sie hat ihre Schuhe nicht an dem See ausgezogen. Sie hatte überhaupt keine Schuhe an. Warum ist sie weggelaufen? Was hat sie in dem Schneesturm draußen gemacht? Vor wem ist sie geflohen?
    »Ist Ihnen rund um die Leiche irgendwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, frage ich.
    »Wir haben einen Hund gefunden.«
    »Was?«
    »Er war mit ihr eingefroren. Vielleicht ist der Hund nach ihr in den See gesprungen, oder sie hat versucht, ihn zu retten. Im Wasser wurde sie von der Kälte überwältigt und hatte nicht mehr die Kraft, sich wieder herauszuziehen.«
    »War es ein schwarz-weißer Jack Russell?«
    Der Pathologe starrt mich an. »Wie können Sie das wissen?«
    »In dem Bauernhaus ist ein Hund verschwunden. Klein, schwarz-weißes Fell. Wahrscheinlich ein Jack Russell, dachte ich.«
    »Der Hund der Heymans?«
    »Ja.«
    »Warum war er bei dem Mädchen?«
    Dieselbe Frage habe ich mir auch gestellt, und ich komme immer wieder auf etwas zurück, das Grievous mir über das Bauernhaus erzählt hat.
    »Bewahren Sie zahnmedizinische Akten von Vermissten auf?«
    »Selbstverständlich.«
    »Können Sie für mich jemanden nachsehen?«
    »Sicher. Wen?«
    »Ein Mädchen, das vor ein paar Jahren verschwunden ist. Natasha McBain.«
    Dr. Leece’ Blick zuckt hinter seinen Brillengläsern. »Sie war eins von den Bingham Girls.«
    »Ihre Familie hat früher in dem Bauernhaus gewohnt, aber sie sind weggezogen, nachdem Natasha verschwunden ist.«
    Der Pathologe öffnet den Mund, eine halb formulierte Frage auf den Lippen.
    »Und der Hund?«
    »Was, wenn die Familie ihn zurückgelassen hat?«

10
    Charlie wartet in der Hotelsuite auf mich, ausgebreitet auf einem der Einzelbetten, wie vom Leben gelangweilt. Ich küsse sie auf die Stirn. Sie blickt an mir vorbei auf den Fernseher. Stumm. Voller gerechtem Zorn.
    Das Zimmer hat einen tristen Hotelkettencharme, dunkelblaues Interieur, eine hohe Decke mit kunstvoller Gipsrosette über einer Hängelampe.
    »Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich bin aufgehalten worden.«
    »Den ganzen Tag?«
    »Ich habe dir eine Nachricht hinterlassen.«
    »Wer war die Frau, mit der du geredet hast?«
    »Verzeihung?«
    »Du hast nach deinem Vortrag vor dem College mit ihr geredet.«
    »Eine alte Bekannte.«
    »Wart ihr zusammen Mittag essen?«
    »Ja.«
    »Sie sieht sehr gut aus.«
    »Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Dad. Nicht.«
    »Was nicht?«
    »Stell dich nicht dumm.«
    Auch ohne ihr Gesicht im Spiegel zu sehen, weiß ich, dass sie schmollt.
    »Sie heißt Victoria Naparstek. Sie ist Psychologin und wollte mit mir über einen ihrer Patienten sprechen.«
    »Augie Shaw.«
    »Woher weißt du das?«
    »Es kam gerade in den Nachrichten. Er wird im Zusammenhang mit den Morden in dem Bauernhaus vernommen. Hat er es getan?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Er sieht aus wie ein Psycho.«
    »Wir nennen sie nicht Psychos.«
    »Es heißt, er hätte eine Frau bei lebendigem Leib angezündet.«
    »Angeblich. Und du solltest nicht über so etwas nachdenken.«
    »Worüber soll ich denn nachdenken?«
    »Über das Zölibat.«
    Sie sitzt mit verschränkten Beinen auf dem Bett, die Hände im Schoß, und

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